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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Die "Duale Vergütung" im Gesundheitswesen

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Die "Duale Vergütung" im Gesundheitswesen


Chronologisch Thread 
  • From: syna <syna AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Die "Duale Vergütung" im Gesundheitswesen
  • Date: Thu, 24 May 2012 09:41:54 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Meier schrieb:
bernd.braegelmann schrieb:
... De facto wird der EBM als Gebührenordnung verwendet. Wenn ich das richtig verstanden habe, melden die KV Ärzte ihre Leistungen in EBM Punkten an die KV und die KV verteilt dann das für die Arzthonorare zur Verfügung stehende Geld anhand der gemeldeten Punkte auf die Ärzte.
...
Ja so ist es.

Die Krux im EBM System liegt darin, dass der Arzt wenn er keine Patienten hat, einfach nur Geld via Privatabrechnung verdienen kann.

Aus dieser Krux resultieren zwei Dinge:

- Erstens hat jeder Arzt bei Strafe seines Unterganges ein Interesse daran, sich mit jedem GKV - EBM Patienten einen Dauerlutscher zu bauen. D.h. er bestellt ihn einfach immer wieder, immer wieder, immer wieder. Nur so kann er via EBM abrechnen. Bleibt der Patient mal ein Quartal weg, kann er dies nicht.

- Zweitens hat jeder Arzt natürlich ein Interesse, anstelle von GKV Patienten Privatversicherte in seiner Praxis zu haben.

Die Anzahl Privatpatienten ist natürlich in strukturschwachen Regionen per se geringer als in Ballungsgebieten wie München, Stuttgart, Frankfurt etc.

Das erklärt wiederum, warum der § 100 SGB V nicht das Papier wert ist, auf dem er steht.

Ganz genau.

Die *Duale Vergütungsstrukur* (GKV-EBM versus PKV-GOÄ) treibt den
einzelnen Arzt in ein *Gewissensproblem.* Ich als Arzt sage mir: "Ich
habe den hippokratischen Eid geleistet - dem Sinne nach. Und ich möchte
den Menschen helfen. Ich möchte jedem Menschen helfen - ohne
Unterschied seiner Person (Status, Einkommen, Glaube usw.). Deswegen
auch habe ich überhaupt diesen Beruf gewählt.

*Andererseits *sieht die reale Praxis-Welt leider anders aus: Um überhaupt
einigermaßen finanziell über die Runden zu kommen (Kredit auf Praxiskauf,
... ) muss ich mich mit meiner Einnahmesituation auseinandersetzen. Ich
brauche also quartalsmäßig wiederkehrende GKV-Patienten. Aber noch
besser wären mehr PKV-Patienten. Deshalb muss ich Tricks und Kniffe
ersinnen und meine Privatpatienten hofieren und - auch wenn ich
eigentlich alle Patienten gleich (gut) behandeln will.

Das ist der Konflikt, dem eigentlich jeder Arzt ausgesetzt ist ... und jeder
geht damit unterschiedlich um.

Warum können wir diesen Konflikt nicht grundsätzlich aus der Welt schaffen?




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