Re: [AG-Gesundheit] System-Vergleich

[syna <syna AT news.piratenpartei.de>]

Morgan le Fay schrieb:
> Danke für diesen vernünftigen Beitrag.
>
> "Wo ist die Balance zwischen Effizienz und Solidarität?"
>
> Genau das ist der Knackpunkt, wenn man von Herzen Solidarier ist, wie wir 
> das bezeichnen. Nur ist diese Frage nicht einfach zu beantworten (wenn 
> man sie überhaupt beantworten kann), denn wir streifen hier den Bereich 
> Moral, christliche Werte, Anstand, aber auch subjektive Einschätzungen 
> wie Gesundheit, Wohlstand, Luxus.
>
> Ich habe nun 26 Jahre Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Einen 
> Königsweg gibt es m.E. nicht ...

Hallo Harry! Ja, es sind viele Punkte und Facetten, die
man sich anschauen muss - für die man Lösungen oder mindestens
Verbesserungen braucht. Keine Frage, natürlich!

*Hier* möchte ich - deshalb meine ausführliche Einleitung - den Focus
auf ein einziges Thema, nämlich auf die Grundentscheidung lenken:

--> Wollen wir mehr "Staatssystem"?
Oder wollen wir mehr "Marktsystem" -
bezüglich der Erhebung der Einnahmen für das Gesundheitswesen?

Was wären die Konsequenzen bei mehr "Staatssystem" (also GKV-ähnliche
Strukturen, z.B. Einheitskasse, viele Kassen mit 
ersicherungsverbindlichkeit
oder staatliche Gesundheitsleistung ähnllich NHS). Oder was wären die
Konsequenzen bei mehr "Marktsystem" (also PKV-ähnliche Strukturen,
eventuell nur PKVen) usw.

Das *"Bezüglich der Erhebung der Einnahmen"* ist wichtig, denn soll es
hier /ausschließlich/ um die Finanzierung des Gesundheitswesens
gehen. In anderen Bereichen des Gesundheitswesens sollten ganz
unabhängig m.E. Marktmechanismen greifen, z.B. dabei, welche Firma den
Kernspintomografen liefert, wer ein Krankenhaus baut, welches Medikament
bei gleichem Wirkstoff letztlich ausgewählt wird usw. Ich glaube, da gibt 
es
hier wenig Dissenz.

Unabhängig davon ist aber die *"Erhebung der Einnahmen"* für ein
Gesundheitswesen, weil hier ja jeder Bürger unmittelbar betroffen ist, da 
er
ja als biologisches Wesen keine unendlich währende Gesundheit hat - und
daher jeder irgendwie bezüglich seiner Gesunderhaltung zum
Gesundheitssystem beitragen muss. Jeder ist betroffen, jeder muss -
irgendwie - am Gesundheitssystem existenziell partizipieren.

Das Thema ist nicht "schnell erledigt", weil ja aus dem Grundverständnis
dessen, was Gesundheitsversorgung sein soll, welche Bedeutung sie in
unserer Gesellschaft und der Organisation unserer Gesellschaft haben soll,
weil sich aus diesem Grundverständnis allerlei Schlussfolgerungen
ergeben. Deshalb ist eine solche grundsätzliche Überlegung sehr wichtig
und zielführend für die Diskussion, für das Ringen um ein neues,
reformiertes, verbessertes Gesundheitssystem - inbesondere, wenn wir uns
nicht (nur) in Kleinstdetails verlieren wollen, sondern auch mutig große
Veränderungen - sofern wir die als notendig erachten - durchführen 
wollen.

Deshalb habe ich mal die Extrembeispiele "Staatssystem" und
"Marktsystem" vorgestellt.

*Die Frage ist:* Wie stellst Du Dir idealerweise Dein
Gesundheitssystem vor? Wie würde es für Dich persönlich in dem einen und
wie in den anderen System sein - bezüglich Deiner Finanzen, Deiner
Gesundheit, Deiner Versorgung bei einem ernstem Eingriff usw.?

Grüsse, Syna.