ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Ag-umwelt mailing list
Listenarchiv
- From: pirates AT email.de
- To: "Mailingliste der AG Energiepolitk" <energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de>, ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de, schrage AT nixus.net, info AT lacaleta.de, kein-spam AT nurfuerspam.de
- Subject: Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Wer_bin_ich? / generativ versus regenerativ
- Date: Thu, 17 May 2012 11:36:43 +0200 (CEST)
- Importance: normal
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
- List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>
- Sensitivity: Normal
Ahoi Christopher, Frank,
Thomas und alle Energie- und Umweltpiraten,
zunächst ein herzliches Willkommen an Christoper! Wir feuen uns, dass wieder ein Energiepirat mehr an Bord ist.
Neben deiner Begrüßung ist wieder einmal die Diskussion um den Begriff "generativ" in eine neue Runde gegangen. Ich habe
hier schon mehrfach um Solidarität gebeten, was unseren seit 2009 entwickelten
Antrag zur Energiepolitik betrifft. Die AG Energiepolitik hat daran lange
gearbeitet und wir haben vor mehr als einem Jahr auch mit der AG Umwelt eine
gemeinsame Linie gefunden, so dass nun beide AGs als Antragsteller auftreten.
In etlichen Bundesländern, zuletzt nahezu wörtlich in Bayern, diente unser
Antrag als Grundlage. Das gilt auch für Jan Hemmes Konkurrenzantrag, der ja mit
unserem Antrag weitestgehend übereinstimmt. Der wesentliche Unterschied ist, wie Frank schon ausführt, dass Jan den Begriff "generativ" ablehnt. Über weitere Gründe, warum er nun
unbedingt einen Konkurrenzantrag einbringt, kann man spekulieren. Ich schließe mich außerdem der Einschätzung von Thomas an, dass solche Konkurrenzanträge insgesamt die Wahrscheinlichkeit verringern, dass überhaupt das Thema Energiepolitik beim nächsten BPT auf die Tagesordnung kommt. Man hätte sich im Vorfeld einigen können, so wie das ja zwischen der AG Energiepolitik und der AG Umwelt ja auch möglich gewesen ist.
Nun zu den Begriffen generativ und
regenerativ. Wir haben darüber lange diskutiert, ich war zunächst auch etwas
skeptisch, bin jetzt aber davon überzeugt, dass die Einführung dieses Begriffs sinnvoll ist. Grundsätzlich ist es in einer wissenschaftlich orientierten Welt
nicht ungewöhnlich, neue Begriffe zu definieren, wenn die bestehenden nicht
mehr genügen. Genau das ist durch die Prägung des Begriffs
"generativ" geschehen. Auch die wissenschaftliche Sprache ist eine lebendige Sprache. In der Diskussion um erneuerbare Energien ist
das Wörtchen "erneuerbar" in der Kategorisierung der Energiequellen
nicht mehr trennscharf genug. Um unser Programm transparent und verständlich zu gestalten,
benötigen wir aber klar definierte und trennscharfe Begriffe. Durch die von Vielen,
auch von den Grünen, verwendete Gleichsetzung erneuerbar=regenerativ wird alles undifferenziert in einen Topf geworfen; wir wollen hier klarer sagen, wofür wir stehen. Im gegenwärtigen Sprachgebrauch versteht man unter erneuerbaren (regenerativen)
Energiequellen solche, die gemessen an menschlichen Zeithorizonten für beliebig
lange Zeiträume zur Verfügung stehen. Dazu gehören also Solarenergie,
Windenergie, Wasserkraft, Gezeiten, Geothermie und Energie aus Biomasse. Fossile
Energieträger und Atomkraft gehören nicht dazu, da die Vorräte absehbar endlich
sind. Man erkennt schon aus dieser Aufzählung, dass die Biomasse eine
Sonderstellung einnimmt, denn sie erfordert einen durch Menschen gestalteten
Kreisprozess und ist außerdem noch in eine große Zahl unterschiedlicher
Methoden (Energiepflanzen wie Mais, Grünschnitt, Hackschnitzel, Algen,
Bioabfälle...) unterteilt. Wenn man Begriffe schon wörtlich nehmen möchte, dann
passt erneuerBAR eigentlich nur auf die Energiegewinnung aus Biomasse. Die
anderen Energiequellen stehen ohne das menschengemachte (was durch die Silbe
-bar impliziert wird) Gestalten eines Kreisprozesses permanent zur Verfügung.
