Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?


Chronologisch Thread 
  • From: Wolfgang Gerstenhöfer <wolfgang.gerstenhoefer AT gmx.de>
  • To: "AG Gesundheit" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?
  • Date: Wed, 16 Jul 2014 19:44:01 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>


----- Original Message ----- From: "Bernd Brägelmann" <bernd.braegelmann AT gmail.com>
To: "AG Gesundheit" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Sent: Tuesday, July 15, 2014 8:46 PM
Subject: Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?


On 15.07.2014 17:12, Wolfgang Gerstenhöfer wrote:
Leitlinienmedizin unter der Aufsicht durch einen Gemeinsamen
Bundesausschuß, in dem aber tatsächlich alle Beteiligten, vor
allem alle Gesundheitsberufe vertreten sind,


Das finde ich auch sehr gut. Schwierig ist aber zu sichern, dass
dieser Bundesausschuss zum Wohl der Versicherten und nicht zum
Wohl der Lobby der Pharmaindustrie entscheidet. Hat jemand dazu
eine Idee, wie man das sicherstellen könnte?

Der Ausschuß besteht zu einer Hälfte aus Vertretern der
Kunden/Patienten und der Krankenversicherer und zur anderen Hälfte
aus Vertretern der verschiedenen Gesundheitsberufe und
-einrichtungen.

Er beschließt grundsätzlich darüber, was bei welchen
Krankheitszeichen, bei welchem Krankheitsbild medizinisch
notwendig ist. Er überwacht die Qualitätssicherung.

Klingt gut. Schön wäre es, wenn wir uns dazu noch etwas überlegen
könnten, wer entscheidet die konkreten Teilnehmer bennent und wie
sichergestellt werde kann, dass die Teilnehmer nicht von der
Pharmalobby gekauft werden können.

Die Teilnehmer/Vertreter werden von den zuständigen Gremien der jeweiligen Verbände gewählt - für z. B. vier Jahre. Bestechlichkeit oder Vorteilsannahme wird man leider nie zu 100 Prozent ausschließen können. Entsprechende "Aufwandsentschädigungen" und Strafbarkeit und die Zahl an Mitgliedern können helfen.

und Wettbewerb unter den Versicherern und unter den Erbringern
medizinischer Leistungen.

Da bin ich mir nicht sicher. Wettbewerb funktioniert in der
Wirtschaft, aber nicht unbedingt in der Medizin. In der Medizin
führt Wettbewerb eher dazu, dass die Qualität so schlecht wird,
dass man gerade noch durch die Qualitätssicherung durchkommt.

Wettbewerb funktioniert immer und überall. Er sorgt dafür, dass es
keine Abhängigkeiten, keine Monopole gibt. Gibt es keinen
Wettbewerb ist der Erbringer der medizinischen Leistung vom
Kostenträger abhängig, der Patient von diesem Leistungserbringer
und von seinem Kostenträger. Leistungen werden zugeteilt. Das wäre
Sozialismus/Kommunismus.

Wettbewerb könnte IMHO auch die Ursache für die
Qualitätsverschlechterung und die Allgemeine Unzufriedneheit sein. Ok,
das ist eine Grundsatzdiskussion, die vermutlich immer wieder geführt
wird. Vermutlich bringt es nicht das hier weiter zu diskutieren.

Wettbewerb muß deshalb auch mit einer materiellen Staatsaufsicht kombiniert werden. Natürlich kann Wettbewerb im Sinne eines Verdrängungswettbewerbs auch negative Folgen haben. Keine Frage. Das ist auch der Unterschied zwischen Kapitalismus und Marktwirtschaft. Der Wettbewerb im Sinne eines Leistungswettbewerbs kann für alle Beteiligten positiv sein ("Wettbewerb belebt das Geschäft."), wenn für alle die gleichen Rahmenbedingungen gelten. Dafür sorgt die Aufsichtsbehörde mit dem besagten Bundesausschuß und dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.

Mit einer Zwangs-Einheits-Staats-Krankenkasse
("Bürgerversicherung") nach dem von der Hand in den Mund
lebenden Umlageverfahren und verbeamteten medizinischen
Leitungserbringern wird es sicher nicht klappen.

Ich könnte mir schon vorstellen, dass eine staatliche
Einheitskasse funktionieren könnte.

Das Gesundheitswesen abhängig von einem staatlich gesteuerten
Monopolisten. Patienten und Erbringer medizinischer Leistungen als
Bittsteller einer großen Behörde. Was soll da funktionieren?


Naja zum Beispiel durch demokratische Wahlen und durch o.g. Behörde,
die die Qualität und die Leitlinien definiert. Bin aber auch skeptisch
ob das die ideale Lösung wäre. Vielleicht würde es auf kommunaler
Ebene funktionieren. Wenn die Kommune z.B. entscheidet wir brauchen
ein MRT extra um unsere Bevölkerung zu versorgen.

Auch die Krankenkassen hatten Vertreterversammlungen und haben heute noch Verwaltungsräte, die anläßlich der Sozialwahlen von den Mitgliedern und teilweise von den Arbeitgebern gewählt werden. Und?

Du kannst doch nicht ernsthaft wollen, daß der, der die Kosten tragen muß, über die Qualität bestimmt. Das hieße den Bock zum Gärtner machen. Das könnte sowohl für die Patienten als auch für die Ärzte und die anderen Erbringer medizinischer Leistungen fatal werden.

Die Interessen müssen möglichst sauber getrennt werden und sich mit Hilfe entsprechender Strukturen ausgleichen.


LG

Bernd Brägelmann
FA für Radiologie

Beste Grüße
Wolfgang




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang