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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] Leak beim Heartland Institute

ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] Leak beim Heartland Institute


Chronologisch Thread 
  • From: Pierre Busch <pb.pierrebusch AT googlemail.com>
  • To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] Leak beim Heartland Institute
  • Date: Fri, 24 Feb 2012 11:29:59 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

Klaus, an der Stelle scheiden sich die Geister:

für mich besteht subjektiv ebenfalls ein Zusammenhang zwischen persönlicher wissenschaftlicher Karriere und der Lieferung bestimmter wissenschaftlicher Ergebnisse, bzw. so etwas wie dem "Teilnehmen am System". Es gibt ein latent bestehendes Anreizsystem in eine bestimmte Richtung zu arbeiten. Das was die Boni für Spekulationen in der Finanzindustrie sind, ist  eine Autorenschaft im IPCC-Report in der Wissenschaftsgemeinde. Die Anzahl der peer-review-Artikel ist die Währung der Wissenschaft. Das peer-review-Verfahren ist leider nicht der Weisheit letzter Schluss sondern ebenfalls anfällig. 
Komplexe Klimamodelle, auch speziell die Emissionsmodelle können frisiert werden um bestimmte Ergebnisse zu bringen. Viele sind so intransparent dass sie kaum objektiv bis ins letzte Detail gecheckt werden können, bzw. niemand tut das derart konsequent, auch Skeptiker machen sich da nicht die Mühe. Die Komplexität bietet die Möglichkeit die Modelle in eine Richtung zu drehen ohne dass sie wissenschaftlich angreifbar werden.       
Das mit Eduardo auch andere "von innen" anfangen zu rufen sehe ich auch als ein Signal etwas zu verändern. Das von dir gebrachte Zitat wurde auch vom Wall Street Journal veröffentlicht dem ich als Publikation mal vertraue: http://online.wsj.com/article/SB10001424052748704107104574572093483921568.html  

Nur: die Propaganda und Lobby-Maschinerie die die Skeptiker-Gemeinde angeworfen hat und die effizienter ist als wissenschaftliche "Gegenarbeit" gegen latent herrschende Meinungen in einer mächtigen Organisation wie dem IPCC ist trotzdem sicher die noch schlechtere Wahl für eine Entscheidungsgrundlage!  Das wissenschaftliche System hat Schwächen, es aber zu verlassen ist keine Lösung. 
Ein existierender wissenschaftlicher Standard ist immernoch weitaus besser als gar keiner. Und letzterer findet sich leider bei vielem wieder was die Skeptiker-Gemeinde so rausposaunt. Ganz konkret: die von dir angebrachten und anscheinend unter Skeptikern populären Malberg-Papiere sind meiner Meinung nach so schlecht, dass ich sie kaum ernst nehmen kann. Auch die Bild-Zeitung und das Varenholt-Buch bringen einen da nicht weiter. Auch wenn ich weiß dass im IPCC-Gremium Schwächen bestehen sehe ich bisher keine Grundlage diesen absolut und pauschal zum Teufel zuschicken.  

1. Es bedarf Anpassungen im bestehenden IPCC-Gremium, die Einbeziehung von alternativen review-Verfahren wäre mindestens eine Überlegung wert. Mann's Hockeyschläger mag in letzter Instanz bestätigt worden und vom Verlauf her korrekt sein, aber wie konnte seine erste Publikation in Nature geadelt werden wenn sie doch so gravierende methodische Fragezeichen hatte?? Wieso müssen erste andere hergehen und seine Arbeit untersuchen um das herauszufinden? 

2. Die Rekrutierung der IPCC-Autoren muss überdacht werden, einen offiziellen Greenpeace Campaigner wie Sven Teske als IPCC-Autor zu führen hat mindestens ein Geschmäckle. Rekrutierung der besten Köpfe ja, aber es muss eine Grenze geben um dem Vorwurf von Interessenskonflikten zu vermeiden.  
     
3. Die benutzten Referenzen: nach Donna Laframboise sind ca. 30 Prozent der Referenzen des IPCC-Reports Zeitungs- und Zeitschriftenartikel sowie unveröffentlichte Masterarbeiten (Methode: gezählt unter Hilfe von Freiwilligen über ihren Blog), auch hier wäre mehr Qualität wünschenswert, ansonsten muss man Inhalte einfach draußenlassen  
 
4. Das uncertainty-Monster: während die Zusammenfassung für Politik-Entscheider sehr drastisch formuliert ist, räumt der Report selber ein dass es große Lücken in vielen Bereichen der Klimawissenschaft gibt. 