Zur Unterscheidung wurden auch schon die Begriffe biotisch und abiotisch diskutiert. Man könnte diese permanent zur Verfügung stehenden Energiequellen treffender
als "selbsterneuernd" bezeichnen, da in diesen Fällen die
Energiequellen für kosmische Zeiträume zur Verfügung stehen und die Energie nur
"geerntet" werden muss. Nun, wir waren der Meinung, dass dafür das
Wort "generativ" am besten passt, weil es sehr deskriptiv ist, weil es eingängiger ist als „selbsterneuernd“ und
weil der Begriff regenerativ ja schon im Sprachgebrauch verankert ist. Durch
die Gegenüberstellung von generativ und regenerativ bleibt man so in einer schon bekannten
Begrifflichkeit und differnziert diese lediglich, wodurch die gewünschte
Trennschärfe am besten erreicht wird. In unserem Antrag kommt dies auch klar
zum Ausdruck: in generativen Energiequellen wird die nutzbare Energie
unmittelbar durch Naturkräfte "erzeugt". Aber warum sind diese
generativen Energiequellen nun "besser" als die regenerativen? Weil
Energiegewinnung aus Biomasse in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion steht, vergleichsweise
ineffizient ist und in der Gesamtbilanz aus wissenschaftlich belegbaren
prinzipiellen Gründen schlechter abschneidet. Das wurde auch schon mal auf
einem BPT diskutiert. Es gab eine Zweidrittelmehrheit für generativ und daher
steht das bereits so in unserem Programm. Und dort soll es auch bleiben. Ich
sehe keinen Grund, das zu ändern und ich glaube ferner, dass heute wie damals
eine Zweidrittelmehrheit pro generativ besteht. Im Übrigen unterscheiden wir
uns durch unsere differenziertere und tiefer bohrende Beschäftigung mit der Materie
auch positiv von anderen Parteien. Warum sollten wir den von anderen Parteien geprägten Sprachgebrauch unreflektiert übernehmen, anstatt ihn sinnvoll zu präzisieren. Warum sollten wir diesen Vorteil, den wir dadurch in der öffentlichen Darstellung haben, ohne Not aufgeben?
Der wissenschaftliche Hintergrund
kann in einem Programmantrag natürlich nicht erschöpfend ausgeleuchtet werden. Dort
genügt es, zu sagen was gemeint ist. Wir haben hier aber oft genug auch den
wissenschaftlichen Hintergrund diskutiert. Dennoch will ich nochmals versuchen,
da etwas beizusteuern. Wen das nicht interessiert: bitte nicht weiter lesen.
Wir wissen alle, dass Energie nicht
wirklich erzeugt, sondern lediglich in verschiedene Formen wie mechanische,
thermische oder elektrische Energie umgewandelt werden kann. Die Energiebilanz
der Erde ist weitgehend ausgeglichen, d.h. es wird genauso viel Energie in Form
von Wärmestrahlung ins Weltall abgegeben wie Energie durch die Sonne auf die
Erde eingestrahlt wird. Gegen diese riesige Energiemenge ist der geringe
Beitrag der unmittelbar (also ohne Bezug zur Sonneneinstrahlung) auf der Erde
frei werdenden Wärmeenergie (durch Gravitation [Gezeiten und Erdwärme] sowie
Isotopenzerfall [ebenfalls Erdwärme]) vernachlässigbar. Nebenbei: durch CO2,
Methan etc. wird die Abstrahlung der thermischen Strahlung behindert, was in
einer Erderwärmung resultiert. Fazit ist also, wir erzeugen keine Energie,
sondern wandeln diese nur um. Die wesentlichen Faktoren bei dieser Umwandlung sind
der Wirkungsgrad und letztlich die Entropie. Die Sonne strahlt hochfrequente
(hochenergetische) Photonen auf die Erde ein und diese sendet sehr viel mehr
niederfrequente (niederenergetische) Photonen wieder aus, aber eben genau so
viele, dass die Energiebilanz zu Null wird. Dadurch entsteht auf der Erde
Entropieverringerung eine im Vergleich zum umgebenden Sonnensystem, dessen
Entropie insgesamt ansteigt. In der wissenschaftlichen Literatur wird dies als „Entropiepumpe“
bezeichnet. Geringe Entropie bedeutet, dass hochgeordnete und komplexe
Strukturen (Leben) durch Selbstorganisationsprozesse entstehen können,
ansteigende Entropie bedeutet Unordnung, Chaos und Zerfall. Wenn wir
Energie in für uns nutzbare Energieformen umwandeln, so
erhöhen wir damit zwangsläufig die Entropie. Diese Entropieerhöhung ist bei der
Nutzung fossiler Energieträger weit höher als bei erneuerbaren Energien. Und bei
den generativen Energieträgern ist die Entropieerhöhung mit Abstand am
geringsten. Anders ausgedrückt: man kann die Sonnenenergie prinzipiell mit dem
