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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Wer_bin_ich? / generativ versus regenerativ

ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Wer_bin_ich? / generativ versus regenerativ


Chronologisch Thread 
  • From: Bernd <bernd.schreiner AT piraten-thueringen.de>
  • To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
  • Cc: info AT lacaleta.de, Mailingliste der AG Energiepolitk <energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de>, schrage AT nixus.net
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Wer_bin_ich? / generativ versus regenerativ
  • Date: Fri, 18 May 2012 10:03:43 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

+1

ums kurz zu machen

:)

Und ja, machtn nen erläuternden Artikel aus dem Text und ich pack ihn online :)


Am 17.05.2012 um 11:36 schrieb pirates AT email.de:

Ahoi Christopher, Frank, Thomas und alle Energie- und Umweltpiraten,

zunächst ein herzliches Willkommen an Christoper! Wir feuen uns, dass wieder ein Energiepirat mehr an Bord ist.

Neben deiner Begrüßung ist wieder einmal die Diskussion um den Begriff "generativ" in eine neue Runde gegangen. Ich habe hier schon mehrfach um Solidarität gebeten, was unseren seit 2009 entwickelten Antrag zur Energiepolitik betrifft. Die AG Energiepolitik hat daran lange gearbeitet und wir haben vor mehr als einem Jahr auch mit der AG Umwelt eine gemeinsame Linie gefunden, so dass nun beide AGs als Antragsteller auftreten. In etlichen Bundesländern, zuletzt nahezu wörtlich in Bayern, diente unser Antrag als Grundlage. Das gilt auch für Jan Hemmes Konkurrenzantrag, der ja mit unserem Antrag weitestgehend übereinstimmt. Der wesentliche Unterschied ist, wie Frank schon ausführt, dass Jan den Begriff "generativ" ablehnt. Über weitere Gründe, warum er nun unbedingt einen Konkurrenzantrag einbringt, kann man spekulieren. Ich schließe mich außerdem der Einschätzung von Thomas an, dass solche Konkurrenzanträge insgesamt die Wahrscheinlichkeit verringern, dass überhaupt das Thema Energiepolitik beim nächsten BPT auf die Tagesordnung kommt. Man hätte sich im Vorfeld einigen können, so wie das ja zwischen der AG Energiepolitik und der AG Umwelt ja auch möglich gewesen ist.

Nun zu den Begriffen generativ und regenerativ. Wir haben darüber lange diskutiert, ich war zunächst auch etwas skeptisch, bin jetzt aber davon überzeugt, dass die Einführung dieses Begriffs sinnvoll ist. Grundsätzlich ist es in einer wissenschaftlich orientierten Welt nicht ungewöhnlich, neue Begriffe zu definieren, wenn die bestehenden nicht mehr genügen. Genau das ist durch die Prägung des Begriffs "generativ" geschehen. Auch die wissenschaftliche Sprache ist eine lebendige Sprache. In der Diskussion um erneuerbare Energien ist das Wörtchen "erneuerbar" in der Kategorisierung der Energiequellen nicht mehr trennscharf genug. Um unser Programm transparent und verständlich zu gestalten, benötigen wir aber klar definierte und trennscharfe Begriffe. Durch die von Vielen, auch von den Grünen, verwendete Gleichsetzung erneuerbar=regenerativ wird alles undifferenziert in einen Topf geworfen; wir wollen hier klarer sagen, wofür wir stehen. Im gegenwärtigen Sprachgebrauch versteht man unter erneuerbaren (regenerativen) Energiequellen solche, die gemessen an menschlichen Zeithorizonten für beliebig lange Zeiträume zur Verfügung stehen. Dazu gehören also Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft, Gezeiten, Geothermie und Energie aus Biomasse. Fossile Energieträger und Atomkraft gehören nicht dazu, da die Vorräte absehbar endlich sind. Man erkennt schon aus dieser Aufzählung, dass die Biomasse eine Sonderstellung einnimmt, denn sie erfordert einen durch Menschen gestalteten Kreisprozess und ist außerdem noch in eine große Zahl unterschiedlicher Methoden (Energiepflanzen wie Mais, Grünschnitt, Hackschnitzel, Algen, Bioabfälle...) unterteilt. Wenn man Begriffe schon wörtlich nehmen möchte, dann passt erneuerBAR eigentlich nur auf die Energiegewinnung aus Biomasse. Die anderen Energiequellen stehen ohne das menschengemachte (was durch die Silbe -bar impliziert wird) Gestalten eines Kreisprozesses permanent zur Verfügung. Zur Unterscheidung wurden auch schon die Begriffe biotisch und abiotisch diskutiert. Man könnte diese permanent zur Verfügung stehenden Energiequellen treffender als "selbsterneuernd" bezeichnen, da in diesen Fällen die Energiequellen für kosmische Zeiträume zur Verfügung stehen und die Energie nur "geerntet" werden muss. Nun, wir waren der Meinung, dass dafür das Wort "generativ" am besten passt, weil es sehr deskriptiv ist, weil es eingängiger ist als „selbsterneuernd“ und weil der Begriff regenerativ ja schon im Sprachgebrauch verankert ist. Durch die Gegenüberstellung von generativ und regenerativ bleibt man so in einer schon bekannten Begrifflichkeit und differnziert diese lediglich, wodurch die gewünschte Trennschärfe am besten erreicht wird. In unserem Antrag kommt dies auch klar zum Ausdruck: in generativen Energiequellen wird die nutzbare Energie unmittelbar durch Naturkräfte "erzeugt". Aber warum sind diese generativen Energiequellen nun "besser" als die regenerativen? Weil Energiegewinnung aus Biomasse in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion steht, vergleichsweise ineffizient ist und in der Gesamtbilanz aus wissenschaftlich belegbaren prinzipiellen Gründen schlechter abschneidet. Das wurde auch schon mal auf einem BPT diskutiert. Es gab eine Zweidrittelmehrheit für generativ und daher steht das bereits so in unserem Programm. Und dort soll es auch bleiben. Ich sehe keinen Grund, das zu ändern und ich glaube ferner, dass heute wie damals eine Zweidrittelmehrheit pro generativ besteht. Im Übrigen unterscheiden wir uns durch unsere differenziertere und tiefer bohrende Beschäftigung mit der Materie auch positiv von anderen Parteien. Warum sollten wir den von anderen Parteien geprägten Sprachgebrauch unreflektiert übernehmen, anstatt ihn sinnvoll zu präzisieren. Warum sollten wir diesen Vorteil, den wir dadurch in der öffentlichen Darstellung haben, ohne Not aufgeben?

Der wissenschaftliche Hintergrund kann in einem Programmantrag natürlich nicht erschöpfend ausgeleuchtet werden. Dort genügt es, zu sagen was gemeint ist. Wir haben hier aber oft genug auch den wissenschaftlichen Hintergrund diskutiert. Dennoch will ich nochmals versuchen, da etwas beizusteuern. Wen das nicht interessiert: bitte nicht weiter lesen.

Wir wissen alle, dass Energie nicht wirklich erzeugt, sondern lediglich in verschiedene Formen wie mechanische, thermische oder elektrische Energie umgewandelt werden kann. Die Energiebilanz der Erde ist weitgehend ausgeglichen, d.h. es wird genauso viel Energie in Form von Wärmestrahlung ins Weltall abgegeben wie Energie durch die Sonne auf die Erde eingestrahlt wird. Gegen diese riesige Energiemenge ist der geringe Beitrag der unmittelbar (also ohne Bezug zur Sonneneinstrahlung) auf der Erde frei werdenden Wärmeenergie (durch Gravitation [Gezeiten und Erdwärme] sowie Isotopenzerfall [ebenfalls Erdwärme]) vernachlässigbar. Nebenbei: durch CO2, Methan etc. wird die Abstrahlung der thermischen Strahlung behindert, was in einer Erderwärmung resultiert. Fazit ist also, wir erzeugen keine Energie, sondern wandeln diese nur um. Die wesentlichen Faktoren bei dieser Umwandlung sind der Wirkungsgrad und letztlich die Entropie. Die Sonne strahlt hochfrequente (hochenergetische) Photonen auf die Erde ein und diese sendet sehr viel mehr niederfrequente (niederenergetische) Photonen wieder aus, aber eben genau so viele, dass die Energiebilanz zu Null wird. Dadurch entsteht auf der Erde Entropieverringerung eine im Vergleich zum umgebenden Sonnensystem, dessen Entropie insgesamt ansteigt. In der wissenschaftlichen Literatur wird dies als „Entropiepumpe“ bezeichnet. Geringe Entropie bedeutet, dass hochgeordnete und komplexe Strukturen (Leben) durch Selbstorganisationsprozesse entstehen können, ansteigende Entropie bedeutet Unordnung, Chaos und Zerfall. Wenn wir Energie in für uns nutzbare Energieformen umwandeln, so erhöhen wir damit zwangsläufig die Entropie. Diese Entropieerhöhung ist bei der Nutzung fossiler Energieträger weit höher als bei erneuerbaren Energien. Und bei den generativen Energieträgern ist die Entropieerhöhung mit Abstand am geringsten. Anders ausgedrückt: man kann die Sonnenenergie prinzipiell mit dem höchsten Wirkungsgrad und damit der geringsten Entropieerhöhung direkt in andere Energieträger umwandeln. Jeder zwischengeschaltete Kreisprozess, sei er nun kuzfristig über Energiepflanzen oder in erdgeschichtlichen Zeiträumen über fossile Energieträger, führt zu einer zusätzlichen Entropieerhöhung. Deshalb sind die generativen Energiequellen vorzuziehen. Unsere wichtigste generative Energiequelle ist die Sonne, daneben kommen auch Erdwärme und Gezeiten in Frage. Die Sonnenenergie direkt zu nutzen ist entropisch gesehen das Beste, was man machen kann. Allerdings muss man auch hier die Gesamtbilanz sehen, da beispielsweise die Herstellung und Entsorgung von Solarzellen ebenfalls mit einbezogen werden muss. Auch die Windkraft und die Wasserkraft sind mittelbare Sonnenenergie, die ohne unser Zutun so lange zur Verfügung steht, wie die Sonne brennt und es auf der Erde Wasser und eine Atmosphäre gibt. Es kam mal der Einwand, dass irgendwann die Sonne erlöschen wird, so dass in diesem Sinne auch diese generative Energiequelle nicht unendlich lange zur Verfügung stehen kann. Wenn man weiter spinnen will, kann man aber sagen, dass wir in einer Milliarde Jahre entweder ausgestorben sind oder in der Lage, in ein anderes Sonnensystem umzuziehen. Wenn alle Sonnen erloschen sind, bleiben uns bis ans Ende der Zeit noch schwarze Löcher, die unter Abgabe von Hawking-Strahlung zerfallen, so dass auch da noch Inseln mit Leben möglich sind.

Herzlicher Gruß

Hartmut



Grüße,
Bernd

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