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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 4, Eintrag 3

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 4, Eintrag 3


Chronologisch Thread 
  • From: "mb" <michaela_bach AT web.de>
  • To: <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 4, Eintrag 3
  • Date: Mon, 15 Mar 2010 12:00:10 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Für den niedergelassenen Arzt besteht das große Problem darin:

Die Pharmafirmen bringen ständig neue (teure) Medikamente auf den Markt. Der
Arzt wird dann mit Hochglanzbroschüren umworben, Pharmareferenten
suggerieren, dass Studien einen großen Vorteil gegenüber den älteren
Medikamenten zeigen.
Der einzelne Arzt ist weder zeitlich, noch fachlich in der Lage, diese
Aussage zu überprüfen. War der Pharmareferent überzeugend, verschreibt der
Arzt das neue Medikament halt, um dem Patienten zu helfen.
Selbst Professoren oder Fachgesellschaften lassen sich so häufig auf den Leim
führen (z.B. Coxibe, Demenzmedikamente, Vierenmedikamente (Tamiflu) usw.
wurden von vielen Seiten empfohlen, zeigen sich heute hingegen als weitgehend
wirkungslos bzw. ohne Vorteil).

Deswegen ist es unbedingt erforderlich, dass die Wirksamkeit jedes neuen
Medikaments durch unabhängige Studien nachgewiesen wird. Dazu gehören
keinesfalls die heute durchgeführten Untersuchungen (diese erfüllen meist
noch nicht einmal die einfachsten statistischen Grundvorraussetzungen,
geschätzt sind mindestens 95% aller Studien nicht brauchbar oder sogar
manipuliert). Jede Studie, mit der die Wirksamkeit eines Medikaments geprüft
werden soll, muss nicht nur detailliert im Voraus angemeldet werden, eine
Überprüfung des Studiendesigns durch unabhängige Statistiker ist unbedingt
erforderlich. Selbstverständlich muss eine Veröffentlichungspflicht der
Ergebnisse bestehen.


Schaut man sich die Arbeit des IQWIG an, so erscheinen deren Publikationen
doch sehr weich gespült. Wichtiges fehlt teilweise vollständig. Man müsste
mal schauen, ob die Ursache in erster Linie in einem bürokratischen Apparat
oder mehr in Ängsten vor rechtlichen Konsequenzen liegt.


Michaela




-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
ag-gesundheitswesen-request AT lists.piratenpartei.de
Gesendet: Montag, 15. März 2010 10:51
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 4, Eintrag 3

Um E-Mails an die Liste AG-Gesundheitswesen zu schicken, nutzen Sie
bitte die Adresse

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Um sich via Web von der Liste zu entfernen oder draufzusetzen:

https://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/ag-gesundheitswesen

oder, via E-Mail, schicken Sie eine E-Mail mit dem Wort 'help' in
Subject/Betreff oder im Text an

ag-gesundheitswesen-request AT lists.piratenpartei.de

Sie können den Listenverwalter dieser Liste unter der Adresse

ag-gesundheitswesen-owner AT lists.piratenpartei.de

erreichen

Wenn Sie antworten, bitte editieren Sie die Subject/Betreff auf einen
sinnvollen Inhalt der spezifischer ist als "Re: Contents of
AG-Gesundheitswesen digest..."


Meldungen des Tages:

1. Re: Stammtisch - Medikamentenpreise (Privacy)
2. Re: Teueres Medikament gegen billiges abgegeben. ( Jörg H )
3. Re: Teueres Medikament gegen billiges abgegeben. (Morgan le Fay)
4. Re: Teueres Medikament gegen billiges abgegeben.
(Jürgen Junghänel)
5. Re: Teueres Medikament gegen billiges abgegeben. (Privacy)
6. Re: Stammtisch - Medikamentenpreise (aloa5)


----------------------------------------------------------------------

Message: 1
Date: Sun, 14 Mar 2010 14:33:49 +0100
From: Privacy <pirat AT praes.eu>
Subject: Re: [AG-Gesundheit] Stammtisch - Medikamentenpreise
To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Message-ID: <4B9CE5BD.3000104 AT praes.eu>
Content-Type: text/plain; charset=UTF-8

schrieb Morgan le Fay:

