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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Vorstellung und Ideen

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Vorstellung und Ideen


Chronologisch Thread 
  • From: "Martin E. Waelsch" <dr.m.e.waelsch AT t-online.de>
  • To: "'AG Gesundheit'" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Vorstellung und Ideen
  • Date: Sun, 8 Apr 2012 20:43:29 +0200
  • Importance: High
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Ein wunderbarer netzwerkadministrierte O-Ton der KV, scheint mir. Das höre
ich aus diesen Kreisen, seit dem ich ärztlich tätig bin, seit 1977, es hat
sich trotz mehrfacher Ausbildung der Mitarbeiter wohl nichts verändert.

Die KV ist dafür zuständig, dass die Verhältnisse für die Ärzte und unter den
Ärzten so sind, wie wir sie heute antreffen.

Die Punkte-Galenik der KV hat noch nie Vorteile den Ärzten gebracht, macht
Ärzte zu ängstlichen Sklaven der KV, denn wenn sich jemand kritisch äußert,
kann er mit Behinderungen seiner Zahlungen rechnen. Die kommen ja eh schon
Monate später und immer reduziert. Die Budgets hat die KV akzeptiert, kein
anderes Abrechnungssystem durchgesetzt. Kein Wunder also, das Ärzte vermehrt
entweder einen eigenen Vertrag mit der KK anstreben oder sich in eigenen
neuen Organisation wie z. B. Medi versuchen zu wehren.

Es gibt also wohl gute Gründe, sich neue Möglichkeiten der
Versorgungsorganisation zu überlegen.

Wenn es die Überlegungen von der Basis begonnen werden sollen, dann wird
naturgemäß vieles angesprochen, was am Ende nicht in einem Beschluss zu
finden sein wird, aber für die Diskussion wichtiger Katalysator war.

Solche Katalysatoren in der Diskussion werden bei den KVs immer unterbunden,
eben unter anderem mit solchen Argumenten, Tobias.

Also die kennen wir. Wenn solche Argumente weiter gestaltend sein sollten,
dann werden sich die Ärzte davon verabschieden und eigene Wege gehen.

Auf der einen Seite wird vom Arzt verlangt, dass er die bestmögliche
Kompetenz erwirbt, immer präsent ist, um mit dieser Kompetenz auch zu
Unzeiten helfen zu können, sich anhören muss, wenn er sich mal erlaubt, frei
zu haben, wo viele Angehörige von vielen Institutionen schon am Freitag nach
12.00 Uhr nicht zu sprechen sind, weil sie ihre Lebenszeit bereits pflegen.

Und solche Beamte wollen dann Ärztearbeit organisieren? Ja, wird wohl so
sein, und so sieht auch das Ergebnis aus.

Ich denke: ohne Neuorientierung und Ändern wird es nicht gehen. Wenn es
Bewährtes gibt, wird es von Leuten, die Transparenz, Demokratie und
Gerechtigkeit als Werkzeug der politischen Arbeit vorziehen nicht übersehen.
Soweit sind sie aus dem Kindergartenalter entwachsen. Allerdings agieren sie
noch in der Unmündigkeit der bestehenden Standesvertretungen, insofern lässt
sich der Eindruck einer gewissen Rückständigkeit solange nicht vermeiden,
solange die Änderungen nicht vollzogen sind.

Soweit viel Spaß bei Pflege der Lebenszeit


Dr. med. Martin E. Waelsch
Häfnergasse 14
73207 Plochingen
Tel: 07153 921931
Fax:07153 921932
Mobil: 0151 52 503 458
Skype: marell1317
dr.m.e.waelsch AT t-online.de


> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-
> gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Tobias
> Unbekannt
> Gesendet: Sonntag, 8. April 2012 18:57
> An: AG Gesundheit
> Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Vorstellung und Ideen
>
> Es ist schön, wenn sich "Fachleute" über das Gesundheitswesen Gedanken
> machen.
> Je mehr ich allerdings hier lese, je mehr ich sehe, welche Themen
> überhaupt
> angesprochen werden, desto mehr wird mir klar, diese AG ist inhaltlich
> nicht mehr als ein Sammelbecken von Leuten, die sich profilieren
> möchten,
> die zeigen wollen, was sie alles können, welche Ideen sie haben und...
> was
> den eigenen Interessen dienlich ist.
>
> Wenn ich hier lese ... junge Hausärzte.... ortsgebunden....
> zeigt es einmal mehr, dass die geltenden Grundlagen nicht bekannt sind
> oder
> weitestgehend ignoriert werden. Jeder Mensch, der irgendwann einen
> Beruf
> erlernt hat, wird nicht genau die Firma vor seiner Haustür finden, bei
> der
> er sein Erlerntes einbringen kann. Gleiches gilt für Ärzte. Egal ob in
> eigener Praxis, ob als angestellter Arzt in Praxis oder MVZ oder als
> Krankenhausarzt, der Arbeitsplatz kommt selten nach Hause!
> Flexibilität wird in der heutigen Zeit von allen Erwerbstätigen
> verlangt.
> Nicht zuletzt gibt es auch sog. Bedarfsplanungen der KVen. Ich hoffe,
> diese
> sind in euren Kreisen bekannt.
>
> Z.B. über der Rettungsdienst, als ein Themengebiet, welches hier
> dieskutiert wird, heißt es zu wissen, dass die Organisation des
> Rettungsdienstes Ländersache ist. So lange dies so bleibt, kann jeder
> LV
> für sich kämpfen... Ziel sollte es sein, den Rettungsdienst beim Bund
> anzusiedeln.
>
> Glaubt mir, ich weiss von ich spreche. Neben einer technischen
> Ausbildung
> zum Dipl.chem. bin ich auch Versicherungskaufmann, habe eine
> medizinische
> Ausbildung, bin Netzwerkadmin., Berater für Brandschutz und
> Arbeitssicherheit und außerdem Leiter des Ärztlichen
> Bereitschaftsdienstes
> einer KV, bei der ich über 17 Jahre arbeite.
>
> Eure Ideen in allen Ehren.
> Werdet erwachsen, wenn ihr ein Gesundheitssystem reformieren oder neu
> erfinden wollt. Wozu beschäftigen sich Bundes- und Landesministerien,
> Universitäten und Hochschulen, Krankenkassen und KVen mit diesem
> System,
> weil es hier in der AG Gesundheit eine handvoll Leute besser können?
>
> Gebt mir bescheid, wenn die AG "bereit zum Ändern" ist.
> So lange dies hier eine Plattform zu therapeutischen Zwecken ist, so
> lange
> hier vor allem ureigene Interessen in den Vordergrund gestellt werden,
> ist
> mir meine Lebenszeit zu wichtig.
>
> Viel Spass beim Spiel.
> Tobias
>
>
>
>
>
>
> Dr. Christian Haffner schrieb:
>
> > Hallo Hendrik,
> >
> > auch von mir willkommen! Du hast ja schon viele wichtige Themen
> > angeschnitten, auf einige ist bereits eingegangen worden. Als junger
> > Hausarzt und Mitbegründer der Jungen Allgemeinmedizin Deutschlands
> (JADE,
> > www.jungeallgemeinmedizin.de) möchte ich etwas zu Deiner Idee "-
> > Sicherstellung hausärztlicher Versorgung (z.B. auch Pflicht-Hausarzt-
> Jahr
> > nach dem Studium in unterversorgten Regionen)" sagen.
> >
> > Das hört sich theoretisch erst einmal gut an. Aus den verschiedenen
> > Sozialministerien der Bundesländer kamen im Rahmen von Projekten zur
> > Behebung des Hausärztemangels ähnliche Ideen, die Krankenkassen
> wollen die
> > Ärzte gar von den Städten aufs platte Land umverteilen. Hier
> diskutieren
> > wir als JADE seit vier Jahren auf verschiedensten Ebenen. Dabei hat
> sich
> > deutlich herauskristallisiert, dass die meisten jungen Ärzte in der
> > Allgemeinmedizin-Weiterbildung und erst recht die jungen Fachärzte
> für
> > Allgemeinmedizin ortsgebunden sind, weil sie zum Beispiel Familie
> haben.
> > Das wird noch dadurch verschärft, dass gerade Frauen zunehmend in die
> > Allgemeinmedizin gehen, da dort Familie und Beruf am ehesten unter
> einen
> > Hut zu bekommen scheint, so dass wir bis zu 70% Frauenanteil in der
> > Allgemeinmediziin haben. Dabei ist auch die Altersspanne sehr groß
> von 25
> > Jahren bis über 50 Jahre. Die Partner sind dabei oft selbst
> Akademiker und
> > können und wollen nicht mal eben so für ein Jahr umziehen.
> >
