Re: [AG-Gesundheit] Homöopathie, TCM und andere Pseudowissenschaften

[Enrico Weigelt <weigelt AT metux.de>]

* GargleBlaster <haarbrandt AT googlemail.com> schrieb:
> 
> > Da spricht doch mal wieder die blanke Arroganz, alles was 
> > noch nicht wissentschaftlich erklärt ist, zu diffamieren
> > und gleichzeitig die Chemiemedikamente - deren wirkliche 
> > Wirkungsweise nur selten wirklich erforscht ist - hochzuloben. 
> 
> Du argumentierst nicht, sondern kommst mit Totschlagargumenten.

Weder noch. Ich schildere meine persönliche Empfindungen über
das mechanistisch-reduktionistische Weltbild.

> Für mich hat es eher was im Arroganz zu tun, wenn ein 
> Softwareentwickler ohne entsprechende akademische medizinisch-
> naturwissenschaftliche Erwerbsbiographie daherkommt und meint 
> es einfach besser zu wissen (ohne jedes stichhaltige Argument) 
> als 150 Jahre Forschungsarbeit von Pharmakologen, Biochemikern
> und Ärzten.  

Das habe ich nie getan. Jedoch bin ich skeptisch gegenüber jeden,
der meint, alles verstanden zu haben. Genau das ist aber eine 
Einstellung, die mit einem überstandenem Medizinstudium nahegelegt
wird (das gibt es sicher in jedem Berufsfeld, nur in der Medizin
sind schnell Menschenleben betroffen).

Fakt ist, daß die Wissentschaft nach wie vor relativ wenig
verstanden hat. Sicherlich gibt es große Mengen Detail-
Erkenntnisse, aber ein durchgängiges Funktionsmodell des 
menschlichen Organismus, das alle Phenomene, auf allen Skalen,
erklären könnte, ist noch lange nicht in Sicht.

Großenteils liegt das bereits in der Methodik begründet.

Beispiel: Strahlenbelastungen. Es gibt umfangreiche Forschung
über Strahlungsbelastung auf kurzer Zeitskala. Danach wurden
dann auch die Grenzwerte festgelegt: man setzt verschiedene
Organismen verschieden hohen Strahlungsbelastungen aus und sucht
nach dem break-even, wo signifikante Schädigungen festgestellt
werden. Dann behauptet man, daß alles unterhalb dieses Pegels
unschädlich sei. Schon hierin steckt implizit die Ideologie,
daß etwas nicht festgestelltes auch nicht existent sei. Klar,
daß damit Wirkungen von zwar niedrigen aber auf lange Zeit
wirkenden Strahlungseinwirkungen überhaupt nicht betrachtet
werden. Man weiß nichts darüber, behauptet aber trotzdem
daß es harmlos sei.

Diese Ideologie zieht sich durch das gesamte mechanistisch-
reduktionische Weltbild, das gern erstmal alles was noch
nicht wissentschaftlich nachgewiesen ist und sich zugleich
dieses Wissen weit genug verbreitet hat, nur allzu gern 
in die "esoterische Ecke" sortiert.

Beispiel Telephatie: als Informatiker kann ich mir sehr gut
vorstellen, daß eine Informationsübertragung zwischen Gehirnen,
auch über große Distanzen, unter bestimmten Umständen möglich
sein kann (sodaß es zB. zu Effekten wie "Vorahnungen", etc 
kommen kann). Den Anhänger des mechanistisch-reduktionistischen
Weltbildes fällt für sowas nur klassischer Schmalbandfunk (etwa
Radio oder TV) ein, mit dem sowas freilich nicht funktioniert
wird, sodaß sie sowas von vorn herein als Spinnerei abgetan wird.
Wer sich aber mal etwas mit Signaltheorie und aktuellen Forschungs-
Arbeiten zur Ultrabreitbandübertragung auseinandergesetzt hat und
nüchtern an das Thema herangeht, der kann sich sowas durchaus 
vorstellen.


Richtige Wissentschaft muß _alle_ beobachtbaren Phenomene
als existent akzeptieren und dann nach Erklärungen suchen,
ganz gleich wie absurd sie zunächst erscheinen mögen,
und dann nüchtern nach Erklärungsmöglichkeiten suchen,
anstatt Dinge die nicht ins Weltbild passen als Inexistent
oder Spinnerei abzutun.


cu
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