> Ach so, noch etwas:
> Aufgescheucht durch einen Sketch in "Neues aus der Anstalt" zu zwei
> nahezu identischen Medikamenten, von denen das eine 5,55 Euro im Monat
> kostet und das andere 1523 Euro/Monat, hat sich ein User gemeldet, der
> Insiderwissen zu haben scheint. Danach kaufen die Krankenhäuser das
> Billigmedikament in Massen auf und veabreichen es als Teuermedikament.
> Der Dreck im Sauladen Gesundheitswesen ist also anscheinend noch viel
> viel tiefer, als sich unsereins das träumen lässt. Denn bei solchen
> Schweinereien hilft auch Röslers Zwangsrabatt nichts.


die Schweinereien laufen anders:
Hersteller von Medikamenten für Dauerbehandlungen (u.a Neuroleptika,
Antihypertensiva, Antiepileptika) geben ihre TEUREN neuen Medikamente
kostenlos (!) als sogenannte Nullmedikamente an die Krankenhausapotheken ab.

Deshalb stellen die KH aus eigenwirtschaftlichen Gründen die at. nicht
auf normal/niedrigpreisige Standardmedikamente ein, sondern auf teuer
Neuerungen.

Ein gutes Beispiel ist Escitalopram (Cipralex) - kommt ein Pat. mit
Citalopram (gleichwertiges, nicht mehr geschütztes Antidepressivum) ins
Krankenhaus - auch aus ganz anderen Gründen wie Bauchschmerzen,
Harnwegsinfekt ... wird er dort auf Cipralex "umgestellt" ohne dass für
diese Änderung irgendeine Begründung geliefert wird - oder auch nur eine
fachärztliche Untersuchung stattgefunden hätte.

Die KH. bekommen ja die Medikamente nicht einzeln erstattet, sondern
müsen sie aus dem Tagessatz bestreiten (wenige Ausnahmen wie Zytostatika ..)

Gruß

Privacy



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Message: 2
Date: Sun, 14 Mar 2010 22:31:35 +0100
From: " Jörg H " <joergdr24 AT googlemail.com>
Subject: Re: [AG-Gesundheit] Teueres Medikament gegen billiges
abgegeben.
To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Message-ID: <4B9D55B7.6000609 AT googlemail.com>
Content-Type: text/plain; charset=UTF-8

Am 14.03.2010 12:40, schrieb Morgan le Fay:
> [...]
> Ach so, noch etwas:
> Aufgescheucht durch einen Sketch in "Neues aus der Anstalt" zu zwei
> nahezu identischen Medikamenten, von denen das eine 5,55 Euro im Monat
> kostet und das andere 1523 Euro/Monat, hat sich ein User gemeldet, der
> Insiderwissen zu haben scheint. Danach kaufen die Krankenhäuser das
> Billigmedikament in Massen auf und veabreichen es als Teuermedikament.
> Der Dreck im Sauladen Gesundheitswesen ist also anscheinend noch viel
> viel tiefer, als sich unsereins das träumen lässt. Denn bei solchen
> Schweinereien hilft auch Röslers Zwangsrabatt nichts.
>
> _______________________________________________
> AG-Gesundheitswesen mailing list
> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/ag-gesundheitswesen
Handelt es sich hierbei um die Lucentis gegen Avastin Geschichte.
[Ranibizumab (Lucentis®) bei altersbedingter Makuladegeneration (AMD) -
Bevacizumab (Avastin®) als Alternative]

Dabei gibt es für das eine Studien, die die Wirksamkeit und
Unbedenklichkeit bei die Makulardegeneration belegen und zur Zulassung
geführt haben und für das andere nicht, aber die Augenärzte meinen das
deutlich billigere Avastin würde auch helfen. Aber dafür hat es keine
Zulassung.
Zur Information für Laien: Das IQWIG ignoriert grundsätzlich jeden
Wirksamkeitsbeleg aus Erfahrung, aber auch aus Studien, die nicht genau
Ihrem Konzept entsprechen. Dabei wird systematisch ein Teil der
Erkenntnis ausgeblendet. So kann man für relativ neue Arzneimittel
verfahren, aber sobald es älter oder spezieller wird geht es nicht.

