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Betreff: Ag-umwelt mailing list
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- From: Gunnar Kaestle <gunnar.kaestle AT gmx.net>
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- Subject: Re: [Ag-umwelt] Atommüll als Energiequelle?
- Date: Thu, 02 Aug 2012 09:04:03 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
- List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>
Rainer Klute (Piratenpartei Deutschland) schrieb:
Selbst wenn Transmuation GELÄNGE (wieder bewußt den Konjunktiv
gewählt), so ist der dann entstehende 300 Jahre strahlende Müll
zeitlich nicht unkritisch: wir haben ja jetzt schon bei "nur" 40
Jahren KK Probleme mit der sicheren Entsorgung.
Was die Nuklearia bzw Rklute verschweigt ist der Umstand, dass dieser
300-Jahre Atommüll umso intensiver strahlt! DIESER Müll wäre
außerordentlich gefährlich.
Wie gesagt: mach einen besseren Vorschlag.
Zum Thema Konjunktiv ein paar Fakten, aus denen jeder seine eigenen
Schlüsse ziehen mag:
* *Rußland* führt die Transmutation mit dem BN-600 seit 32 Jahren ganz
praktisch und im Leistungsbetrieb vor (Nachfolger sind im Bau bzw.
geplant).
* Es liegen umfangreiche Erfahrungen aus dem Betrieb anderer
Transmutationsreaktoren vor, speziell mit dem EBR-II (Pool-Bauweise,
Metallkern!) in den USA.
* Indienbaut gerade einen Schnellen Brüter und hat vier weitere in der
Pipeline.
* China will bis 2050 Schnelle Reaktoren mit einer Gesamtleistung von
200 GW bauen (1.400 GW bis 2100).
* Areva *(Frankreich)* und Rosatom *(Rußland)* haben gerade erst eine
Zusammenarbeit bei Schnellen Reaktoren vereinbart.
* Die USA zeigen plötzlich Interesse am Schnellem Forschungsreaktor
Monju in Japan.
* GE Hitachi bietet Großbritannienan, deren Plutonium mit Hilfe zweier
PRISM-Reaktoren unschädlich zu machen. Die Abrechnung erfolgt nicht
etwa für Bau und Betrieb der Reaktoren, sondern für jedes
verarbeitete Kilogramm. Mit anderen Worten: GE Hitachi geht nicht
davon aus, daß es hier bloß um einen Konjunktiv geht.
Warten wir mal ab. Die Kunden solcher Anbieter sind sehr konservativ, risikoavers und langfristig denkende Unternehmen. Bis aus den ersten Demonstrationsanlagen breite Betriebserfahrungen geworden sind, spielen sie IMHO energiewirtschaftlich keine Rolle mehr, weil sie ökonomisch einfach nicht attraktiv genug sind und als Grundlastkraftwerk passen sie nicht mehr ins System. Was soll ich mit einem teueren Kraftwerke mit zwar niedrigen Grenzkosten, das aber regelmäßig von Windparks und Solaranlagen mit noch niedrigeren Grenzkosten unterboten wird?
Insbesondere vor der Solarenergie hätte ich als EVU Respekt. Mit dem Erreichen der Grid Parity wird auch zugebaut, ohne dass man gesellschaftlich vereinbarte Fördersysteme braucht. Das ist dann ein autokatalytischer Prozess, der nur noch im Sinne eines logistischen Wachstums zu stoppen sein wird.
Ähnlich sehe ich es mit der Kernfusion. Tolle Grundlagenforschung im Bereich der Plasmaphysik, Materialkunde und Kyrotechnik, aber glaubt wirklich jemand, dass in 50 Jahren jemand die Solarzelle auf dem Dach, die Windräder am Dorfrand plus die verteilte (Kurzfrist) Speicherinfrastruktur aus 40 Mio Elektrofahrzeugen gegen teure Grundlastkraftwerke tauschen will, die aus ökonomischen Gründen immer Strich fahren wollen?
Ich bin davon überzeugt, dass aus Kostengesichtspunkten ubiquitäre Stromerzeugung in dezentralen regenerativen Anlagen nicht durch große, kapitalintensive Komplexe abzulösen ist. "Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen" Die Wege Richtung Abstellgleis sind IMHO schon recht fest festzementiert, im Wesentlichen durch den vielen Beton und Stahl, der für den Bau von Kernkraftwerken notwendig ist und die aufwendige Qualitätskontrolle. Es ist darauf zu achten, dass letztere auf diesem hohen Niveau bleibt.
Gruß,
Gunnar
PS. Kurz vor den Grenzen des Wachstums hat die IAEA im Jahre 1974 prognostiziert, dass in 2000 rund 4500 GW installierte Kernkraftwerksleistung installiert sein wird. Ich bin davon überzeugt, dass die chinesischen Ankündigungen ähnlich zu werten sind und dass hier eine Phasenverschiebung von rund 30-40 Jahren vorliegt. Ich wette eine SMA Aktie, dass in 2020 die Solarenergie als Tagesstromproduzent in China einen höheren Stellenwert genießen wird als die Kernenergie. Schau Dir doch mal die Entwicklung der chinesischen Windenergie an. Was meinst Du was los ist, wenn das Solarvirus aka Grid Parity dort entfesselt wird. Wer wird dann noch Grundlastkraftwerke bauen wollen oder mit einem frisch gebauten zufrieden sein, wenn tagsüber einem regelmäßig die Marktpreise zerschossen werden?
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- Re: [Ag-umwelt] Atommüll als Energiequelle?, Gunnar Kaestle, 02.08.2012
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- Re: [Ag-umwelt] Atommüll als Energiequelle?, Hanns-Jörg Rohwedder, 09.08.2012
- Re: [Ag-umwelt] Atommüll als Energiequelle?, Guido Körber, 09.08.2012
- Re: [Ag-umwelt] Atommüll als Energiequelle?, René Heinig, 09.08.2012
- Re: [Ag-umwelt] Atommüll als Energiequelle?, Guido Körber, 09.08.2012
- Re: [Ag-umwelt] Atommüll als Energiequelle?, Bernd, 09.08.2012
- Re: [Ag-umwelt] Atommüll als Energiequelle?, Frank Roeder, 09.08.2012
- Re: [Ag-umwelt] Atommüll als Energiequelle?, Guido Körber, 09.08.2012
- Re: [Ag-umwelt] Atommüll als Energiequelle?, Guido Körber, 09.08.2012
- Re: [Ag-umwelt] Atommüll als Energiequelle?, Hanns-Jörg Rohwedder, 10.08.2012
- Re: [Ag-umwelt] Atommüll als Energiequelle?, Gunnar Kaestle, 10.08.2012
- Re: [Ag-umwelt] Atommüll als Energiequelle?, René Heinig, 09.08.2012
- Re: [Ag-umwelt] Atommüll als Energiequelle?, Guido Körber, 09.08.2012
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