Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-gesundheit-reformer - Re: [Ag-gesundheit-reformer] Ahoi

ag-gesundheit-reformer AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland

Listenarchiv

Re: [Ag-gesundheit-reformer] Ahoi


Chronologisch Thread 
  • From: checkinger <checkinger AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-gesundheit-reformer AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-gesundheit-reformer] Ahoi
  • Date: Wed, 11 Jan 2012 15:51:46 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheit-reformer>
  • List-id: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland <ag-gesundheit-reformer.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Hallo zusammen,

mein Hinweis auf die Whitelist der WHO war nicht als uneingeschränktes und abschliessendes Einverständnis mit der WHO-Liste oder sonstigen Positiv-Listen zu verstehen. Klar sind dort wirklich nur die absolut überlebens-notwendigen Wirkstoffe gelistet. (Wahrscheinlich geht das Überleben sogar ohne Fentanyl???)

Trotzdem ist die Liste eine gute Ausgangsbasis für weitere Diskussionen. Sie stellt sowas wie einen absolut notwendigen Mindeststandard dar - und sie kommt ohne Patent-geschütze Arzneimittel aus...

Der Beitrag von Guido hat mir zu sehr den abschliessenden Charakter von "Strich drunter-Schluss". Ich möchte ein paar von Guido vorgebrachte Punkte diskutieren:

1) sie den bösen Beigeschmack einer "Erstattungsliste" hat

"Positivliste" ist wirklich nichts Neues !
Frage: gibt es einen Standpunkt jenseits von Verbot und Ausschluß ? Der Begriff "Positivliste" meint ja, dass nur Präparate die dort gelistet sind, zu Lasten der GKV verordnet werden dürfen.

Wäre -statt abschliessender Postivliste- nicht ein differenzierteres Vorgehen sinnvoll, spontan z.B.:
1. Beratung von Arzt und Patient vor (teilweiser/erprobungsweiser?) Erstattung,
2. 2.-Meinung: Vorschlag von Alternativen Behandlungspfaden durch Experten
(So manche Fehl-/Über-/Unter-/Falsch-Medikation würde durch (obligatorische) Beratung durch Experten zu verhindern. (Neuer Thread?)

2) sie die Therapiefreiheit einschränkt

Seit den 70er Jahren ist die Anzahl der zur ärztlichen Verordnung verfügbaren Arzneimittel drastisch gesunken. Durch das Nachzulassungsverfahren für Alt-Arzneimittel, das von 1978 bis 2005 gedauert hat ist der Markt um bis zu 80% der bis dato verfügbaren Präparate bereinigt worden. Sicherlich ist es bei vielen Alt-Arzneimitteln ein Segen, dass sie nicht mehr angewendet dürfen. Dass im Rahmen der Nachzulassung aber einige/etliche "Perlen" verloren gingen, gilt -unter alten Ärzten, selbst sehr kritisch-skeptisch eingestellten als sicher. In dieser Zeit (bis 2005) mussten hunderte mittelständische Pharmaunternehmen in Deutschland ihren Betrieb einstellen.

3) sie eine Innovationsbremse ist

Gleichzeitig ist das Zulassungverfahren für neue Arzneimittel so aufwändig und teuer geworden, dass nur noch grosse Pharmafirmen nur noch ihre Blockbuster-Präparate durch Zulassung puschen können. Kleine, innovative Firmen brauchen viel Glück und "einen starken Partner" um ihre Innovationen zu landen...(Neuer Thread?)

Der Pharma-Markt ist dermassen reglementiert, dass eine deutsche Positivliste eher einen der hinteren Plätze bei den Innovationsbremsen einnimmt. Wieviel unabhängige Pharmaunternehmen gibt es denn noch weltweit ? Wie innovativ sind die denn (bei Ausgaben von >50% fürs Marketing)?

4) sie enormen administrativen Aufwand bei der notwendigen, regelmäßigen Anpassung erzeugt

Um die Administration mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Siehe Liste der zuzahlungsbefreiten Medikamente (wird 14-tägig aktualisiert): https://www.gkv-spitzenverband.de/Befreiungsliste_Arzneimittel_Versicherte.gkvnet

Administrationen mit Zugriff auf die Therapiefreiheit haben wir reichlich: BMG, BfArm, PEI, RKI, IQWiG, gemeinsamer Bundesausschuss, etcetc

5) sie protektionistische Tendenz hat, was in der EU nicht geht

Ohne EU wird da eh nix gehen. Die Regulierung des Arzneimittelmarktes ist sowieso EU-Sache: http://de.wikipedia.org/wiki/Arzneimittelbeh%C3%B6rde

Die Frage an die Reformer ist also: Wie können wir bei Arzneimitteln
1. Kosten sparen und
2. gleichzeitig Innovationen fördern und
3. die Therapievielfalt erhalten ?

Antworten:
1. Das billigste Arzneimittel ist: kein Arzneimittel ! Im weltweiten Vergleich gehört Deutschland zu den führenden Arzneimitel-Verbrauchern. Der Schwerpunkt der ärztlichen Tätigkeit liegt auf Verordnung/Verwendung von Medikamenten. Vielleicht sollte mehr für Forschung und Innovation bei Nicht-medikamentösen Therapieverfahren ausgegeben werden ?
2. Innovationen lassen sich am besten fördern durch eine interessen-unabhängige Forschung. Da sind die piratigen Kernthemen: OpenScience, OpenData, OpenMedicine usw.
Speziell im Gesundheitsbereich liegt ein wahrer Schatz (an den alle ran wollen) in den Gesundheitsdaten (die in Arztpraxen, Kliniken, Kassen usw. in ((noch)) heterogenen Formaten gesammelt werden bzw. vorliegen). Um diese Daten -natürlich vollständig anonymisiert- für Forschung und Evaluation nutzen zu können, brauchen wir Lösungen für eine Gesundheits-IT, die .... (ja: Piratenthema: eGK http://wiki.piratenpartei.de/AG_eGK)
3. Therapievielfalt erhalten: Innovationen müssen schneller und ksotengünstiger zu haben sein. Bestehende Therapieverfahren müssen kontinuierlich evaluiert und verbessert werden. Der Aufbau entsprechender Strukturen (s. 2.) für klinische und ambulante Forschung ist erforderlich.

Hier noch der Hinweis auf neuen Wiki-Eintrag in der AG-Gesundheit: Sparliste Gesundheit http://wiki.piratenpartei.de/AG_Gesundheit/Diskussion/Sparliste_Gesundheit

Gruß und Ahoi

Der Alex




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang