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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Brauche Hilfe wegen Gefälligkeitsstudie

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Brauche Hilfe wegen Gefälligkeitsstudie


Chronologisch Thread 
  • From: checkinger <checkinger AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Brauche Hilfe wegen Gefälligkeitsstudie
  • Date: Thu, 09 Feb 2012 22:25:23 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Hallo Erich,

ich habe jetzt mal so ein bisschen rumgegoogelt, um die Situation in Eurem Landkreis kennenzulernen. Und: Ja, die Wege zu den Krankenhäusern mit geburtshilflichen Abteilungen in Bremen, Lohne, Vechta, Wildeshausen sind ziemlich weit. Niedergelassenen GynäkologInnen gibt es ja -noch- eine ganze Menge. Es erscheint möglich dass eine belegärztliche Versorgung organisabel ist.

Hebammen, die heute noch -wo die vielen Anwälte dieser Welt Sichere-High-Tech-vom-ersten-Atemzug-an fordern- selbstständig arbeiten, finde ich ganz schön mutig: Schliesslich sind die Beiträge zur Hebammen-Haftpflicht in 2010 um 50% auf >3600 EURO/Jahr gestiegen. Hebammen verdienen im SChnitt 7,50 EURO pro Stunde (http://www.frauennrw.de/nachrichtenarchiv/j2010/m07/pm10-07-21.php).

Die sog. "Studie" ist wohl lediglich die Management-Zusammenfassung. In irgendeiner Schublade muss noch das komplette Gutachten herumliegen.... Die MM-Zusammenfassung wirkt in der Tat an einigen Stellen schlampig. Erklären tut sie nichts. Annehmen tut sie vieles, und dies in der Tat ohne Quellenangaben. Da bleiben jede Menge Fragen offen...

Die unterschiedlichen Personalzahlen in den verschiedenen Szenarien sind schon erklärlich: Für eine geburtshilfliche Abteilung neben einer Gynäkologie müssten halt zusätzliche Stellen unterhalten werden.

Ob die Annahmen zu den Personalzahlen so stimmen, kann ich nicht sicher sagen. Da müsste ein Krankenhaus-Ökonom oder -betreiber mehr wissen...

Überhaupt ist sicherlich die Geburtshilfe für Krankenhäuser nicht so der Bringer. Schliesslich ist die Geburt keine Krankheit und zieht im Normalfall wenig bis keinen ärztlichen DRG-mäßig abbildbaren Einsatz nach sich.

Was auffällt: Bei ca 1000 Geburten / Jahr in Bassum mit über 8.000 Arbeitsstunden allein für Hebammen zu kalkulieren, halte ich für hochgegriffen: 8 Std. Einsatz einer Hebamme pro Geburt im Krankenhaus?

Dass nur mit hochbezahlten Fachärzten und nicht mit einem Anteil an Assistenzärzten in Weiterbildung kalkuliert wird, kommt mir ebenfalls unrealistisch vor. Ach ja, liegt wohl auch am DRG-System: mit fach-ärztlich geführten Kaiserschnitten ist mehr Geld in kürzerer Zeit verdient: 2600 vs. 1500 EURO. (http://www.sueddeutsche.de/wissen/geburt-per-kaiserschnitt-raubrittertum-im-kreisssaal-1.583608). Kätzerisch: Braucht/Will das Krankenhaus da überhaupt noch Hebammen ?

Warum die DRG-Erlöse durch ärztliche Leistungen aktuell im IST-Zustand um 98% eingebrochen sind, erschliesst sich mir nicht, muss aber wohl einen guten Grund haben.

Was ich garnicht verstehe: Offensichtlich ist der Bau des neuen Kreißsaales und der Ausbau der gyn. Abteilung bereits vom Kreistag genehmigt worden: Ohne Wirtschaftlichkeits-Berechnungen ? Ohne mittelfristige Finanzplanung ? Was sagen denn da die Oppositionsparteien ? Was will denn der Betreiber eigentlich ? Kann der sich tatsächlich aus der Bedarfsplanung und dem Versorgungsauftrag ausklinken ? Wie schaut denn der Vertrag aus ?

Alles-in-Allem erstaunlich ist, dass die Stimme der umliegenden Niedergelassenen Gynnies nicht und nirgends zu hören ist. Was sagen die denn: Geburtshilfe in Bassum notwendig: ja/nein?

Ahoi erstmal..

Der Alex

PS. Meinen etwas unsachlichen Griechenland-Einwurf von heute nacht bitte ich zu entschuldigen. Mir stiessen die hier geäusserten Vorbehalte gegenüber kleineren Strukturen ("nicht unter 1000 Geburten im Jahr" "kurze Wege zur Maximal-Versorgung" etwas sauer auf. Es zeigt sich nämlich, dass die Perinatal-Sterblichkeit trotz flächendeckender Maximal-Versorgung in BRD deutlich höher ist, als im infrastruktur-armen, afrika-nahen Griechenland. Gerade wenn man aktuell an die verstorbenen Bremer Frühchen denkt, kommen einem -auch als Arzt- Zweifel an ebenfalls personalverarmter Uni-Mega-High-Tech-Med.




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