Re: [AG-Gesundheit] Homöopathie alleine ist nicht die, Zukunft

["Martin E. Waelsch" <dr.m.e.waelsch AT t-online.de>]

Das ist richtig, an einer Aufklärung kommt man nicht vorbei, sie muss sein. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Aufklärungsgespräch ein Arztgespräch ist, bedeutet, dass der Arzt in der Lage sein muss, ein Arztgespräch zu führen und nicht ein Formular wie ein Notar herunter beten. Passiert wohl immer noch zu häufig.

Bei einem Arztgespräch würde eben jene an Schizophrenie erkrankte Patientin die entsprechende Information bekommen, weil sich das Gespräch dorthin entwickeln würde. Auch in der Psychiatrie müssen wir den Ärzten die Gesprächsführung beibringen, damit sie mit dem Patienten und nicht über den Patienten mit sich selbst reden. Die gleiche Situation ist bei allen anderen schweren Erkrankungen. Die Informationsmenge ergibt sich aus dem Bedarf, der im Gespräch deutlich wird. Der Arzt muss in der Lage sein, sich selbst in Frage stellen zu lassen, nur dann wird er glaubwürdig Informationen weiter geben können. Auch hier gilt: ich bin nicht wichtig, was wir zusammen tun ist wichtig.

 

Dr. med. Martin E. Waelsch

Marktstr. 13 - 17

73207 Plochingen

Tel: 07153 921931

Fax:07153 921932

Mobil: 0151 52 503 458

Skype: marell1317

Email: waelsch AT mentalnet.de

Web:  http://www.mentalnet.de

 

Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Ethan Conaway
Gesendet: Montag, 2. April 2012 13:07
An: AG Gesundheit
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Homöopathie alleine ist nicht die, Zukunft

 

... Und im übrigen gibt es jede Menge Therapeutische die nicht mehr funktionieren würden, respektive zu viel Zeit in Anspruch nehmen, wenn ich vor einer Therapieeinheit jeden Schritt erklären muss.

Selbstverständlich ist ein vertrauensvoller und transparenter Umgang wichtig, aber es gibt nun mal Krankheitsbilder die genau das unmöglich machen. Und letztlich ist die Aufgabe dem Klienten/Patienten zu _helfen_ und wenn es nicht anders geht, dann ist das der richtige Weg.

lg
Björn

Wo ich zustimme ist das in Akutsituationen (deinem Beispiel Hirnblutung) dem Patient gesagt werden muss: "Wir haben keine Zeit ihnen das zu erklären, wir müssen ihr Leben retten auch wenn die Behandlung risiken hat, vertrauen sie mir. Für Aufklärung ist keine Zeit". Das hier auf Aufklärung verzichtet wird, ist ok. Und wenn sich der Patient ohne Aufklärung weigert und wie in dem Beispiel stirbt, ist es auch seine Verantwortung, nicht die des Arztes. Er trug schließlich auch die Konseqenzen.

Ich verstehe auch dass es Erkankungen gibt, bei denen ist es a) schwerig aufzuklären und b) kann es die Lage des Patienten verschlechtern. Ein klassisches Beispiel ist sicher die Shizophrenie.

Doch selbst hier gibt es Patienten die von einer Aufklärung profitiert hätten. Beispielsweise eine Patientin die in youtube an die Öffentlichkeit ging um zu sagen: Es hätte ihr sehr geholfen, wenn ihr doch mal jemand ihr gesagt hätte dass die Stimmen in ihrem Kopf, vor denen sie Angst hatte, nicht real sind und dass es eine Erkrankung ist, die gerade behandelt wird.

Ich sehe es also gleichzeitg, als sehr kritisch, wenn Ärzte der Meinung sind was sie als "Hilfe" sehen, ist auch für die Patienten betrachtet immer das richtige. Freilich können wir diskutieren wer häufiger recht hat und klar, dass es oft der Arzt ist. Allerdings haben auch chronisch Erkrankte viel Erfahrungen, gerade bei Medikamenten die teilweise sehr individuell wirken. Ich glaube ein Patient hat ein Recht auf eine gewisse Selbstbestimmung, dazu braucht es auch die Aufklärung, so dass ein Patient ggf. auch die Meinung des Arztes annehmen kann.

Dass die Bürgermeinung auch objektiv manchmal zutreffen kann, zeigt der Fall mit AD(H)S, das laut allgemeiner Meinung (auch meiner) ungewöhnlich häufig diagnostiziert wird. Das Medikament Ritalin wirkt jedoch nur bei AD(H)Slern beruhigend und bei anderen wie Speed. Aggressionsfördernd, abhängigmachend, Persönlichkeitsverändernd etc.

Das Kinder zu häufig diagnostiziert und damit mit "Drogen" krank gemacht werden, wird in diesen Nachrichten an die Öffentlichkeit getragen: http://eltern.t-online.de/studie-adhs-diagnose-oft-falsch/id_55286956/index

Mein Fazit: Selbst wenn ein Patient mal eine falsche Entscheidung trifft: Da es in der Regel sein Leben betrifft ist es größtenteils auch seine Entscheidung. Fehler machen sowohl Ärzte als auch Patienten. Da die Ärzte aufgrund ihres Fachwissens wichtige Objektive informationen haben, die berücksichtigt werden müssen, braucht es (ggf. abgesehen von Akutsituationen) Aufklärung.

 

 

--
NEU: FreePhone 3-fach-Flat mit kostenlosem Smartphone!
Jetzt informieren: http://mobile.1und1.de/?ac=OM.PW.PW003K20328T7073a