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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 29, Eintrag 1

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 29, Eintrag 1


Chronologisch Thread 
  • From: Julitschka <julia AT lobstick.org>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 29, Eintrag 1
  • Date: Mon, 02 Apr 2012 00:06:08 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Am 01.04.2012 21:40, schrieb kp:
[...]

Mich stört daher auch etwas, wie zum Teil Leute mit einer mir ungewohnten Vehemenz aufgrund rein theoretischer, meinetwegen auch wissenschaftlicher Ansätze, Urteile und Überzeugungen vertreten, die im wirklichen Leben nicht tragfähig sind. Wer mit faktischem Tunnelblick sich nur einen Aspekt herauspickt ist sicherlich nicht ausreichend kompetent.

\Ironie-Sarkasmus-whatever-Mode (nur damit es keine Unstimmigkeiten gibt)

Stimmt, ich forsche auch nur für schicke Veröffentlichungen in Journalen die eh keiner liest und aus denen auch überhaupt keiner Wissen entnimmt welches uns im "realen Leben" hilft.
\etc.etc.off

Meine Forschung oder jegliches wissenschaftliches Arbeiten ist also surreal? Fürn Arsch? Fiktion?
Dir ist schon bewusst dass du mit dieser unqualifizierten Aussage Millionen von Wissenschaftlern auf der ganzen Welt diffamierst? Egal ob jetzt Geisteswissenschaftler, Mediziner, Ingenieure jeglicher Couleur, Physiker, Mathematiker, Informatiker, etc.

Hier kommt jetzt ein Fakt der dich wahrscheinlich umhauen wird:
Jeder dieser Wissenschaftler erforscht das reale Leben. Es ist kaum zu glauben, ich weiß. Aber tatsächlich studieren wir ECHTE Menschen und ECHTE Materie.

Und jetzt kommt das Beste: Wir versuchen tatsächlich ECHTE Zusammenhänge zu finden, die unsere von uns allen so geliebte und geschätzte Welt erklären und beschreiben.
Niemand auf dieser Welt forscht freiwillig für die Tonne. Das kannst du mir glauben.

Und nochwas zu deiner "reinen Theorie". Was glaubst du, wie man das nennt, wenn Menschen Versuche und Experimente aufbauen um Zusammenhänge rauszufinden?
Na?
Richtig! Das nennt man PRAXIS. Und eine Theorie ist nicht haltbar, wenn sie durch Praxis widerlegt wird, ok? Und das habe ich mir nicht ausgedacht, das IST tatsächlich so.
Zweifel? Ich empfehle: http://de.wikipedia.org/wiki/Theorie

Um es deshalb noch einmal zusammenzufassen:
1. Es gibt homöopathische Präparate (nennen wir die Gruppe A), da kann man mit Recht und Fug behaupten, dass eine unterstellte Wirkung Hokuspokus ist. Kochsalz C1000 beispielsweise. Es gibt auch Präparate (nennen wir die Gruppe B), die enthalten z.B. Alkaloide in nicht nur nachweisbaren Mengen, sondern auch pharmakologisch hochwirksam. Ich beziehe mich jetzt auf Gruppe A: Eine Wirksamkeit im Sinne pharmakodynamischer Modelle ist nicht vorstellbar. Punkt.

Aber über die von dir erwähnte Kategorie A ist die gefährliche. Und mal abgesehen von dir eben. Wer macht den die Unterscheidung noch?
Niemand wird sich hinstellen und sagen: "Obacht, das ist aber Homöopathie der Klasse A, die wirkt nicht, aber kaufen kannst du sie trotzdem."

Beachte aber bitte, aus welcher Zeit die "Homöopathie" stammt. Das ist keine Erfindung der letzten Jahre.

Stimmt, die Theorie dass die Erde eine Scheibe ist, ist auch schon unglaublich alt, aber leider falsch. Das sagt überhaupt nix aus.

2. "Die Homöopathie" stellt in unserem Gesundheitswesen keinen Kostenfaktor dar, der ins Gewicht fällt. Deshalb stören mich hier die immer wieder nicht quantifizierten Behauptung hinsichtlich der Kostenbelastung der sogenannten Solidargemeinschaft.

