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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Sind wir zu Weicheiern oder zu Opfern geworden?

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Sind wir zu Weicheiern oder zu Opfern geworden?


Chronologisch Thread 
  • From: "Dr. Alessandro Cavicchioli" <cavicchioli AT t-online.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Sind wir zu Weicheiern oder zu Opfern geworden?
  • Date: Sat, 31 Oct 2015 15:27:37 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo Reinhard,

in Deinem Text hinein...

Am 31.10.2015 um 11:56 schrieb Reinhard Schaffert:
Lieber Harry,

der Anstieg der psychischen Erkrankungen (hier als Ursache für Arbeitsausfälle) hat sicher vielfältige Ursachen, eine davon ist möglicherweise auch eine großzügigere Diagnosestellung. Allerdings finde ich, dafür allein den Morbi-RSA verantwortlich zu machen doch ziemlich weit her geholt. Zumal das ein alter Hut ist, das Vorgehen der Krankenkassen bei niedergelassenen Ärzten (wo zusätzliche Diagnosen im Gegensatz zum Krankenhaus die Kassen kein Geld kosten)
Das ist leider falsch. Sein dem Gesundheitsfonds spielen die Diagnosen sehr wohl ein wichtige Rolle bei der Finanzierung.


ist dem Bundesversicherungsamt seit Anbegin bekannt und es geht dagegen vor (hier eine PM aus 2009!: http://www.bundesversicherungsamt.de/fileadmin/redaktion/Presse/2009/2009_01_22%20PE_Upcoding.pdf). Jeder betroffene Arzt könnte sich also an das BVA wenden.

Selbst wenn die Krankenkassen Diagnosen aus dem psychischen Bereich forcieren würden, dann hätte dies sicher nicht die genannten Ausmaße. Außerdem kann die Krankenkasse daran letztlich kein Interesse haben, die Arbeitsausfälle und Behandlungen kosten sie ja schließlich auch Geld.
Aus den obigen Gründen haben die KK durchaus Interesse an einem "right-coding". Übrigens zahlen die KK erst ab der 6. Woche richtig.

Und selbstverständlich hat jeder Einsichtsrecht in seine Krankenakte. Die wenigen engen Ausnahmen, die es gibt, haben gute Gründe und hohe Hürden.
Auch im psychischen Bereich hat ein Pat. Einsichtsrechte.

Und in Deutschland gilt (auch im psychischen Bereich) der ICD als Diagnosestandard und nicht der DSM.
Rechtlich ja, wissenschaftlich spielt der DSM 5 eine entscheidende Rolle, auch im Hinblick auf den ICD 11.

Also, das Problem ist etwas komplexer. Aber wie ich leider schon öfter erfahren musste, ist eine differenzierte Sichtweise nicht gefragt. Viel einfacher ist es, alles in einen Topf zu werfen, mit etwas Mundpropaganda (genannt "Recherche") zu würzen, gut umzurühren und das alles dann dem bösen System vorzuwerfen.

Und noch eins: Ich freue mich immer über Vielfalt. In Bezug auf dieses Thema gilt das für die Vielfalt der Leistungserbringer als auch für die Vielfalt der Versicherungsmöglichkeiten. Da ist sicher noch vieles verbesserungswürdig, aber vor Forderungen nach Einheits-irgendwas habe ich einfach angst. Ich bin weder dafür, dass alle Ärzte nur auf eine Art und Weise arbeiten können (niedergelassen/angestellt z.B.) noch dass es eine Einheitskasse gibt. Die Welt ist eben bunt!
Ja, ich auch, wenn klar ist, wer dafür zahlen kann und will..

Viele Grüße
Alessandro

Schöne Grüße, Reinhard





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