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ag-waffenrecht - Re: [Ag-waffenrecht] Schießerei Frankfurt

ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Waffenrecht

Listenarchiv

Re: [Ag-waffenrecht] Schießerei Frankfurt


Chronologisch Thread 
  • From: Heiko Humbert <heiko.humbert AT gmx.de>
  • To: ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-waffenrecht] Schießerei Frankfurt
  • Date: Tue, 28 Jan 2014 11:27:15 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-waffenrecht>
  • List-id: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht.lists.piratenpartei.de>

volker t.:

> Stimmt. Das war allerdings in Europa nach dem Untergang des römischen
> Reiches nicht mehr der Fall. Der Grund lag darin, dass es keine zentrale
> Gewalt mehr gab die für Recht und Ordnung sorgte. Stattdessen gab es nur
> noch Häuptlinge oder Stammesfürsten und keine allgemein verbindlichen
> Rechtsnormen ausser der Fehde oder sogar Blutfehde.

Teils - teils. Es gab durchaus noch die alten Stammesrechte, die eher
auf "Ausgleich" statt auf drakonische Strafen oder Fehden setzten. Die
ko-existierten immer neben dem römischen Recht. Sowohl Kelten als auch
Germanen hatten eigene Rechtssyteme. Nur haben wir leider so gut wie
keine Schriftzeugnisse davon. Cäsars "De Bello Gallico" der die Germanen
und Kelten als Barbaren darstellte und Tacitus' Aufzeichnungen (bzw. den
von Plinius d.J. zusammengestellten Briefsammlungen), in denen die
Barbaren als edle, geradlinige Leute dargestellt wurden. Beides ist so
stark ideologisch/politisch gefärbt, daß man davon nur auf die
beabsichtigte Rezeption durch die Römer schließen kann. Viele andere
Schriftzeugnisse wurden von christlichen Eiferern vernichtet. Auf Island
allerdings haben sich viele der alten Regeln bis ins Hochmittelalter
(und sogar bis heute) gehalten - trotz Christianisierung. Und da haben
wir auch gute Aufzeichnungen.

> Daraus kann man
> schließen, dass bei Abwesendheit verbindlicher gesellschaftlicher und
> rechtlicher Normen sowie einer zentralen Gewalt zur Durchsetzung dieser
> Normen und Gesetze jeder Staat scheitern muss - Failed State.

Teilweise Zustimmung. Eine zentrale Gewalt braucht es aber nicht
unbedingt. Das germanische Rechtssytem war eher dezentral und - für
damalige Zeiten - erstaunlich demokratisch. War halt ein Verbund von
unterschiedlichen Stämmen, die sich aber auf ein gemeinsames Rechtssytem
geeinigt hatten.

Familie -> Sippe -> Clan -> Stamm -> andere Stämme

> Solche brandgefährlichen Zustände sind in den Anfängen auch hier zu
> beobachten, siehe Artikel von Cathy weiter oben, oder die als
> Gefahrengebiete ausgewiesenen Stadtteile in Hamburg, sog. no-go-areas in
> manchen Städten, Organsisierte Kriminalität oder, oder, oder....

Das geht Richtung Anomie und selbstgebastelte "Clans-Strukturen", die
sich von den allgemeingültigen Gesetzen abgrenzen und ein eigenes, sehr
diffuses Regelwerk aus unterschiedlichsten Quellen installiert.
Etliches davon basiert auf dem "Recht des Stärkeren". Die Polizei traut
sich oft nicht mehr in manche "no-go"-Gebiete rein. Nicht mal Feuerwehr
oder Notdienste können ohne Anfeindungen in solchen Gebieten agieren.

> Wenn nun ein Richter wie Cathy geschrieben hat Gewalttäter deshalb mit
> milden Urteilen davonkommen läßt, weil Gewaltanwendung (Blutrache,
> Ehrenmorde etc.) zu den kulturellen Charakteristika eines Täters gehört,
> so ist das absolut das falsche Signal für Täter und Gesellschaft.
> Wird demnächst der sizilianische Mafioso auch mit soviel Nachsicht
> rechnen dürfen? Immerhin gehört die Mafia irgendwie auch zur kulturellen
> Charakteristik auf Sizilien.

Gegen die organisierte Kriminalität wird auch nicht ernsthaft was
unternommen. Das Geflecht zwischen Politik und OK ist recht eng.
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/mafia-in-deutschland-im-schlaraffenland-1604753.html

> An diesen Zuständen müssen die legalwaffenablehnenden Politiker
> arbeiten, wenn sie die Gewaltkriminalität und den Waffenmissbrauch in
> den Griff kriegen wollen.

Pfff - Der Waffenmissbrauch ist doch derart gering, daß man da nur was
macht, wenn es imagefördernd ist. Und auch dann gibt es meist nur
Symbolhandlungen, sowie unnütze und unnötige Gesetze.

Gegen die Gewaltkriminalität wäre ein Kraut gewachsen: Aufstockung der
Personalstärke bei der Polizei, rigoroses Durchgreifen (vor allem bei
Intensivtätern) und Schnellrichter, die zeitnah urteilen und nicht erst
ein Jahr später. Das mit dem Schnellrichter und dem durchgreifen wird
hier bei Fußballspielen gemacht, mit exzellentem Ergebnis. Gewalttäter
werden "on-the-spot" gegriffen und in einem Nebenraum des Stadiums vor
den Richter gestellt. Die Gewalt ist mit einem Schlag um über 70%
zurückgegangen.






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