höchsten Wirkungsgrad und damit der geringsten Entropieerhöhung direkt in
andere Energieträger umwandeln. Jeder zwischengeschaltete Kreisprozess, sei er nun kuzfristig über Energiepflanzen oder in erdgeschichtlichen Zeiträumen über fossile Energieträger, führt zu einer zusätzlichen Entropieerhöhung. Deshalb sind die generativen Energiequellen vorzuziehen. Unsere wichtigste
generative Energiequelle ist die Sonne, daneben kommen auch Erdwärme und
Gezeiten in Frage. Die Sonnenenergie direkt zu nutzen ist entropisch gesehen
das Beste, was man machen kann. Allerdings muss man auch hier die Gesamtbilanz
sehen, da beispielsweise die Herstellung und Entsorgung von Solarzellen
ebenfalls mit einbezogen werden muss. Auch die Windkraft und die Wasserkraft sind
mittelbare Sonnenenergie, die ohne unser Zutun so lange zur Verfügung steht,
wie die Sonne brennt und es auf der Erde Wasser und eine Atmosphäre gibt. Es kam mal der Einwand, dass irgendwann die Sonne erlöschen wird, so dass in diesem Sinne auch diese generative Energiequelle nicht unendlich lange zur Verfügung stehen kann.
Wenn man weiter spinnen will, kann man aber sagen, dass wir in einer Milliarde
Jahre entweder ausgestorben sind oder in der Lage, in ein anderes Sonnensystem
umzuziehen. Wenn alle Sonnen erloschen sind, bleiben uns bis ans Ende der Zeit
noch schwarze Löcher, die unter Abgabe von Hawking-Strahlung zerfallen, so dass
auch da noch Inseln mit Leben möglich sind.
Herzlicher Gruß
Hartmut
Von: "Frank Behr" <kein-spam AT nurfuerspam.de>
An: "Mailingliste der AG Energiepolitk" <energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de>
Betreff: Re: [Energiepolitik] Wer_bin_ich?
aus meiner Sicht unterscheidet sich der Antrag vom "Squad Wirtschaft und
Umwelt", eingebracht von Jan Hemme, wesentlich vom Konkurrenzantrag.
Der wesentlichste Unterschied ist aus meiner Sicht, dass im Antrag des
Squads konventionelle Begrifflichkeiten und international anerkannte
Definitionen, damit meine ich insbesondere "Erneuerbare Energien",
benutzt werden (in dem Sinne, wie sie politisch, gesellschaftlich und
wissenschaftlich im heutigen Gebrauch sind).
Im Konkurrenzantrag wird dieser Begriff zumindest in der international
anerkannten Definition abgelehnt und ein von den Piraten in einer
Fußnote erläuterter Begriff, "generativ", eingeführt, ebenso der Begriff
"Erneuerbare Energie" umdefiniert.
Deswegen bin ich hier und auf der anderen AG Umweltliste derjenige, der
immer wieder von einigen der Koordinatoren als "Querulant" empfunden
wird, der sich nicht an das einmal beschlossene anpassen will. Ich bin
für allgemein anerkannte Definitionen und nicht für Eigenbrödlertum.
Ich werde da auch schon mal von altnordischen Öko-Aktivisten als "Don
Quichotte, der gegen generative Windmühlen kämpft" bezeichnet. ;-)
Einfach mal selber lesen:
https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/2602.html
https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/2642.html
Beste Grüße
DerBär
Am 10/05/2012 10:59 AM, schrieb La Caleta GmbH:
> Ahoi Christopher,
>
> Schön, dass Du da bist. Es gibt auch eine AG Umwelt, die sich mit Klimafragen befasst. Die AG Umwelt hat mit der AG Energiepolitik einen Programmantrag verfasst, der im Herbst in Bochum vorgestellt werden soll. Parallel dazu gibt es einen konkurrierenden und im Wesentlichen gleich lautenden Antrag von Jan Hemme aus Berlin. Du findest beide Anträge (und noch den ein oder anderen weniger ausgearbeiteten Individualantrag) im Liquid Feedback oder der Antragsfabrik. Klick dich einfach mal durch, dann bekommst Du ein Gefühl für das Tool. So wie LQFB funktioniert, haben solche parallelen Anträge leider den Nachteil, dass sie sich kannibalisieren und da Anträge auf Programmparteitagen nun mal nach Grad der Zustimmung abgearbeitet werden, führen konkurrierende oder nicht zuvor zusammengeführte Anträge leider oft dazu, dass sie auf der Liste hinten landen und nicht abgearbeitet werden. Daran haben die Piraten auch in Zukunft noch zu schlucken. Eine durch individuelle Interesen oder Eigensinnigkeiten verursacht Verunmöglichung der Programmfindung. Oft geht es dabei nur um Begriffe oder persönlichen Ehrgeiz.
