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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Homöopathie alleine ist nicht die, Zukunft

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Homöopathie alleine ist nicht die, Zukunft


Chronologisch Thread 
  • From: kp <info AT pater.net>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Homöopathie alleine ist nicht die, Zukunft
  • Date: Mon, 02 Apr 2012 13:47:16 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo Thorsten,

ich habe jahrelang versucht, so zu argumentieren wie die meisten Gegner hier. Es war in aller Regel nicht nur frustrierend sondern wie ich später meine erkannt zu haben, auch nicht zielführend. Es gibt Menschen, die funktionieren eben nicht rational. Weil sie es nicht wollen. Vielleicht ein kleines Gedankenexperiment: versuch mal einem gläubigen Menschen (egal welcher Religionsrichtung) zu erklären, dass es seinen Gott möglicherweise nicht gibt. "Gläubig-Sein" ist eben kein Phänomen irgendeiner Bildungsschicht, das geht Querbeet.

Insofern bin ich überzeugt, dass es in der Verantwortung des Arztes oder auch Apothekers liegt, genau hin zuschauen bei der Empfehlung derartiger Präparate. Ein Arzt oder Apotheker, der selbst fanatischer Anhänger alternativer Heilmethoden ist (davon soll es auch welche geben, es handelt sich dabei aber wohl eher um eine Minorität), dürfte dazu kaum in der Lage sein.

Placebo-Tabletten gibt es tatsächlich. Da steht aber auf der Packung "Placebo" drauf und die kommen eher sehr selten (ausgeeinzelt, also ohne Packung) zum Einsatz. Außerdem halte ich das für eine schlechte Lösung. Der Ansatz, einem Patienten im Nachhinein zu sagen, "Ätsch, das war aber ein Placebo, siehst du, du hattest ja gar nichts" ist auch nicht praktikabel. Ich hatte oft den Eindruck, der Mensch will nicht aufgeklärt werden. Er will glauben. Dazu trägt meines Erachtens auch der Umstand bei, dass das Thema auch in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert wird und zuweilen der Effekt auftaucht: Siehste, lieber Kritiker, hat ja doch geholfen...

Es ist schwer, an den Verstand zu glauben wenn man Menschen gegenüber sich den Mund fuselig redet, der Zuhörer bedächtig mit dem Kopf nickt und am Ende nach 10 Minuten dann sagt: OK, nehme ich. Diese Menschen (wie schon mal erwähnt, gebildete Menschen, auch Naturwissenschaftler) lehnen einfach eine rationale Betrachtung ab. Sind sie nun einfach nur  dumm? Ich glaube kaum. Es geht teilweise um Mystik (Religion), wenn die Weltsicht rational erschöpft ist.

Es gibt auch Menschen, die um Rat fragen. Obwohl sie eigentlich eine felsenfeste Überzeugung haben und eigentlich von "Fachleuten" nur eine Bestätigen abholen wollen.

Ob ein Patient "abhängig" wird, hängt aber sicher von deutlich mehr und ganz anderen Faktoren ab.

Gruß
Kpa


Am 02.04.2012 10:16, schrieb Thorsten Wagner:
Hallo Klaus,

On 01.04.2012 23:03, ag-gesundheitswesen-request AT lists.piratenpartei.de wrote:
Also: Homöopathie: *Wirksamkeit im pharamkodynamischen Sinne: NEIN*, als 
*sinnvolle Therapieoption: JA*. Deshalb: Abschaffen: Nein.

ich kann deine Argumentation nachvollziehen und bezweifle nicht, dass manchmal einfach nur ein Gespräch oder eine Zuckerpille helfen kann. Meine Mutter hat mir damals gegen die Übelkeit beim Autofahren auch Tictac gegeben, weil Sie nichts anderes hatte. Hat funktioniert. Placebo-Effekt eben... Aber darum geht's mir nicht.

In dem Moment, in dem der Arzt dem Patienten vorgaukelt, er verschreibe ihm ein pharmakologisch wirksames Medikament, obwohl es sich um ein Placebo (oder Globuli oder watt auch immer)  handelt, läuft irgendwas schief. An dieser Stelle wird der Patient doch für dumm verkauft. Das ist für mich unethisch. Ich könnte mich nur unter zwei Bedingung dieser Praxis anschließen:

1. Es wird nicht Homöopathie, so.ndern ganz normale Placebo-Medikamente verschrieben Es kann nicht sein, dass wir Homöopathie (und der ganze verrückte Glauben dahinter) fördern, nur um Placebos verschreiben zu können.

2. Der Patient wird im nachhinein darüber aufgeklärt, dass er nur ein Placebo erhalten hat. Nur so kann der Patient über sich etwas lernen und verstehen, wie es zu deartigen Symptomen kommt (Stress etc.). Machen wir das nicht, schafft man doch eigentlich eine Art psychischer (statt physischer) Tablettenabhängigkeit. Der Patient glaubt, ohne dieses Scheinmedikament, seine Symptome nicht in den Griff zu bekommen. Das kann's nicht sein!

Viele Grüße
Thorsten








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