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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Apotheken in der Piratenpolitik

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Apotheken in der Piratenpolitik


Chronologisch Thread 
  • From: Thomas Luft <post AT luto.de>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Apotheken in der Piratenpolitik
  • Date: Fri, 27 Apr 2012 23:01:53 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo zusammen,

Am 27.04.2012 um 11:36 schrieb Rainer Hottet:

> Kurze Frage an dieser Stelle.
>
> Warum bieten nicht alle unsere Apotheken den gleichen Service wie z.B. Doc
> Morris, Euro Apotheek o.ä. Internet-Apotheken? Dann kann jeder für sich
> entscheiden, ob er in die Apotheke gehen will, oder im Internet bestellen.
> Das Geld würd auf jeden Fall bei den Apotheken hier im Lande bleiben!

Welchen "Service" meinst Du?
Rabatte auf verschreibungspflichtige Medikamente? Sind für deutsch Apotheken
verboten.
Rabatte auf rezeptfreie Medikamente? Gibt es inzwischen doch von zahlreichen
Apotheken, auch ohne Internet.
Eine Möglichkeit schnell, unkompliziert und kostenlos Auskünfte zu den Themen
Gesundheit und Arzneimittel zu bekommen? Und das Ganze noch kostenfrei und
von qualifiziertem Fachpersonal? Das bieten die öffentlichen Apotheken in
Deutschland. Sogar rund um die Uhr!
Herstellung von patientenindividuellen Salben, Kapseln etc.? Macht keine
Internetapotheke. Die öffentliche Apotheke muss es tun und kann dabei noch
nicht mal kostendeckend arbeiten. Das nennt sich dann Mischkalkulation und
wird zu großen Teilen vom Verkauf der nicht-verschreibungspflichtigen
Medikamente finanziert.
Die Gesamtausgaben für Arzneimittel zu Lasten der GKV (ohne Zuzahlung der
Patienten) betrugen im vergangenen Jahr 27,37 Milliarden Euro. Die Apotheken
haben davon 4,21 Milliarden erhalten, das entspricht 15,4%.
Die Gesamtausgaben der GKV beliefen sich 2011 auf 179,61 Milliarden Euro.
Natürlich ist es richtig, dass die Kosten für ärztliche Behandlung gleichauf
mit den Arzneimittelkosten liegen (bei ca. 15%). Allerdings partizipieren an
den Arzneimittelkosten sowohl die Pharmaindustrie, als auch der Staat. Von
100 Euro, die ein Medikament in der Apotheke kostet, verbleiben 15,40 Euro in
der Apotheke. Die Pharmaindustrie erhält 65 Euro und der Staat 16. Das ganze
skaliert in der Apotheke übrigens nicht, weil wir ein fixes Honorar in Höhe
von 8,10 Euro pro Arzneimittel erhalten. Von diesen 8,10 Euro erhält die GKV
derzeit einen Rabatt in Höhe von 2,05 Euro. Außerdem wird uns per
Arzneimittelpreisverordnung noch ein Zuschlag von 3% auf den
Apothekeneinkaufspreis zugestanden, der sich aber erst bei wirklich teuren
Medikamenten bemerkbar macht.
Der Kosten der öffentlichen Apotheken betragen für die gesamte GKV gerade mal
2,3% gemessen an den Gesamtkosten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein
Versandhändler hier deutlich günstiger ist.

All das lässt sich nachlesen unter http://www.abda.de/zdf.html Ja, das sind
Zahlen vom Lobbyverband der Apotheker. Trotzdem sind sie valide, denn bis
heute habe ich es nicht erlebt, dass die Krankenkassen diese Zahlen
angezweifelt hat. Davon abgesehen, dass wir allein durch unser
Abrechnungssystem und die diversen Rabatte, die die Apotheke auch für Dritte
bezahlen und dann wieder eintreiben "darf" ein extrem transparentes
Abrechnungssystem haben, das leicht kontrolliert werden kann.

Ich weiß, dass es cool ist, Apotheken-Bashing zu betreiben. Aber es ist heute
lange nicht mehr so, dass man allein durch "Schubladen ziehen" gut leben
kann. Im Gegenteil, ein immer größer werdender Teil der selbstständigen
Apotheker verdient inzwischen nicht mehr als ein angestellt tätiger Kollege:
ca. 35.000 Euro netto -also nach Abzug von Kosten für Rente, Krankenkassen
und Steuern- pro Jahr (Quelle: http://goo.gl/pYYIJ). Ob das Jammern auf hohem
Niveau ist muss jeder für sich selbst entscheiden. Trotzdem meine Bitte:
informiert euch, bevor ihr etwas behauptet, was nicht stimmt.

Es gibt sie übrigens tatsächlich noch: die beratende Apotheke, die sich um
ihre Kundschaft kümmert. Auch wenn das keiner glauben mag, weil diverse
"Politsendungen" immer wieder das Gegenteil beweisen wollen.

Euch allen ein schönes Wochenende

Thomas



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