Jörg



------------------------------

Message: 3
Date: Sun, 14 Mar 2010 23:53:58 +0100
From: Morgan le Fay <input.output AT freenet.de>
Subject: Re: [AG-Gesundheit] Teueres Medikament gegen billiges
abgegeben.
To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Message-ID: <4B9D6906.7010901 AT freenet.de>
Content-Type: text/plain; charset=UTF-8; format=flowed

Am 14.03.2010 22:31, schrieb Jörg H:
> Am 14.03.2010 12:40, schrieb Morgan le Fay:
>
>> [...]
>> Ach so, noch etwas:
>> Aufgescheucht durch einen Sketch in "Neues aus der Anstalt" zu zwei
>> nahezu identischen Medikamenten, von denen das eine 5,55 Euro im Monat
>> kostet und das andere 1523 Euro/Monat, hat sich ein User gemeldet, der
>> Insiderwissen zu haben scheint. Danach kaufen die Krankenhäuser das
>> Billigmedikament in Massen auf und veabreichen es als Teuermedikament.
>> Der Dreck im Sauladen Gesundheitswesen ist also anscheinend noch viel
>> viel tiefer, als sich unsereins das träumen lässt. Denn bei solchen
>> Schweinereien hilft auch Röslers Zwangsrabatt nichts.
>>
>> _______________________________________________
>> AG-Gesundheitswesen mailing list
>> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
>> https://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/ag-gesundheitswesen
>>
> Handelt es sich hierbei um die Lucentis gegen Avastin Geschichte.
> [Ranibizumab (Lucentis®) bei altersbedingter Makuladegeneration (AMD) -
> Bevacizumab (Avastin®) als Alternative]
>
> Dabei gibt es für das eine Studien, die die Wirksamkeit und
> Unbedenklichkeit bei die Makulardegeneration belegen und zur Zulassung
> geführt haben und für das andere nicht, aber die Augenärzte meinen das
> deutlich billigere Avastin würde auch helfen. Aber dafür hat es keine
> Zulassung.
> Zur Information für Laien: Das IQWIG ignoriert grundsätzlich jeden
> Wirksamkeitsbeleg aus Erfahrung, aber auch aus Studien, die nicht genau
> Ihrem Konzept entsprechen. Dabei wird systematisch ein Teil der
> Erkenntnis ausgeblendet. So kann man für relativ neue Arzneimittel
> verfahren, aber sobald es älter oder spezieller wird geht es nicht.
>
> Jörg
>
> _______________________________________________
> AG-Gesundheitswesen mailing list
> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/ag-gesundheitswesen
>
Hallo Jörg,
ja, Du hast richtig geraten. Es handelt sich um die beiden genannten
Präparate. Sie stehen allerdings nur beispielhaft für die Abzocke, die
bei uns läuft.
Nach einem Bericht im STERN aus dem Jahr 2008 kann ein Augenarzt melden,
dass er in 700 Fällen feuchte AMD erfolgreich auch mit dem weitaus
preiswerteren Avastin therapiert hätte. Kein Wunder, denn die
Medikamente unterschieden sich nur in der Molekülgröße.
Ein anderer Augenarzt, den ich mit dieser Geschichte konfrontierte,
meinte, Avastin sei das "ältere" Mittel mit mehr Nebenwirkungen. Ich
schätze zwar dessen Meinung meist, aber in diesem Falle halte ich sein
Statement für eine "Standesschutzbehauptung".
Aber das ist nicht so wichtig, denn mir kommt es darauf an, Mängel im
System aufzudecken und zu unserem Thema zu machen.
Wenn wir für eine Sekunde annehmen, dass beide Mittel zur Therapie von
AMD (nahezu) gleich gut wirken, dann drängen sich mehrere Fragen auf:
1.) Warum hat das eine Mittel eine Zulassung zur Behandlung von AMD und
das andere nicht?
2.) Warum kostet das eine Mittel das 300fache? Sollte tatsächlich, wie
im Kabarett dargestellt, die Arzneimittelkommission der BÄK den Preis
dem pekunären Potential der von AMD betroffenen Patienten und deren
Leidensdruck "angepasst" haben?
3.) Wie ist es möglich, dass solch ein perfide Masche nicht die
Staatsanwaltschaft auf den Plan ruft? Wenn tatsächlich Avastin
verabreicht wird, aber Lucentis abgerechnet wird, ist das Betrug.
Außerdem sehe ich einen schweren Fall von Wucher, der - wenn er
gewerbsmäßig betrieben wird - bis zu 10 Jahre Haft bringen kann.
Würde man alle Fälle von AMD mit Lucentis therapieren (müssen), wäre
allein der damit erzielte Umsatz über 15 Milliarden Euro!
Und angeblich laufen vergleichbare Maschen bei Antidepressiva und
Antiepileptika.
Wenn das alles stimmt, haben wir einen gigantischen Fehler im System
zulasten der Patienten und Beitragszahler.
Harry aka Morgan