Du scheinst nicht zu verstehen, dass es hier nicht darum geht, dass die Leistungen eventuell von den KK bezahlt werden, sondern darum, dass in Deutschland Millionen Menschen für Hokuspokus von ihrem bitter erspartem Geld VIEL Geld ausgeben. Und das für etwas, was nicht funktioniert!

3. Die gerne bemühte Horrorgeschichte bezüglich unterlassener Malariaprophylaxe etc. ist allenfalls populistisch.

Achja? Und was ist "Wer heilt hat Recht?"

4. Absolut problematisch sind hingegen oft Eltern, meist mit gutem Bildungshintergrund, die sich gegen wichtige Medikamente wenden und glauben, mit "natürlicher" Medizin ihren Kindern was Gutes zu tun. Diese "Patientengruppe" ist insbesondere deshalb problematisch, da sie in Vormundschaft für Dritte agieren. Hier ist Aufklärung und Beratung notwendig, die Zeit und Geld kostet aber letztlich keiner bezahlen will.

Stimmt.
Ich hätte jetzt kein Problem damit, noch etliche Fallbeispiele anzuführen, will das aber allen ersparen :-)

5. Es gibt aber auch die umgekehrte "Elterngruppe". Die unbedingt für ihre Kinder etwas z.B. "zum Schlafen" haben wollen. Hier ist es ein Segen, auf "harmlose" Präparate zurückgreifen zu können, die man überzeugen kann, nicht eine vorhandene "halbe Schlaftablette aufzulösen". Oder Fälle, in denen Eltern Notdienste aufsuchen, deren Kinder definitiv nichts haben, und sich dabei ziemlich hartnäckig geben. Es gibt verbreitet den Glauben, wenn man beim Arzt nichts verordnet bekommt (weil man nichts hat), dass das doch nicht richtig sein kann. Und besucht den nächsten Arzt. Irgendwann dann gibt es bestimmt eine Verordnung. Und da viele Ärzte wirtschaftlichen Zwängen folgen und ihr Klientel nicht an die Konkurrenz verlieren wollen, ist dies in aller Regel einfach. Und es kommt dann nicht selten zur Verordnung "hochwirksamer Präparate" mit nachgewiesener Wirksamkeit. Nur völlig überflüssig.

Für diesen und einige andere Fälle ist der Einsatz der Homöopathie ein absolut erprobtes Mittel. Hier geht es um Menschen, nicht um Maschinen. Und deshalb ist die psychologische Wirkung durchaus ein Thema. Patienten wollen ernst genommen werden. Deshalb sehe ich die "Homöopathie " als optionale Therapieoption in ärztlicher Hand (und bitte jetzt nicht wieder einen Dr. Mabuse aus dem Hut zaubern).

Falsch! Warum soll ich ein "Veraschungssystem" etablieren, wenn es viel sinnvoller wäre dafür zu kämpfen, dass sich Patienten ganz ohne Hokuspokus bei ihrem Arzt gut aufgehoben fühlen, indem er zum Beispiel, einfach mehr Zeit hat sich mit ihm auseinanderzusetzten und nicht nur abzufertigen, wie er es aber gezwungener Maßen muss um an Geld zu kommen.
Nebenbei wäre es natürlich für die Zukunft erstrebenswert, wenn es ähnlich dem RKI Einrichtungen gäbe, die zu diversen Themen fundierte Aufklärung betreiben. Sozusagen was Offizielles.

Also: Homöopathie: Wirksamkeit im pharamkodynamischen Sinne: NEIN, als sinnvolle Therapieoption: JA. Deshalb: Abschaffen: Nein.

Mit einem Messer kann ich ein Brot schmieren oder eine Kehle durchschneiden. Es kommt also auf die Anwendung an. Ich werde jetzt keine Meinung zu Heilpraktikern abgeben, ich meine aber, die Verordnung jeglicher "Medikamente" gehört in ärztliche Hand.

Und noch einmal: Keine Krankenkasse ist verpflichtet, Leistungen aus diesem Bereich zu erstatten. Die der Solidargemeinschaft entstehenden Kosten sind marginal und kaum bezifferbar.

Es geht nicht um die Krankenkassen!
[...]



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