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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Homöopathie alleine ist nicht die Zukunft

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] Homöopathie alleine ist nicht die Zukunft


Chronologisch Thread 
  • From: "Checkinger" <checkinger AT gmx.de>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Homöopathie alleine ist nicht die Zukunft
  • Date: Sun, 01 Apr 2012 16:52:38 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Aha !
Die vielen Migraine-Patienten sind einfach nur dumm ! Gebt Eurer
Körper-Maschine einfach mehr Wasser ! Dann bekommt Ihr nie mehr Migraine !

Mensch, Dr. Julitschka, wenn wir Ihr einfaches Hausmittel "Wasser" nur früher
gekannt hätten ! Wieviele AU-Tage wären den Arbeitgebern erspart geblieben !

Ab heute fällt die Behandlung einer Migraine ICD10 G43 ff aus der
Kassenerstattung raus. Man kann sie ja so einfach selbst heilen ! (Und dann
erträgt man sicherlich auch den Krach von Bands wie VNV-Nations und Ihren
Anhängern wieder viel besser..)

Ganz im Ernst, Julitschka: Die Diskussion um die Homöopathie werden wir noch
lange führen. Frag Dich lieber mal, wer unsere Wähler sind - und wie die
ticken und ob diese Wähler nicht auch in Wahl Ihrer Medizin möglichst frei
und unabhängig von staatlicher Regelmentierung sein wollen ...

Der Alex


-------- Original-Nachricht --------
> Datum: Sun, 01 Apr 2012 16:19:12 +0200
> Von: Julitschka <julia AT lobstick.org>
> An: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
> Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Homöopathie alleine ist nicht die Zukunft