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Message: 4
Date: Sun, 14 Mar 2010 23:54:29 +0100
From: "Jürgen Junghänel" <junghaenel-hannover AT gmx.de>
Subject: Re: [AG-Gesundheit] Teueres Medikament gegen billiges
abgegeben.
To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Message-ID: <20100314225429.315430 AT gmx.net>
Content-Type: text/plain; charset="iso-8859-1"

völlig richtig:

die Preise der roten Listen sind ausgedacht. Sie gelten nicht für
Krankenhäuser und noch nicht einmal für gesetzlich Versicherte, weil da die
KK Rabate ausgehandelt haben. Sie sind auch sonst nicht in irgendweinerweise
orientiert an den Kosten der Herstellung: warum gibt es kaum ein Medikament,
das rezeptpflichtig ist und unter der MindestZuzahlungspflicht von 5 Euro
liegt?

Es ist ein Sumpf aus Bürokratie-, Apotheken- , Pharmnalobby- und
KKinteressen, alles zu Lasten des Beitragszahlers.

Euer Jürgen
-------- Original-Nachricht --------
> Datum: Sun, 14 Mar 2010 22:31:35 +0100
> Von: "Jörg H" <joergdr24 AT googlemail.com>
> An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Teueres Medikament gegen billiges abgegeben.

> Am 14.03.2010 12:40, schrieb Morgan le Fay:
> > [...]
> > Ach so, noch etwas:
> > Aufgescheucht durch einen Sketch in "Neues aus der Anstalt" zu zwei
> > nahezu identischen Medikamenten, von denen das eine 5,55 Euro im Monat
> > kostet und das andere 1523 Euro/Monat, hat sich ein User gemeldet, der
> > Insiderwissen zu haben scheint. Danach kaufen die Krankenhäuser das
> > Billigmedikament in Massen auf und veabreichen es als Teuermedikament.
> > Der Dreck im Sauladen Gesundheitswesen ist also anscheinend noch viel
> > viel tiefer, als sich unsereins das träumen lässt. Denn bei solchen
> > Schweinereien hilft auch Röslers Zwangsrabatt nichts.
> >
> > _______________________________________________
> > AG-Gesundheitswesen mailing list
> > AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> > https://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/ag-gesundheitswesen
> Handelt es sich hierbei um die Lucentis gegen Avastin Geschichte.
> [Ranibizumab (Lucentis®) bei altersbedingter Makuladegeneration (AMD) -
> Bevacizumab (Avastin®) als Alternative]
>
> Dabei gibt es für das eine Studien, die die Wirksamkeit und
> Unbedenklichkeit bei die Makulardegeneration belegen und zur Zulassung
> geführt haben und für das andere nicht, aber die Augenärzte meinen das
> deutlich billigere Avastin würde auch helfen. Aber dafür hat es keine
> Zulassung.
> Zur Information für Laien: Das IQWIG ignoriert grundsätzlich jeden
> Wirksamkeitsbeleg aus Erfahrung, aber auch aus Studien, die nicht genau
> Ihrem Konzept entsprechen. Dabei wird systematisch ein Teil der
> Erkenntnis ausgeblendet. So kann man für relativ neue Arzneimittel
> verfahren, aber sobald es älter oder spezieller wird geht es nicht.
>
> Jörg
>
> _______________________________________________
> AG-Gesundheitswesen mailing list
> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/ag-gesundheitswesen

