Re: [AG-Gesundheit] Homöopathie, TCM und andere Pseudowissenschaften

[Thorsten Wagner <wagner.thorsten AT gmx.de>]

Hallo Enrico,

Am Montag, den 23.08.2010, 00:26 +0200 schrieb Enrico Weigelt:
> Zwar bin ich kein Medizin-Experte, aber was ich bisher an 
> derartigen Studien mal gelesen hatte (ist schon etwas her)
> schien mir schon von den Vorraussetzungen fragwürdig: da
> wurden zB. völlig verschiedene Patientengruppen verwendet.
> So kommt Zweifel am Realitätsbezug der Studien auf.

hattest du meinen Beitrag zu diesem Thema vom 21 August gelesen? Sollte
um 11:54 beim Verteiler eingegangen sein. Da bin ich ein paar
Pro-Homöopathie Studien eingegangen. Bei allen Studien, die zu einem
Ergebnis gekommen sind, die für die Homöopathie sprechen, wurden
methodische Fehler/bewusste Verzerrungen entdeckt, die die Ergebnisse
unbrauchbar machen. Es werden Fehler gemacht - aber auf beiden Seiten. 

Das zeigt aber noch etwas ganz wichtiges: Die Wissenschaft kann man vll.
als eine Art Subkultur verstehen, dessen Anhänger sich ständig
gegenseitig auf die Finger schauen und sich gegenseitig grundsätzlich
erst mal nicht vertrauen, solange, bis die Ergebnisse als gesichert
gelten.  

Inzwischen gibt es mehr als 100 Studien die zu dem Ergebnis gekommen
sind, dass Homöopathie keine Wirkung zeigt die über den Placebo-Effekt
hinaus geht. Selbst wenn bei manchen Studien methodische Fehler gemacht
wurde oder gar falsch gemessen wurde bleibt das Ergebnis im Mittel: Kein
Wirkung > Placebo-Effekt.

> Auf der anderen Seite habe ich schon von vielen, vielen Leuten
> gehört, daß sie nach langer Tortur von einem klassischen
> Arzt zum anderen geschickt wurden, ohne befriedigende Heilung,
> aber Homöopathie hat rasch geholfen und war sogar billiger 
> (wird natürlich von den Kassen oft nicht bezahlt).

Naja, genau das kann der Placebo-Effekt ja auch bewirken. Heilung durch
den Glaube, dass man ein Mittel erhält, dass einen heilt. Black's
Medical Dictonary (41 Auflage, 2005) beschreibt das so:

"However, pharmacologically inert com-
pounds can relieve symptoms, and this is called
the placebo effect. The reassurance that is
associated with placebo administration is
accompanied by measurable changes in body
function which are affected through auto-
nomic pathways and humoral mechanisms."


> Da habe ich noch Zweifel, besonders in einem Medizinapparat,
> der als hochgefährliche Präparate wie Prozac durch (sogar
> relativ billige) Bestechung zuläßt, Psychotherapie (im Vgl.
> zu medikamentöser Psychiatrie) regelrecht boykottiert, der 
> es erlaubt, daß Ärzte die Behandlung von ungeimpften Kindern
> zu verweigern (Ärzte, die finanzielle Zuwendungen vom 
> Hersteller bekommen), usw, usw.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass wenn Doppelblind-Studien zum
Ergebnis kommen würde, dass Homoöpathie signifikante Wirkung zeigt, 
das darüber nicht diskutiert werden würde. Diese Studien gelten als der
Gold-Standard unter den klinischen Studien - sie würden Beachtung
finden, da bin ich mir eigentlich sicher.

> An die Objektivität von Medizinern und Wissentschaftlern,
> die so tief in einen solchen Machtapparat eingebunden sind,
> glaube ich schlicht nicht.

Ist jetzt grundsätzlich keiner klinischen Studie mehr zu vertrauen, nur
weil die Möglichkeit besteht, dass ein Wissenschaftler nicht ganz
integer arbeitet? Wie oben schon erwähnt, gibt es schon einige Studien
bzgl. der Homöopathie und dessen Wirkungslosigkeit im  Sinne des
Placebo-Effekts. Dann gibt es wiederrum Metastudien, die diese Studien
untersuchen. Auch sie kommen zu dem Ergebnis: Homöopathie wirkt nicht.
Meinst du nicht, man kann es zumindest als sehr starkes Indiz dafür
werten, dass Homoöpathie eben auch wirklich nicht wirkt? Vor allem in
Anbetracht dessen, dass es keine Homöopathie Studie gibt, die Hinweis
auf eine Wirkung gibt (zumindest kenne ich keine)? 

Viele Grüße
Thorsten  

-- 
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