Re: [AG-Gesundheit] Pressemitteilung dazu?

[Jens Braun <jens.j.braun AT googlemail.com>]

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Moin, moin,

um zur Ausgangsfrage des Artikels zurück zu kommen: „Pressemitteilung
darüber?“

Mir stellt sich konkret die Frage, wie soll eine PM aussehen, wenn wir
noch keinen gemeinsamen Standpunkt haben? Allerdings, wenn das möglich
ist, sollten wir eine PM machen.

In den letzten Tagen häufen sich die Meldungen über das Sparen im
Gesundheitswesen.

Der Reihe nach:

AM 06. Dezember präsentierte das BMG die Meldung 3,9 Mrd. EUR
Überschuss in der GKV

http://www.bmg.bund.de/ministerium/presse/pressemitteilungen/2011-04/aktuelle-kassenzahlen.html

Am 07. Dezember titelt das Handelsblatt: Union verstärkt Druck auf Rösler

http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/union-verschaerft-druck-auf-roesler/3406322.html?p3406322=all

Am 10. Dezember berichtete die FAZ, Bahr möchte die Internetapotheken
ausbremsen

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/gesundheitspolitik-daniel-bahr-will-internet-apotheken-ausbremsen-11557759.html

Und die BILD berichtete ebenfalls am 10. Dezember, Bahr wolle nun für
jeden Praxisbesuch 5 EUR verlangen.

http://www.bild.de/geld/wirtschaft/praxisgebuehr/kostet-jeder-arztbesuch-bald-5-euro-21487608.bild.html

Die letzte Meldung gab es fast im Wortlaut schon im Juni 2010 in der
FAZ, also neu ist das Ganze nicht.

Diese Häufung von Meldungen finde ich stark beunruhigend. Trotz
Milliardenüberschüsse sollen die Leistungen weiter reduziert werden.

Bezeichnender Weise treffen diese Maßnahmen Geringverdiener besonders
hart. Ein Verbot der Onlineapotheken bedeutet, dass man die
Rezeptgebühr nicht mehr umgehen kann. Dies ist nicht der primäre
Zweck. Der primäre Zweck ist, dass in Deutschland vertriebene
Medikamente um 60% teurer verkauft werden, als im europäischen
Ausland. M.E. soll verhindert werden, dass deutsche Patienten diese
Preise umgehen und  dann auch noch was davon haben. Für mich gibt es
keinen Grund, warum das gleiche Präparat in Frankreich wesentlich
weniger kostet, als in Deutschland.

Kostet jeder Arztbesuch Geld, wird sicher die Häufigkeit der
Arztbesuche sinken. Das wird aber nicht zu Einsparungen führen.
Krankheiten werden dadurch eher später diagnostiziert und sind teurer
zu behandeln. Außerdem setzt es die falschen Anreize.

Was nach einer ZDF Meldung vom 12.12.11 schon auffällig ist, dass sich
die Lebenserwartung der Geringverdiener um 2 Jahre verkürzt hat.

http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/24/0,3672,8419864,00.html

Dazu passt auch die viel zitierte Statistik der Gesundheitskosten. Der
Link ging vor ein paar Tagen über die ML. Ich habe ihn nicht mehr,
dafür hänge ich die Statistik als PDF an. Ich hoffe das geht!

Spannend finde ich dort die Entwicklung der Kosten für Prävention, die
haben sich in den letzten 10 Jahren bei deutlich steigendem Bedarf
nämlich halbiert. Daher ist es m.E. nicht verwunderlich, dass die
Kosten in anderen Bereichen, trotz aller Sparmaßnahmen und
Arbeitsverdichtung gestiegen sind.

Daher denke ich, in diesem Bereich wird sich wieder etwas bewegen. Das
bietet für uns die Chance, uns zu positionieren. Wenn ich denke,
welche Wellen die Praxisgebühr geschlagen hat, ist dies sicher ein
Ansatzpunkt unsere Positionen zu vertreten. Sollten wir uns gegen die
5 EUR Gebühr positionieren, hätten wir dann auch noch andere
Verbündete. Die versammelten niedergelassenen Ärzte wären in diesem
Punkt mit uns einer Meinung. Immerhin haben die ja den Verwaltungsaufwand.

Kurz eine sinnvolle Position in diesem Punkt würde strategisch mehr
als Sinn machen.