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Message: 5
Date: Mon, 15 Mar 2010 08:20:25 +0100
From: Privacy <pirat AT praes.eu>
Subject: Re: [AG-Gesundheit] Teueres Medikament gegen billiges
abgegeben.
To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Message-ID: <4B9DDFB9.7010004 AT praes.eu>
Content-Type: text/plain; charset=UTF-8

schrieb Morgan le Fay:
> Hallo Jörg,
> ja, Du hast richtig geraten. Es handelt sich um die beiden genannten
> Präparate. Sie stehen allerdings nur beispielhaft für die Abzocke, die
> bei uns läuft.
> Nach einem Bericht im STERN aus dem Jahr 2008 kann ein Augenarzt melden,
> dass er in 700 Fällen feuchte AMD erfolgreich auch mit dem weitaus
> preiswerteren Avastin therapiert hätte. Kein Wunder, denn die
> Medikamente unterschieden sich nur in der Molekülgröße.

Man muss allerdings beachten, dass bei Präparaten zur lokalen Anwendung
nicht nur das Wirkmolekül relevant ist, sondern auch die Präparation.
Dies gilt ganz besonders für Anwendungen am ZNS (intrathekale
Behandlung) und am Auge.
Auch Molekülgröße ist gerade bei der Frage Penetration in/aus dem
"toxikologisch" geschützten Komparimenten ZNS / Auge ("Blutjirnschranke
..) eine pharmakologisch wesentliche Eigenschaft.

> Ein anderer Augenarzt, den ich mit dieser Geschichte konfrontierte,
> meinte, Avastin sei das "ältere" Mittel mit mehr Nebenwirkungen. Ich
> schätze zwar dessen Meinung meist, aber in diesem Falle halte ich sein
> Statement für eine "Standesschutzbehauptung".

Das denke ich auch - aber .... Avastatin müsste tatsächlich für die
Zulassung zur lokalen Therapie am Auge eine Zulassungsverfahren durchlaufen.


> Aber das ist nicht so wichtig, denn mir kommt es darauf an, Mängel im
> System aufzudecken und zu unserem Thema zu machen.

Ja - allerdings halte ich die Avastatin Story vor allem für lehrreich,
wie die Forschung und damit Zulassung für "billigere" Präparate
behindert wird.

> Wenn wir für eine Sekunde annehmen, dass beide Mittel zur Therapie von
> AMD (nahezu) gleich gut wirken, dann drängen sich mehrere Fragen auf:
> 1.) Warum hat das eine Mittel eine Zulassung zur Behandlung von AMD und
> das andere nicht?

s.o. !


> 2.) Warum kostet das eine Mittel das 300fache? Sollte tatsächlich, wie
> im Kabarett dargestellt, die Arzneimittelkommission der BÄK den Preis
> dem pekunären Potential der von AMD betroffenen Patienten und deren
> Leidensdruck "angepasst" haben?

die BÄK legt keine Medikamentenpreise fest - das ist Quatsch. Aber auch
ich würde jeden Augenarzt warnen, ein nicht zugelassenes Medikament am
Auge einzusetzen - wenn es ein zugelassenes gibt. Sollten NW auftreten -
auch wenn sie mit der gleichen Wahrscheinlichkeit beim teuren
aufgetreten wären - dann ist er voll in der Haftung.

> 3.) Wie ist es möglich, dass solch ein perfide Masche nicht die
> Staatsanwaltschaft auf den Plan ruft? Wenn tatsächlich Avastin
> verabreicht wird, aber Lucentis abgerechnet wird, ist das Betrug.

- bitte erst einmal klären, ob Lucentis tatsächlich einzeln vergütet
wird - wenn es nur die Behandlung über DRG abgerechnet wird, dann ist
dies eine Gesamtvergütung, die sich nicht auf das benutzte Präparat
bezieht.

> Außerdem sehe ich einen schweren Fall von Wucher, der - wenn er
> gewerbsmäßig betrieben wird - bis zu 10 Jahre Haft bringen kann.
> Würde man alle Fälle von AMD mit Lucentis therapieren (müssen), wäre
> allein der damit erzielte Umsatz über 15 Milliarden Euro!


> Und angeblich laufen vergleichbare Maschen bei Antidepressiva und
> Antiepileptika.