> Wow, da hast du dir ja viele Gedanken in einem größerem Zusammenhang
> gemacht. Respekt, erstmal dafür.
>
> Aber ich sehe ein Problem genau im Zusammenwerfen von psychologischer
> Wirkung und Ursache und biologischer. Mit den uns zur Verfügung
> stehenden Mitteln ist es nur möglich Medikamente nach biologischer
> Wirkung mit der entsprechenden Statistik zu beurteilen. Ein sehr enger
> Freund von mir ist Soziologe und dieser bestätigt mir die immensen
> Schwierigkeiten die es zu überwinden gilt, wenn psychologische Faktoren
> auf den ein oder anderen Effekt untersucht werden sollen.
>
> Ein Beispiel dafür sind Fragebögen. Die Art und Weise wie man die Frage
> stellt hat einen enormen Einfluss auf die Antwort die man erhält. Eine
> riesigen Skandal gab es bei der Befragung von Kindern hinsichtlich der
> Beschuldigung von Familienmitgliedern hinsichtlich sexueller Übergriffe.
> Kinder sind sehr empfänglich für suggestive Fragen und so fiel die
> Antwort entsprechend so aus, dass Unschuldige verurteilt wurden.
>
> Nochmal, ich bestreite NICHT den Einfluss psychologischer Mechanismen
> auf die Wirkung von Medikamenten. Mit geht es lediglich um die
> Differenzierung aus oben genannten Gründen. Gerade weil uns der
> Placeboeffekt bewusst ist, versuchen wir die "Netto-Wirkung" von
> Medikamenten zu bestimmen, damit wir eine Vergleichbarkeit haben. Nur so
> können wir Beurteilen ob ein Medikament oder eine neue Therapieform
> besser oder schlechter ist als die bewährte.
>
> Zusätzlich dazu kann man immernoch psychologische Einflussfaktoren
> untersuchen. Wobei es meines Erachtens schon hilfreich wäre, wenn wir
> die uns bereits bekannten Effekte "einfach mal" umsetzten würden. Wie
> zum Beispiel, dass sich ein Arzt mehr Zeit für einen Patienten nehmen
> kann und auch die Nerven hat ihn ganzheitlich zu betreuen. Ein Beispiel:
>
> Ich halte es für sehr wahrscheinlich dass ein entscheidender Teil der
> Migränefälle in Deutschland aufgrund einer zu geringen Einnahme von
> Wasser hervorgerufen wird. Da aber aufgrund des Zeitmangels der
> Hausärzte niemand auf die Idee kommt zu fragen: "hey, wie viel trinken
> Sie eigentlich so pro Tag? Führen Sie doch mal ein Tagebuch!" rennen
> viele Leute in die Apotheke um sich die nächste Dosis Ibu reinzuhauen.
>
> Am 01.04.2012 15:23, schrieb Martin E. Waelsch:
> >
> > Ich habe mich vor paar Monaten in die MailingListe eingetragen und
> > beobachte mit Interesse die laufende Diskussion. Bei der Debatte für
> > und gegen Homöopathie zeigt sich deutlich, welche Auswirkungen es
> > haben kann, wenn versucht wird, eine Frage mit entweder-oder zu
> > beantworten.
> >
> > Wir haben in der Medizin schon immer das Problem der Trennung zwischen
> > dem organischen und psychischen Bereich des menschlichen Lebens.
> > Spätestens seit Descartes Materialismus gibt es hier eine scharfe
> > Linie, die sämtliche Entwicklungen in der medizinischen Entwicklung
> > und Versorgung determiniert hat. Heute wird versucht diese Spaltung
> > mit Betrachtungen des Leib-Seele-Problems einerseits und mit Pushen
> > der biologistischen wissenschaftlichen Untersuchungen andererseits zu
> > überbrücken.
> >
> > Eine Integration zu ganzheitlichen Betrachtungsweise hat bislang nicht
> > stattgefunden und wird seit
> > Seehofers-Gesundheitsminister-Lebensabschnitt durch die reformistische
> > Organisationsversuche der medizinischen Versorgung verhindert.
> >
> > Die Homöopathie ist nichts anders als wenn ein Stein ins Wasser
> > geworfen wird. Man beobachtet die danach entstehenden Kreise. Mehr ist
> > es nicht. Gleichzeitig ist es aber sehr viel, wenn man sich vorstellt,
> > wer da beobachtet. Derjenige, der den Stein geworfen hat, also
> > derjenige, der die Homöopathie-Pille eingenommen hat. Das gesamte
> > individuelle Universum des Betroffenen beobachtet und reagiert auf die
> > Auswirkungen der Homöopathie-Pille (Steines). Wir haben bislang keine
> > wissenschaftlichen Instrumente, um diese komplexen Zusammenhänge
> > valide zu untersuchen. Aber es reicht, wenn sich jeder an seine
> > Examina erinnert und daran, wie viele Erkrankungen man da in dem
> > Examensvorbereitungsstress bekommt. Bekannt sind die schweren Anginen
