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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Zugang zum Medizinstudium

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Zugang zum Medizinstudium


Chronologisch Thread 
  • From: Michaela Becker <michaela.p.becker AT googlemail.com>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Zugang zum Medizinstudium
  • Date: Fri, 13 Apr 2012 16:42:32 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Der Ärztemangel in Deutschland ist hausgemacht! Es ist Zeit für weit greifende Reformen.

 

Das Medizinstudium ist bundesweit zulassungsbeschränkt. Der vorgegebene Grund: Es gibt mehr Bewerber als Studienplätze. Die Studienplätze werden dabei über das Portal „hochschulstart.de“ der „Stiftung für Hochschulzulassung“, die frühere ZVS, vergeben. In anderen Studiengängen gibt es ebenfalls mehr Bewerber als Plätze. In der Humanmedizin gibt es daher keine überfüllten Hörsääle wie in den Erstsemestern anderer Studiengänge. Eben ein „Elitestudiengang“ für die „Besten“. in dem jeder schön seinen Platz hat… In anderen Studiengängen reguliert sich die Anzahl der Studierenden nach den ersten Zwischenprüfungen auch quasi von selbst.

 

Ich fordere:

- Aufhebung der Zulassungsbeschränkung und Erhöhung der Studienplatzzahl in der Humanmedizin.

 

Es kann nicht sein, dass 12 Jahre Ausbildung im Idealfall bis zum Facharzt notwendig sind. 6 Jahre und drei Monate Studium und noch einmal 6 Jahre Facharztausbildung hinten dran, wenn nichts wie z.B. ein Kind „dazwischen“ kommt oder Arbeitgeberwechsel. Der Ärztemangel ist selbstgemacht!

Zur Verbesserung der ärztlichen Ausbildung fordere ich grundsätzlich:

 

- Neue Weiterbildungsordnungen für Ärzte, welcher Konzeption auch immer. Diese müssen realistisch und realisierbar sein. Die Ärztekammern haben dies sicherzustellen.

 

- Die reale Dauer der Weiterbildung zum Facharzt muss von durchschnittlich 6 auf 3 Jahre gekürzt werden. Nicht die Dauer ist hier das bestimmende Maß, sondern

die erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Die Ärztekammern haben dies sicherzustellen.

 

Was das im Detail für die Weiterbildung von Medizinern bedeutet hat Dr. med. Oliver J. Muensterer in dem Artikel „Facharztweiterbildung: Vorbild Amerika“, der im deutschen Ärzteblatte veröffentlicht wurde, sinnvoll zusammengetragen. Leider sind diese Forderungen völlig untergegangen.

 

- die klare Teilung der Assistenzzeit in eine Basisweiterbildung, eine Subspezialisierung und einen eventuellen Forschungsabschnitt;

- die Verteilung der Weiterbildungsplätze nach objektiven, nachvollziehbaren Kriterien;

- verbindliche Weiterbildungszeiten, deren Einhaltung in die Verantwortung der Kliniken fällt;

- eine klare Ausbildungshierarchie, bei der die Assistenten Jahr für Jahr unter Aufsicht mehr Verantwortung übernehmen;

- Assistenzarztverträge, deren Laufzeiten der Weiterbildungszeit entsprechen;

- ein praxisbezogenes Ausbildungscurriculum mit regelmäßigen, obligatorischen Fortbildungsveranstaltungen;

- in operativen Fächern die verbindliche Möglichkeit, ein vorgegebenes Spektrum von Eingriffen unter kompetenter Anleitung durchzuführen;

- keine ausbildungsfremde Arbeit, wie beispielsweise das Kodieren von Diagnosen und Interventionen;

- jährliche fachspezifische Zwischenprüfungen zur Selbstkontrolle der Assistenten und der Weiterbildungsprogramme sowie die

- regelmäßige gegenseitige Evaluation von Weiterbildern und Weiterzubildenden.

Die Umsetzung dieser zehn Punkte ist keine unerreichbare Utopie, sondern wird in vielen anderen Ländern im klinischen Alltag praktiziert. Neben diesen Forderungen gibt es sicherlich noch viele andere Möglichkeiten, um die gegenwärtige Situation zu verbessern. Zur Umsetzung bedarf es der gemeinsamen Initiative von Fachverbänden, Landesärztekammern, Kliniken und Assistenten. Nur so kann der medizinische Weiterbildungsstandort Deutschland für die nächste Ärztegeneration zum Wohl der Patienten verbessert werden.

 

 

Quelle: Facharztweiterbildung: Vorbild Amerika

Dtsch Arztebl 2006; 103(31-32): A-2096 / B-1805 / C-1747

Muensterer, Oliver J.

 

Kompletter Artikel unter:

http://www.aerzteblatt.de/archiv/52295

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Oliver J. Muensterer

Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie

Universität Leipzig

Oststraße 21–25, 04317 Leipzig

E-Mail: oliver-muensterer AT medizin.uni-leipzig.de

 



Am 13. April 2012 15:20 schrieb Jungermann <Jungermann AT news.piratenpartei.de>:

Ch. B. schrieb:
Peter Kaisers schrieb:

Am 13.04.2012 10:07, schrieb Jungermann:

Das System durchlässiger zu machen ist sicher weiterhin eine gute Idee,
Ich halte es aber für sinnvoll, dass wichtige Basiskompetenzen neben dem
medizinischen Fachwissen vorliegen und halte eine entsprechende
Berufserfahrung/Vorbereitung auf das Studium nach der Ausbildung für
richtig.
Für ein erfolgreiches Medizinstudium sind fundierte Kenntnisse in den naturwissenschaftlichen Fächern unabdingbar. Diese während des Studiums nachzuholen ist utopisch bzw. würde die Studiendauer erheblich verlängern. Berufserfahrung im Gesundheitsbereich ist eine gute Voraussetzung für das Studium, aber bei weitem nicht die einzige.

Der Weg über Abendschule das Abi nach zu machen steht jedem offen und vermittelt die Grundlagen. Habe schon einige sehr gute Ärzte/innen erlebt, die diesen Weg gegangen sind. Sie zeichneten sich unter anderem dadurch aus, dass sie genau wussten wo sie hin wollen und wie sie da hin kommen.

cbro

Entschuldigung aber die Bildung die im Abitur erworben wird, besonders durch Wahlpflichtfächer ist doch nicht fundiert. Jemand der LK Deutsch und Politik und ansonsten im GK bestenfalls Physik, Mathe, hat doch nicht mehr Kenntnisse über den Körper als eine Krankenschwester oder? Klar das kleine Latinum ist vermutlich notwendig…

Ich verstehe das sich Berufsstände abzugrenzen versuchen aber das Abitur ist definitiv ein schlechter Weg und stammt aus Kaiserstagen.




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