>
> Als Koordinator wird Dich womöglich Hartmut Ernst ansprechen. Bei der AG Umwelt findest Du in Bernd Schreiner einen kompetenten Ansprechpartner.
>
> Sorry, dass ich Deinen Namen zunächst unvollständig gelesen habe. Jetzt denke ich bei Dir an Christopher Lauer in Berlin als Eselsbrücke.
>
> besten Gruß
>
>
> Thomas Blechschmidt
>
> Postfach 02 55
> 86802 Buchloe
> Bavaria
>
> www.thomasblechschmidt.de
> www.lacaleta.de
>
> 0049 8241 997510
> 0049 172 8100643
>
> CONFIDENTIAL This message is intended for the addressee only and may contain confidential information, the disclosure of which is prohibited. If you are not the intended recipient, please notify us immediately by email, telephone or fax and delete this email. Thank you.
> Bitte denken Sie an die Umwelt, bevor Sie diese E-Mail ausdrucken
>
>
>> -----Ursprüngliche Nachricht-----
>> Von: energie_und_infrastruktur-bounces AT lists.piratenpartei.de
>> [mailto:energie_und_infrastruktur-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im
>> Auftrag von Christopher Schrage
>> Gesendet: Donnerstag, 10. Mai 2012 10:31
>> An: Mailingliste der AG Energiepolitk
>> Betreff: [Energiepolitik] Wer_bin_ich?
>>
>> Hallo,
>>
>> nachdem ich mich hier schon geäußert habe möchte ich mich kurz vorstellen:
>>
>> Ich heiße ChristophER Schrage ....... und bin Pirat :-)
>>
>> Okay, kurz vor der Auflösung des Landtags in NRW wurde ich Mitglied im KV-
>> Düsseldorf. Zuvor hatte ich eine Weile den Stammtisch besucht. Es ist meine
>> erste Parteimitgliedschaft, politisch aktiv war ich recht lange
>> "ehrenamtlich" bei Greenpeace. Eine Weile war ich dort auch
>> stimmberechtigtes Mitglied. Kontakt habe ich weiterhin zur Umweltlobby.
>>
>> Ich arbeite seit mehr als 15 Jahren in der Solarbranche. Mein Anliegen hier
>> ist es nicht die Branche zu vertreten, das kann sie gut ohne mich. Ich
>> möchte an der weiteren Ausarbeitung und Präzisierung unserer
>> energiepolitischen Inhalte mitwirken. Daher mein Interesse am AK-
>> Energiepolitik.
>>
>> Noch genauer geht es mir um das große Thema Klima, eine Klima-AG habe ich
>> nicht gefunden und ich bin bisher zu wenig mit den Strukturen vertraut um
>> eine Solche zu gründen und zu beurteilen ob sie derzeit sinnvoll ist und
>> auf Interesse stößt. Außerdem will ich keine Konkurrenz zu bestehenden und
>> arbeitenden AGs nur wegen eines anderen Namens, wenn, dann wegen anderer
>> Inhalte.
>>
>> Ein kleines Wiki-Profil habe ich angelegt, ich nutze den Nick Nixus bzw.
>> nixus_nrw, da es wohl schon einen Nixus gibt.
>>
>> Fazit: Ich möchte hier gerne mitmachen und habe mich auch an einen der
>> Koordinatoren gewandt.
>>
>>
>> Schönen Tag
>>
>> Christopher Schrage aus Düsseldorf
>> nixus_nrw
>> --
>> Energie_und_Infrastruktur mailing list
>> Energie_und_Infrastruktur AT lists.piratenpartei.de
>> https://service.piratenpartei.de/listinfo/energie_und_infrastruktur
--
Energie_und_Infrastruktur mailing list
Energie_und_Infrastruktur AT lists.piratenpartei.de
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