> > mit hart weißen Belegen, die sogar ohne bakterielle Infektion
> > entstehen und wenn, sich dann mit Antibiotika und Natur behandeln
> > lassen – am besten aber nach dem erfolgreich abgeschlossenem Examen
> > verschwinden. Es ist nichts anderes, als hier das Immunsystem des
> > Examenskandidaten massiv durch den Stress durcheinander komme und so
> > reagiert, als ob eine Infektion vorhanden wäre. Das Immunsystem hat
> > durch die Brille der Examensangst eine existentielle Bedrohung
> > ausgemacht, gegen die es sich wehrt. Da das Immunsystem genauso wie
> > die Leber usw. in seiner Gesamtheit zu dem Netzwerk des Unbewussten
> > gehört, kann man sich unschwer vorstellen, was in uns alles abläuft.
> > Das Unbewusste macht etwas 80-90% dessen aus, was uns ausmacht, wenn
> > wir es nicht hätten, könnten wir nicht einmal Autofahren erlernen. D.
> > h. auch die in uns innewohnenden Automatisierungsfähigkeiten gehören
> > dazu. Komplex.
> >
> > Deshalb kann es nicht vernünftig sein: „Wer heilt, hat recht.“
> Damit
> > haben sich schon Generationen von Ärzten, Pharmafirmen und sonstigen
> > Heilverkünder aus der Verantwortung gestohlen.
> >
> > Entscheidend ist jeweils, wie heilt das, was heilt. Eben innerhalb der
> > Betrachtung der komplexen Zusammenhänge.
> >
> > Insofern ist die Homöopathie keine Methode, die weder begünstigt noch
> > abgeschafft gehört, sondern sie bleibt auf der Agenda der ungeklärten
> > medizinischen Fragen. Sie ist auch nur ein Ausschnitt aus dem Komplex.
> >
> > Die Homöopathie hat immer versucht, sich als Antwort auf ungelöste
> > Fragen der Medizin zu positionieren. Die Menschen nehmen es gerne an,
> > weil es mit viel Hoffnung verbunden ist. Die Hoffnung kann man den
> > Menschen nicht nehmen, weil sie selbst mit dem Hebel Hoffnung an der
> > Heilung beteiligt sind (Stichwort Placebo-Effekt).
> >
> > „Die Freiheit des Einzelnen findet dort seine Grenzen, wo die Freiheit
> > eines anderen unverhältnismäßig beeinträchtigt wird.“
> > (Grundsatzprogramm Piraten)
> >
> > Einer der zentralen Sätze aus dem Grundsatzprogramm, welches im
> > Bereich Gesundheit sehr wichtig ist. Die Reformen im Gesundheitswesen
> > haben diesen Grundsatz nicht berücksichtigt. Die Auswirkungen der
> > Fallpauschale (DRGs) sind verheerend
> > <http://www.mentalnet.de/archive/7702>. Sie haben die medizinische
> > Versorgung verteuert und eine massive Ausweitung von Personal
> > verursacht, das nicht mit dem Patienten arbeitet, sondern mit den
> > Auswirkungen und mit der Bewältigung der Reformen beschäftigt ist. Im
> > Gegenzug gehen immer weniger medizinische Fachleute in die Versorgung,
> > weil sie dort keine Entwicklungsmöglichkeiten finden und nur noch
> > „gedeckelt“ werden – wie die Budgets eben auch.
> >
> > Mittlerweile ist man auf die versponnene Idee gekommen, nun die
> > Fallpauschale auch in der Psychiatrie einzuführen und beschäftigt seit
> > 2010 damit die Psychiatriebeschäftigten. Neue Kosten werden damit
> > produziert und die wachsende Versorgung in der Psychiatrie auf den
> > Stand von 1968 zurückgeschraubt. Jemanden muss in den Regierungs- und
> > Kassengremien die gut funktionierende Personal-Verordnung für die
> > Psychiatrie (Psych-PV) so ein großer Dorn im Auge gewesen sein, dass
> > diese Innovation nach 10 Jahren wieder kassiert werden soll. Es war
> > eben gut berechenbar, wie viel von welcher Berufsgruppe für die
> > Behandlung jeweils erforderlich ist. Die oberste Maxime bei der
> > Durchführung des jetzigen gesetzlichen Vorhabens ist eben
> > Personalreduktion. Verweildauer ist in der Psychiatrie schon lange
> > kein Thema.
> >
> > Diese Auswirkungen der Reformen zeigen, dass die Freiheit der Menschen
> > in der medizinischen Versorgung nach Etatvorstellungen eingeschränkt
> > wird und nicht entlang der Frage, wie und mit welchen Mitteln kann die
> > jeweils mögliche Gesundheit erreicht werden.
> >
> > Es liegt daran, dass sich die biologistische Denkweise mit der
> > buchhalterischen am besten verknüpfen lässt.
> >
> > Mit dieser einseitigen Betrachtungsweise werden wir aber das Ziel der
> > PSYCHOSOZIALEN GESUNDHEIT nicht erreichen.
> >
> > nefiodow_zyklen
> >
