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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Wie entsteht Vermögen?

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Re: [AG-GOuFP] Wie entsteht Vermögen?


Chronologisch Thread 
  • From: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Wie entsteht Vermögen?
  • Date: Tue, 28 Feb 2017 06:57:40 +0100

Am 26.02.2017 um 21:19 schrieb ukw:
Das Zentralbankgeld ist nicht zu verwechseln mit Giralgeld. Es ist wie bei einer Zentralheizung in einem Ein- oder Mehrfamilienhaus. Es gibt dort zwei Kreisläufe. Den primär Kreislauf - das ist das Wasser, welches durch den Wärmetauscher im Brennraum fließt und welches die Wärme auf die im Haus installierten "Heizkörper" oder Wärmetauscher verteilt. Das kann auch eine Fußbodenheizung oder der Warmwasserboiler sein. Der Warmwasserboiler ist die Geschäftsbank. Im Warmwasserboiler (Geschäftsbank) wird die Wärme der Zentralheizung (=Zentralbank) an das frische Wasser vom Boiler abgegeben. Die Wärme im Frischwasser läuft dann aus dem Wasserhahn oder dem Duschkopf. Nur die Wärme wurde getauscht. Die Wasserkreisläufe sind strikt getrennt. Das Kesselwasser ist schwarz und quasi sauerstofffrei, darum rosten die Heizkörper nicht und verkalken auch nicht.
Also Zentralbankgeld ist wie Wasser aus dem Primärkreislauf und kommt niemals nicht beim Kunden an und ist deswegen nicht direkt inflationswirksam. Nichteinmal dann, wenn der Kunde (Nichtbank) sein Giralgeld gegen Bargeld tauscht.

@ukw

So schön Dein Vergleich von zwei unabhängigen Kreisen in einem Heizungssystem und unserem zweigliedrigen Geldsystem auch rüberkommt, so täuscht er doch einige Gemeinsamkeiten vor, die mE so nicht vorhanden sind.

Als Kunde einer Geschäftsbank benutze ich sowohl das Buchgeld dieser Geschäftsbank wie auch das Bargeld der Zentralbank. Deiner Vorstellung komme ich erst näher, wenn ich mir die Beschaffung von Bargeld durch Geschäftsbankkunden ansehe. Am Anfang steht eine Kreditaufnahme bei der Geschäftsbank. Nachdem mir diese ein Guthaben auf meinem Girokonto eingeräumt hat, kann ich mir dieses Guthaben bar auszahlen lassen, d. h. in einem Zahlungsmittel, welches die Bank auch erst im Wege der Kreditaufnahme oder aber durch Verkauf von Aktiva bei der Zentralbank erwirbt. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass ich als Bankkunde gleichzeitig Zahlungsmittel der Geschäftsbank wie auch Zahlungsmittel der Zentralbank benutze.

Aus Deinem Vergleich könnte man auch ableiten, dass der Primärkreislauf – das gesetzliche Zahlungsmittel – vorhanden sein müsste, um das System zu betreiben. Was fraglos bei einer Heizungsanlage so zwingend vorgegeben ist, kann man nicht auf das Geldsystem übertragen. Stell Dir einfach vor, sämtliche Bankkunden würden ihr gesamtes Bargeld bei den Geschäftsbanken einzahlen. Das einzige gesetzliche Zahlungsmittel wäre verschwunden und doch wäre noch ein funktionierendes Zahlungsmittel, – das Buchgeld der Geschäftsbanken – vorhanden. Die Wirtschaft könnte auch ohne den Primärkreislauf funktionieren.

Es würde sich dann unweigerlich die Frage stellen: wodurch denn in einem solchen Fall das Buchgeld der Geschäftsbanken noch gedeckt sei. Durch die Rückzahlungsversprechen der Kreditkunden der Geschäftsbank und damit indirekt durch die Leistung der Volkswirtschaft.

Diese Folgerung ist nun keine Erfindung von mir, sondern der Ausgangspunkt wurde bereits 1920 von Georg Friedrich Knapp in seinem Buch „Die staatliche Theorie des Geldes“ ausführlich beleuchtet, auch wenn man dies beim Titel dieses Buches nicht vermuten würde. Den Vertretern der "Geld aus dem Nichts"-Theorie kann ich dieses Buch nur empfehlen. Wem sich der Buchinhalt aufgrund seiner "Kunstsprache" zu mühsam erschließt, sei auf die Seite http://www.um-bruch.net/uwiki/index.php?title=Georg_Friedrich_Knapp verwiesen. Eine Zusammenfassung wesentlicher Elemente seines Buches mit Erläuterung seiner Kunstwörter.

Beste Grüße
Rudi Müller



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