So long
JoeJoe

Am 12.12.11 10:04, schrieb Morgan le Fay:
> Am 12.12.2011 00:23, schrieb K K:
>> Abend! Ist das nicht irgendwie der gang der Ding? Angefangen vom
>> Tante Emma laden, über den Elektroladen bis zum buchladen. Das
>> kleine wird vom großen verdrängt. Wer kennt noch "Email für
>> dich?" btw kaufen oder kucken sie bei saturn/mediamarkt noch? Und
>> bestellen dann bei amzon die bequem nach Hause liefern?
>> 
>> Naja, wie gesagt, der wandel der Zeit. Wenn ich glaube, mein
>> Arzt achtet auf die NW und ich will nur das medi ohne den
>> service, ja dann nimmt man wohl das billigere und einfachere
>> internt...
>> 
>> Gn8 Klaus Ps.: alles ganz ohne persönliche Wertung... Vom
>> iPad...
>> 
>> Am 11.12.2011 um 17:29 schrieb "Dieter
>> Schlierf"<praxis AT dschlierf.de>:
>> 
>>> Meine unmaßgebliche Meinung dazu: Unser Apotheker in der
>>> Nachbarortschaft (in meinem Ort gibt es schon lange keinen
>>> Apotheker mehr) berät seine Patienten im Hinblick auf mögliche
>>> Nebenwirkungen und Wechselwirkungen, kümmert sich um die 
>>> Auslieferung eines dringenden Medikaments auch noch am gleichen
>>> Tag, stellt selber noch Salben nach Rezept her und hat ein
>>> reichhaltiges Sortiment an frischen Kräutern, bei denen er von
>>> jedem die Krankheiten kennt, für die sie geeignet sind. Der
>>> Operator in der Internetapotheke hat mit solchen Eigenschaften 
>>> wenig gemein, ist aber sicher in der Lage, die Preise des
>>> Apothekers zu unterbieten. Wenn wir in Zukunft nur noch
>>> Medikamente übers Internet bestellen wollen, brauchen wir
>>> unseren Apotheker nicht mehr. Wenn er nicht mehr da ist, wird
>>> der Nachbarort aber doch um Einiges ärmer. Politiker sind
>>> aufgerufen, lenkend in den Markt einzugreifen. Aus meiner Sicht
>>> sollte das so erfolgen, dass wenigstens noch ein Rest von
>>> sozialer Marktwirtschaft statt Raubtierkapitalismus
>>> übrigbleibt und der gesunde Menschenverstand mehr gilt als
>>> "Geiz ist geil". Da kommt man aber schnell an Grenzen.
>>> 
>>> Dieter
>>> 
>>> -----Ursprüngliche Nachricht----- Von:
>>> ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de 
>>> [mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im 
>>> Auftrag von adrian friese Gesendet: Sonntag, 11. Dezember 2011
>>> 16:52 An: AG Gesundheit Betreff: Re: [AG-Gesundheit]
>>> Pressemitteilung dazu?
>>> 
>>> Ahoi,
>>> 
>>> ist das was Bahr da macht etwa eine Reform zur Stärkung der 
>>> Verwerterindustrie? nachdem Rößler Kosteneinsparungen
>>> durchgesetzt hat, sorgt Bahr dafür, dass der Status quo
>>> aufrecht erhalten werden kann, indem er sich duckt und sich
>>> nichtmal annähern mit dem Problem beschäftigt, das das 
>>> Gesundheitssystem belastet.
>>> 
>>> http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/union-verschaerft-druck-auf-roesler/3406322.html?p3406322=all
>>>
>>>
>>>
>>> 
Mit der Politik, die er da betreibt, spielt er voll und ganz der
>>> Finanzindustrie zu. Kosteneinsparungen in Kriesenzeiten, super 
>>> Sache-..., solange dies nicht nur geschieht, um dem
>>> Finanzminister ein Opfer darzulegen um Steuererleichterungen
>>> machen zu dürfen.
>>> 
>>> Der war wohl nicht da, als in der Schule "Erhöhte Nachfrage =
>>> Erhöhte Kosten" dran war. Die jetzige Regierung reagiert auf
>>> den natürlichen Kostenanstieg nicht, der durch den
>>> demographischen Wandel verursacht wird. Es ist ihnen egal und
>>> sie tanzen uns auf der Nase herum. Und versuchen einfach
>>> möglichst viel Asche rauszuholen gemäß den Spielregeln des
>>> Neolibealismus.
>>> 
>>> gruß Rabi
>>> 
>>> ----- original Nachricht --------
>>> 
>>> Betreff: [AG-Gesundheit] Pressemitteilung dazu? Gesendet: So,
>>> 11. Dez 2011 Von: haarbrandt<haarbrandt AT googlemail.com>
>>> 
>>>> Hallo lieber AGler,
>>>> 
>>>> interessanter Artikel in der FAZ:
>>>> 
>>>> http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/gesundheitspolitik-daniel-bahr-will-in
>>>>
>>>>
>>>> 
ternet-apotheken-ausbremsen-11557759.html
>>>> 
>>>> Ich weiß, dass wir keine Parteimeinung dazu haben, allerdings
>>>> ist das doch ein Fall von selektivem Liberalismus™.
>>>> 
>>>> Viele Grüße,
>>>> 
>>>> Birger -- AG-Gesundheitswesen mailing list 
>>>> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de 
>>>> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen
>>>
>>>> 
- --- original Nachricht Ende ----
>>> 
>>> -- AG-Gesundheitswesen mailing list 
>>> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de 
>>> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen
>>> 
>>> -- AG-Gesundheitswesen mailing list 
>>> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de 
>>> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen
> Hallo KK,
> 
> ganz so einfach liegen die Dinge beim Apotheker nicht. Er hat im 
> Gegensatz zum Tante-Emma-Laden sowohl Einkaufs- als auch
> Verkaufspreise vorgegeben bekommen, soweit es  Medikamente
> betrifft. Ein Apotheker hat an einem verschreibungspflichtigen
> Medikament 8,10 Euro (ggf. unter Abzug von Rabatten teilweise nur
> 6,90) und 3% des Verkaufspreises des Medikamentes. Punkt und aus.
> Damit muss er eine Latte an Auflagen und seine Mitarbeiter
> finanzieren. Man möchte seitens des Gesetzgebers keinen 
> Marktwettbewerb unter Apothekern, den wir inzwischen trotzdem
> haben. Nachdem es inzwischen "zuviele" Apotheken gibt, kommt es für
> diese mehr denn je darauf an, ihren Reibach mit NEM und
> Randsortimenten zu machen.
> 
> Ich bin trotzdem gegen den Vorschlag Bahrs, denn wir zahlen hier in
> D gerade aufgrund dieser restriktiven und bürgerfeindlichen
> gesetzlichen Regelungen (schon beim Patentwesen für Medikamente
> geht das los) einen viiiiiiiel zu hohen Preis für Arzneien, der
> durch nichts zu rechtfertigen ist. Aber man muss dann auch
> überlegen, wie man dem Apotheker vor Ort, auf den man m.E. nicht
> verzichten kann, seinen Verdienst sichert.
> 
> Gruß Harry
> 

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