> > Die psychosoziale Gesundheit ist nicht nur die Innovation des nächsten
> > Wachstumszyklus <http://www.mentalnet.de/archive/204>, sondern ein
> > basaler Produktivfaktor.
> >
> > Gerade in der laufenden und zu erwartenden Demographie-Entwicklung
> > werden wir damit konfrontiert, dass weniger Menschen für die
> > Arbeitswelt zur Verfügung stehen und stehen werden. Wenn von dieser
> > kleineren Menge auch noch eine wachsende Zahl erkrankt sein wird, dann
> > haben wir nicht nur ein Demographie-Problem, sondern auch
> > Arbeitskräfte und Fachkräfte-Problem.
> >
> > Die Produktivität lässt sich aber nicht nur unter dem Aspekt
> > betrachten, wie viele Leute stehen für die Werkbank zur Verfügung,
> > sondern wesentlich weiter gedacht, wie viele Leute werden daran
> > gehindert, sich zu entwickeln. Und hier besteht der Keim, der die
> > Gesundheit maßgeblich verfrüh stückt.
> >
> > Wenn wir die neoliberale technokratische Lösung von gesellschaftlichen
> > Problemen nicht wollen, dann müssen wir die psychosoziale Gesundheit
> > als Ziel vorne dran stellen und die Organisation, Untersuchungen und
> > unter dieser Leitlinie durchführen. Eine Gesundheitsökonomie, die sich
> > nicht an der Psychosozialen Gesundheit
> > <http://www.mentalnet.de/archive/207> orientiert, produziert
> > unweigerlich gesellschaftlich bedingte Erkrankungen, vor allem,
> > leistet den Vorschub für die chronifizierung von Erkrankungen (40% der
> > Krankheitsfälle mindestens). Was das für Kostenlawine und Störungen
> in
> > der gesellschaftlichen Entwicklung mit sich bringt, kann sich jeder
> > bei den Krankheitszahlen leicht vorstellen.
> >
> > Wir können spätesten während der Finanzkrise seit 2008 gut
> beobachten,
> > welche Auswirkungen das Auspressen von Ressourcen und Werten aus der
> > Bevölkerung hat. <http://www.mentalnet.de/archive/6716>In den
> > Betrieben macht sich Frustration, Demotivation, Angst, Existenzangst
> > und Zukunftsangst breit. In den Familien werden Planungen immer mehr
> > zu einem Lotteriespiel. Die Verlässlichkeit von Vereinbarungen hat die
> > Banken bereits verlassen und, was wichtig ist, kommt ohne Regulierung
> > des Finanzmarktes nicht zurück.
> >
> > Für den einen oder anderen mag es weit hergeholt sein, bei der
> > Diskussion über Gesundheitsfragen die Makroökonomische Lage zu
> > bemühen. Es ist aber kein Luxus der Argumentationsbreite, sondern die
> > pure Notwendigkeit, wie können Rahmenbedingungen so gestellt werden,
> > dass sie Gesundheit (Freiheit) ermöglichen und nicht verhindern. (In
> > China haben die Volkskrankheiten unter der kapitalistischen
> > Volksdiktatur um 20-40% zugenommen, in dem kurzen Zeitfenster des
> > BRICS-Wachstums. Wir können dabei zusehen, wie dieser Werkbank der
> > Welt unter den Erkrankungen zusammenkrachen wird.)
> >
> > Es sind also andere Wachstumsfaktoren, die dem Menschen erlauben,
> > gesund oder gesünder zu leben. Es ist nicht die Homöopathie, genau so
> > wenig wie die Schulmedizin, es ist alles zusammen.
> >
> > kondratieffzyklenbilder
> >
> > Über die bisherigen Wachstumszyklen haben sich die Menschen und ihre
> > Umgebung zu Gunsten vom Wachstum systematisch vergiftet. Trotz aller
> > ökologischen Bemühungen läuft diese Tendenz weiter, weil sie für
> > einige Ausgewählte sehr lukrativ ist. Das hat aber mit „Die Freiheit
> > des Einzelnen findet dort seine Grenzen, wo die Freiheit eines anderen
> > unverhältnismäßig beeinträchtigt wird.“ herzlich wenig zu tun.
> >
> > Deshalb müssen die Ziele in der Gesundheitsdiskussion anders
> > formuliert werden, damit sie in die verschiedenen Einzelregelungen
> > herunter gebrochen werden können und bei jedem Betroffenen Gesundheit
> > nicht verhindern sondern fördern.
> >
> >
> >
> > Herzliche grüße
> >
> >
> >
> >
> >
> > Dr. med. Martin E. Waelsch
> >
> > Marktstr. 13 - 17
> >
> > 73207 Plochingen
> >
> > Tel: 07153 921931
> >
> > Fax:07153 921932
> >
> > Mobil: 0151 52 503 458
> >
> > Skype: marell1317
> >
> > Email: waelsch AT mentalnet.de <mailto:waelsch AT mentalnet.de>
> >
> > Web: http://www.mentalnet.de <http://www.mentalnet.de/>
> >
> >
> >
> >
> >
>

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