> > Mit einem Pflichtlandjahr nach dem Studium würde man vermutlich
> erreichen,
> > dass noch weniger junge Ärzte sich für eine Allgemeinmedizin-
> Weiterbildung
> > entscheiden werden. Hier müssen meiner Meinung nach andere Konzepte
> her,
> > wie ein finanzieller Anreiz sowie das gezielte Ansprechen von jungen
> > Ärzten, die aus ländlichen Regionen kommen, damit dort verwurzelt
> sind und
> > am ehesten wieder zurückkehren.
> >
> > Was Deine Punkte zu Kassen und Kven angeht, gebe ich Dir 100% recht.
> > Gerade die Intransparenz ist meiner Wahrnehmung nach ein großes
> Problem.
> > Transparenz im Sinne einer Patienten-Rechnung natürlich auch von der
> > ärztlichen Seite, aber hier ohne Vorgaben. Ich fände es gut, wenn die
> > Patienten sehen würden, was genau ich für meine Behandlung im GKV-
> System
> > bekomme.
> >
> > Frohe Ostern!
> >
> > Christian
> > (Facharzt für Allgemeinmedizin)
> >
> >
> > Am 07.04.12 13:17 schrieb "Dr. Hendrik Schneider" unter
> > <dr.h.schneider AT anaesthesie24.org>:
> >
> >>Hi .. :-)
> >>Kurz ein Wort zu mir als Newcomer: 44J, freiberuflicher Anästhesist,
> >>verheiratet, 4 Kinder.
> >>Verständlicherweise möchte ich mich sehr gern aktiv in diese AG
> >>einbringen, denn das Thema Gesundheit ist neben der Bildung meiner
> >>Meinung nach das drängendste in unserem Land.
> >>Wie ja schon in einigen Kommentaren angeklungen, ist unser
> >>Gesundheitssystem ein undurchschaubares Konglomerat von Interessen,
> >>Seilschaften und dem täglichen kleinen Betrug. Unterstützt von den
> hohen
> >>Funktionären in PKV, GKV, KV etc. hat kaum einer Lust auf
> Transparenz.
> >>Will man jetzt ein neues Modell entwickeln, stellt sich als erstes
> die
> >>Frage, wie sozial das gestaltet werden soll. Ich gehe aber mal davon
> aus,
> >>dass hier die Solidargemeinschaft in Verantwortung des Staates
> Konsens
> >>ist, oder? Das würde bedeuten, alle zahlen ein und erhalten daraus
> >>Leistungen.
> >>Wenn man das konsequent zu Ende denkt, bedeutet das
> >>- Abschaffung der privaten Krankenversicherung (PKV), alle zahlen
> >>gemeinsam ein (Selbständige, Angestellte, Rentner ... und natürlich
> auch
> >>jeder, der hoffentlich irgendwann ein BGE erhält).
> >>- Wozu brauche ich aber derzeit 145 gesetzliche Krankenkassen (GKV)
> mit
> >>z. T. unterschiedlichen Leistungen? => Eine Kasse reicht völlig aus
> >>- Immer mehr setzt sich durch, dass die Kassenärztliche Vereinigung
> (KV),
> >>die das Geld der Krankenkassen auf die niedergelassenen Ärzte
> verteilt,
> >>völlig überflüssig ist. Ein reiner Verteiler, der selber noch kostet,
> >>macht keinen Sinn. Und dann noch der Unfug mit dem Punktwert für
> >>Leistungen, was dazu führt, dass die gleiche Leistung in
> >>unterschiedlichen Quartalen unterschiedlich vergütet wird.
> >>- Stichwort "Leistungsbudgetierung": Viele Praxen müssten
> wirtschaftlich
> >>gesehen bereits im August schließen, weil sie dann für jeden
> Patienten
> >>bis Dezember nur noch draufzahlen.
> >>
> >>Transparenz muss natürlich auch von Seiten der Ärzte kommen:
> >>- Klare Forderung nach einer Patienten-Rechnung, die der hoffentlich
> >>mündige Patient selber kontrollieren muss (es geht ja schließlich
> auch um
> >>sein Geld) und ggf. einer Art Schiedsstelle vorlegen kann.
> >>
> >>Das so mal als Idee, wie das Grundgerüst aussehen könnte.
> >>
> >>Und dann kann man natürlich in die Details mit den vielen Baustellen
> >>gehen:
> >>- Welche Leistungen werden übernommen
> >>- Krankenhausplanung
> >>- Sicherstellung hausärztlicher Versorgung (z.B. auch
> >>Pflicht-Hausarzt-Jahr nach dem Studium in unterversorgten Regionen)
> >>- Sicherstellung des Rettungsdienstes
> >>- Reduzierung von Bürokratie bei mehr Transparenz
> >>- Aktuell: Anerkennung von medizinischem Personal aus EU-Ländern bei
> >>vorhandenem Ärzte- und drohendem Pflegemangel
> >>
> >>Ich fürchte, die Liste lässt sich leicht noch verdreifachen. Soll
> erst
> >>mal nur eine Gedankenanregung sein.
> >>
> >>Frohes Osterfest,
> >>Hendrik
> >>--
> >>AG-Gesundheitswesen mailing list
> >>AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> >>https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen
> >
> >
> > --
> > AG-Gesundheitswesen mailing list
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