5. Was hat die Skeptiker-Gemeinde eigentlich wissenschaftlich vorzubringen?? Welche Inhalte haben die XXX (genau Zahl?) peer review-Artikel die es angeblich gibt? Welche wissenschaftlichen Inhalte des IPCC greifen sie genau an?? Das was ich bisher öffentlich mitbekommen habe und was hier so angeführt wurde ist doch alter, teilweise gut wiederlegter Kaffee, Sonnenaktivität und co sowie Temperaturverläufe der letzten 10/14 Jahre mit eingeschlossen.   

Eine umfassende gut recherchierte Liste anstatt lautem Lobby-Geschrei wäre was Feines. Eine Art open-peer-review des IPCC-Reports.   

Das System hat Schwachstellen die es selber nicht lösen wird, sondern es müssen Forderungen entwickelt werden die berechtigt gestellt werden können. Trotzdem gibt es Stand heute nichts wissenschaftlich Besseres als die IPCC-Sachstandsberichte die als Entscheidungsgrundlage dienen können und die bestehenden Schwachstellen sind erst einmal nicht ausreichend um die Existenzgrundlage des IPCC in Frage zu stellen. Es ist eher der politische Überbau der Probleme bereitet. Auch Eduardo differenziert zwischen Problemen und dem letztlichen wissenschaftlichen Ergebniss, dass der anthropogene Klimawandel stattfindet. 
   
Jegliche Anwürfe aber mit religiösen Anspielungen, dem Vergleich zu totalitären Systemen oder pauschal-Entwertungen diskreditieren eher den jeweiligen Verfasser der Vorwürfe. 


Gruß  
 
Pierre
 






Am 24. Februar 2012 08:14 schrieb <klaus.oellerer AT oellerer.net>:
Tichodroma, ich würde es so formulieren:
Wer das Geld hat, der hat Recht. Und das ist bei einem überdominanten Mainstream ("wissenschaftlicher Konsens" statt Mehrheits- und Minderheitsmeinung) in der Wissenschaft wohl nicht anders wie in der übrigen Gesellschaft.

Wie das konkret aussehen kann (oder besser wohl: wie es aussieht) konnte ich vor einigen Jahren auf der Internetseite von Dr. Eduardo Zorita, Mitarbeiter bei Prof. Hans von Storch (GKSS) und IPCC Autor lesen. Dort beschwert er sich massiv über einen Druck zur Correctness bis hin Daten "anzupassen".
Doch lest selber.
Originalzitat:

"These words do not mean that I think anthropogenic climate change is a hoax. On the contrary, it is a question which we have to be very well aware of. But I am also aware that in this thick atmosphere -and I am not speaking of greenhouse gases now- editors, reviewers and authors of alternative studies, analysis, interpretations,even based on the same data we have at our disposal, have been bullied and subtly blackmailed. In this atmosphere, Ph D students are often tempted to tweak their data so as to fit the 'politically correct picture'. Some, or many issues, about climate change are still not well known. Policy makers should be aware of the attempts to hide these uncertainties under a unified picture. I had the 'pleasure' to experience all this in my area of research."

Die Seite hatte ich am 28.11.2009 gespeichert und sie war irgendwann später nicht mehr online. Hier kann die original .mht Datei angeschaut werden.
http://www.klimanotizen.de/diverseDateien/28.11.2009_Eduardo_Zorita_K.mht
Der Dateiname lautete direkt nach dem Speichern: Eduardo Zorita.mht

Desweiteren kenne ich einen Augenzeugen, der bei Latif als Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg gearbeitet hatte. Er berichtete mir, dass Prof. Latif schon mal Ausfälle machte, wenn in einem Vortrag natürliche Ursachen statt den Menschen für bestimmte klimatische Veränderungen benannt wurden. Unter der Hand spotteten Mitarbeiter über Latif.
Daran erinnere ich mich jetzt, wo ich das hier schreibe. Es passt ins Bild.

Klaus

Klaus Öllerer
www.KlimaNotizen.de




-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-umwelt-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-umwelt-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Tichodroma
Gesendet: Donnerstag, 23. Februar 2012 15:57
An: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [Ag-umwelt] Leak beim Heartland Institute

Hallo,

On Thu, 23 Feb 2012 15:55:53 +0100, Kai Orak wrote:
>  Eine gute Zusammenstellung, welche Gelder den Anhängern der
> Antrophogenen Klimawandel zu Verfügung stehen. In dem Zusammenhang ist
> des The Heartland Institute wirklich ein Peanut.

Und was folgt daraus für die Validität der Argumente?

Tichodroma
--
XMPP: tichodroma AT jabber.ccc.de
http://identi.ca/tichodroma
--
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Ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-umwelt
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Umwelt/Mailingliste/Regeln
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