Antidepressiva und Antiepileptika werden überhaupt nicht als Posten
vergütet - sondern allein die stationäre Behandlung an sich nach DRG bei
neurol. Kliniken, nach dem Bundespflegesatz in der Psychiatrie
(=tagesgleiche Kostensätze)


> Wenn das alles stimmt, haben wir einen gigantischen Fehler im System
> zulasten der Patienten und Beitragszahler.

bei den AD und AE auch zu Lasten der niedergelassenen - denn diese
HAFTEN mit ihrem höchstpersönlichen Geldsäckel für Überschreitungen des
Arzneimittelbudgets ...!

d.h. wenn der Niedergelassene die Empfehlungen des KH übernimmt, zahlt
dieser für deren Sparpolitik ...

gelegentlich kann man den die Kassen bewegen, MdK die Empfehlungen
überprüfen zu lassen.


Gruß

Privacy


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Message: 6
Date: Mon, 15 Mar 2010 10:51:13 +0100
From: aloa5 <piratenpartei AT t-online.de>
Subject: Re: [AG-Gesundheit] Stammtisch - Medikamentenpreise
To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Message-ID:
<187$1268646673$fa70a2da9b27c2819ec6dcad6f788477 AT sessionmob.de>
Content-Type: text/plain; charset=UTF-8


ZweiPi schrieb:
> Es geht darum vorwiegend darum eine Gruppe zu bilden, die homogen
> zusammenarbeitet und nicht jeder sofort immer seine eigenen Interessen
> versucht einzubringen.

Schon in Ordnung so lange es nicht auf "eine Meinung" oder "Eine
Seilschaft" bilden hinausläuft.

> Aber ich gebe dem Minister eine Chance.

Ich nicht. Dafür habe ich schon zu viel von ihm gesehen und gehört.

> Darum bitte einen Link, falls du schon konreteres weißt.

Wovon "konkretes"? Zur Kopfpauschale? Zum Berater Röslers
Raffelhüschen? Zu IQWIG?
Oder zu dem hier:

http://www.focus.de/finanzen/versicherungen/krankenversicherung/datenschutz-der-juengste-fauxpas-des-philipp-roesler_aid_480602.html


Oder zu dem hier:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,671464,00.html
Oder dieses hier:

http://www.zeitong.de/ng/da/2010/01/24/roesler-will-kosten-im-gesundheitssystem-senken/





Die Präferenzen von Rösler sind damit etwa abgesteckt und die
Vorgehensweise bestenfalls mit "dilettantisch" zu beschreiben.
Er hat Sawicki kicken lassen, eine PKV-Manager für die Umsetzung der
Gesundheitsreform ins Haus geholt, lässt gegen Urteile intime Daten bei
der Privatwirtschaft, hat mit Raffelhüschen einen Berater an seiner
Seite welcher seit vielen Jahren nichts anderes macht als private
Krankenversicherungen zu beraten und zu pushen und der bekannteste
Lobbyist in diesem Bereich überhaupt ist. Ach ja - und anderer Berater
ist Neubauer(INSM) und Drabinski(10% privat Zahlen):
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31491/1.html


Ich beurteile ihn durchaus nicht nach Annahmen sondern nach dem was er
macht und sagt. Nicht, das es nicht vorhersehbar gewesen wäre. Man
konnte das bereits vermuten.

Was IQUWIG angeht so hat IQWIGs Chef Sawicki den Pharmakonzernen die
zurückgehaltenen und/oder unvollständigen eigenen Studien abverlangt um
die Praxis zu durchbrechen das nur "passende" Werte eingereicht werden
und der Rest nur als Fußnote erscheint. Das war denen überhaupt nicht
recht. Zudem wollte er einführen das diese sofort/zeitnah nach
Einführung auf den Tisch gelegt werden.
Siehe auch hier:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31671/1.html


Was Medikamente angeht noch ein pers. Erfahrungsbericht:
20 Tabletten Ibuprofen mit 400mg = 8Gramm kosten i.d.R. freiverkäuflich
4,50 Euro

10 Tabletten Ibuprofen mit 800mg= 8Gramm kosten rezeptpflichtig 12 Euro,
davon 5 Euro Selbstbeteiligung, 2 Euro MwSt und 5 Euro "so halt".


Grüße
Otmar



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_______________________________________________
AG-Gesundheitswesen mailing list
AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/ag-gesundheitswesen


Ende AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 4, Eintrag 3
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