ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: AG Gesundheit
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- From: "Reinhard Schaffert" <reinhard.schaffert AT piratenpartei-hessen.de>
- To: "'AG Gesundheit'" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] Sind wir zu Weicheiern oder zu Opfern geworden?
- Date: Sat, 31 Oct 2015 18:40:54 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
Hallo,
@Alessandro: Ich habe gesagt, dass die Diagnosen die Krankenkassen im
ambulanten Bereich kein Geld _kosten_ (im Gegensatz zum stationären Bereich,
wo eine zusätzliche Diagnose manchmal einen erheblichen Unterschied machen
kann). Deshalb sind die Kassen ja an (Dauer-)Diagnosen aus dem ambulanten
Bereich interessiert, weil es Ihnen potentiell Geld bringt (über den RSA)
aber keine höheren Kosten verursacht. Aber, wie gesagt, das ist ein alter
Hut. Wer sich von den Kassen unter Druck gesetzt fühlen mag, soll sich an
seine Ärztekammer oder das BVA wenden.
@Harry: Bist du eigentlich auch schon mal auf die Idee gekommen, dass der
Anstieg der Diagnosen durchaus auch etwas damit zu tun haben könnte, dass
immer mehr Menschen nicht mehr mit Ihrem Leben, ihrer Arbeit, ihrer Umwelt
oder sich selbst zurecht kommen und aus diesem Grund, weil es ihnen einen
Leidensdruck verursacht, einen Arzt oder Therapeuten aufsuchen? Diese
Menschen haben es verdient, dass man ihr Leiden erkennt, akzeptiert und
behandelt und in der Medizin hat sich als Grundlage dafür nunmal die so
genannte Diagnose etabliert.
Das Problem der psychischen Diagnosen ist allerdings die Stigmatisierung und
deshalb möchte ich, dass hier nicht von "Macken" gesprochen wird.
Die Einsichtnahme in Krankenakten ist für jeden Patient oder jeden, den er
schriftlich damit beauftragt zu ermöglichen. Das gilt auch für Akten, die bei
Psychiater und Psychotherapeuten geführt werden. Es gibt eine Einschränkung,
nämlich wenn die Einsichtnahme die Gesundheit des Patienten in hohem Maße
gefährden würde, aber das muss erst einmal begründet werden und hält
heutzutage nur in äußersten Ausnahmefällen den Gerichten stand. Schwärzen
darf man gar nichts, alles was geändert wird muss hinsichtlich der Änderung
nachvollziehbar sein. Dies ist auch bei elektronischer Erfassung im System
sicherzustellen. Nur ganz persönliche Anmerkungen des Arztes dürfen entfernt
werden, hier geht es neben Banalitäten, beispielsweise um Anmerkungen oder
Erinnerungen an sich selbst, wie dass man beim nächsten Besuch eine bestimmte
Frage stellen möchte z.B. auch um persönliche Notizen für die eigene
Supervision.
Es gibt immer Missbrauch und Ungereimtheiten, aber hier so zu tun als wäre
das der Untergang unseres Gesundheitswesens halte ich doch für deutlich
übertrieben und wird meines Erachtens gerade den Betroffenen nicht gerecht.
So long, Reinhard
- [AG-Gesundheit] Sind wir zu Weicheiern oder zu Opfern geworden?, Morgan le Fay, 30.10.2015
- Re: [AG-Gesundheit] Sind wir zu Weicheiern oder zu Opfern geworden?, syna, 31.10.2015
- Re: [AG-Gesundheit] Sind wir zu Weicheiern oder zu Opfern geworden?, Morgan le Fay, 31.10.2015
- Re: [AG-Gesundheit] Sind wir zu Weicheiern oder zu Opfern geworden?, Reinhard Schaffert, 31.10.2015
- Re: [AG-Gesundheit] Sind wir zu Weicheiern oder zu Opfern geworden?, Morgan le Fay, 31.10.2015
- Re: [AG-Gesundheit] Sind wir zu Weicheiern oder zu Opfern geworden?, Dr. Alessandro Cavicchioli, 31.10.2015
- Re: [AG-Gesundheit] Sind wir zu Weicheiern oder zu Opfern geworden?, Reinhard Schaffert, 31.10.2015
- Re: [AG-Gesundheit] Sind wir zu Weicheiern oder zu Opfern geworden?, Privacy, 31.10.2015
- Re: [AG-Gesundheit] Sind wir zu Weicheiern oder zu Opfern geworden?, Reinhard Schaffert, 31.10.2015
- Re: [AG-Gesundheit] Sind wir zu Weicheiern oder zu Opfern geworden?, Morgan le Fay, 31.10.2015
- Re: [AG-Gesundheit] Sind wir zu Weicheiern oder zu Opfern geworden?, syna, 31.10.2015
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