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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Wie entsteht Vermögen?

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

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Re: [AG-GOuFP] Wie entsteht Vermögen?


Chronologisch Thread 
  • From: ukw <ukw AT berlin.com>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Wie entsteht Vermögen?
  • Date: Thu, 23 Feb 2017 17:17:41 +0100

Hallo Liste
Ich möchte nochmal alle an den Tisch bitten um über diese Idee von Christoph Mayer zu sprechen.
Die Problemstellung "Verteilungsungerechtigkeit" entsteht dadurch, dass die Geldentstehung und die Vermögensentstehung voneinander getrennt worden sind. Ist es besser dafür einen neuen Thread aufzumachen?

Am 22.09.2015 um 17:54 schrieb Christoph Mayer:
Das was gewisse Leute hier nicht verstehen ist, dass in diesem Wirtschaftskreislauf unter den gegebenen Rahmenbedingungen (Geldvermögen nur aus Kredit, Privilegien für bestimmte Wirtschaftsteilnehmer usw.) zu immer höherer Verschuldung und immer höheren Vermögenseinkommen  AUCH aus Zins kommen MUSS, was auch in volkswirtschaftlichen Zahlen bewiesen ist (ca. 400 Mrd. Euro jährlich Zinsen gegenüber ca. 700 Mrd. Euro jährlich Netto-Arbeitseinkommen).

Das bedeutet NICHT, dass es keine anderen Effekte gäbe. Ganz im Gegenteil. Selbstverständlich ist Grundstücksbesitz immer lukrativer, je mehr Grund im Besitz ist, also je knapper er für die wird, die ihn nutzen müssen/ wollen, sprich zum Wohnen und Gewerbe treiben. 
Genauso gibt es ausufernde Sachvermögen aus Unternehmensbesitz, darauf habe ich schon zig mal hingewiesen, siehe z.B. Michael Quandt mit allein in 2012 ca. 240 Mio. € Einkommen aus Dividenden und 2,4 Mrd. € Vermögenszuwachs aus BMW-Aktienwert. Daneben gibt es zig Probleme durch die mangelnde Finanzmarktregulierung.

All das hängt jedoch auch miteinander zusammen. Und zwar dergestalt, dass der „Mehrwert“, den ein Unternehmen generiert zur Steigerung des Unternehmenswerts und der Ausschüttungen führt, was in Konkurrenz zu Arbeitseinkommen steht, weil die Arbeitsleistenden kein Eigentum an den Unternehmen haben. Und das wiederum liegt auch daran, dass neues Geld nicht dort entsteht, wo die Wertschöpfung entsteht, die den Geldwert garantiert. Sondern da, wo Kredit entsteht und damit alle Gewinne an die weitergeleitet werden, die schon vorher große Vermögen besessen haben.

Ergo sind die Ursachen zwar mannigfaltig, jedoch ließe sich mit Regeländerungen im Geldsystem viele Dinge im Kern korrigieren, ohne dass man Menschen etwas wegnehmen muss (siehe Vermögenssteuer, Vermögensbegrenzung würde da zur „Kapitalflucht" führen, wo dies möglich ist und würde sehr viele rigide Gesetze erfordern, die an allen Ecken und Enden gegen internationale Verträge verstoßen würden).


Haben die Diskussionsteilnehmer damals die Dimension & Tragweite dieser Argumentation von Christoph zur Kenntnis genommen und nichts dazu gesagt?


Es gab zwar eine kleine Diskussion zwischen Arne Pfeilstiker, Amos Comenius, Rudi, Tensor, Stephan und Rudolf Müller usw. aber da wurde nicht verstanden was Christoph Ulrich Mayer meinte:

Am 22.09.2015 um 20:41 schrieb Christoph Mayer:
Das ist der Punkt, wo’s meistens „aushakt“, weil diese Erkenntnis fast nirgendwo annähernd durchgesickert ist.
Vielleicht schrittweise:

1. Wegen der Sparlücke, wegen Horten von Geld und wegen Produktivitätswachstum muss die Geldmenge jährlich wachsen (oder die Umlaufgeschwindigkeit, was aber unrealistisch ist).
2. Eine höhere Geldmenge ist durch Waren und Sachwerte gedeckt, weil mehr hergestellt wird, es ist also in Ordnung die Geldmenge zu erhöhen.
3. Diese Deckung wird durch Wertschöpfung geschaffen. Gäbe es eine höhere Geldmenge und keine Wertschöpfung, dann würde der Geldwert implizit sinken. Beachten: Inflation ist damit nicht gemeint, denn die ist als Preis eines bestimmten Warenkorbs definiert. Hier ist die Deckung des gesamten Geldvermögens durch real Kaufbares gemeint.
4. Würde neues Geld da entstehen, wo die Wertschöpfung entsteht, dann würde auch Wohlstand und Eigentum da entstehen, wo die Wertschöpfung entsteht. Konkret kann man das vereinfacht gesagt so machen, dass die Zentralbank so viel neues Geld an Unternehmen, Selbstständige usw. herausgibt, wie in diesem Jahr an neuer Wertschöpfung geschaffen wurde. Dieses Geld würde vom Unternehmen realwirtschaftlich investiert werden und würde einen großen Teil der Kredite ersetzen -> Genereller Mangel im System beseitigt, Schuldenaufbau gestoppt. Gleichzeitig würden die Mitarbeiter für diesen Betrag Eigentum am Unternehmen erwerben. Sprich: das Eigentum an dem neuen Geld wird denen gegeben, die es erarbeitet haben.
So hat der Unternehmer einen unverminderten „Unternehmerlohn“, die Wirtschaft reduziert ihre Schulden und die Mitarbeiter werden im Verlauf der Zeit immer mehr zu Miteigentümern und Mitverdienern bei Unternehmenswert und Ausschüttungen. 
Damit wird der Konkurrenzkampf Arbeitslohn gegen Kapitallohn irgendwann hinfällig und zu einem gemeinsamen Interesse.
5. Einem Aufbau von ungedecktem Geldvermögen aus dem Ansparen dieses Geldes würde man, wenn nötig durch Gebühr auf Geldvermögen oder Vermögenssteuer entgegenwirken. Alternativ würde man einfach Inflation als implizite Entwertung des Vermögens verwenden, das einen Anreiz bietet, das Geld lieber für Konsum auszugeben oder um ein Haus zu bauen.
6. Ist die Handbremse Schuldgeld in der Wirtschaft gelöst, muss man jedoch noch dafür sorgen, dass real knappes Gut teuer ist, z.B. Rohstoffe wie Erdöl. Denn ein sinnvolles System soll zu mehr Wertschöpfung, nicht aber zu mehr Ausbeutung der Natur führen. 
Am 22.09.2015 um 20:41 schrieb Christoph Mayer:
Das ist der Punkt, wo’s meistens „aushakt“, weil diese Erkenntnis fast nirgendwo annähernd durchgesickert ist.
Vielleicht schrittweise:

1. Wegen der Sparlücke, wegen Horten von Geld und wegen Produktivitätswachstum muss die Geldmenge jährlich wachsen (oder die Umlaufgeschwindigkeit, was aber unrealistisch ist).
2. Eine höhere Geldmenge ist durch Waren und Sachwerte gedeckt, weil mehr hergestellt wird, es ist also in Ordnung die Geldmenge zu erhöhen.
3. Diese Deckung wird durch Wertschöpfung geschaffen. Gäbe es eine höhere Geldmenge und keine Wertschöpfung, dann würde der Geldwert implizit sinken. Beachten: Inflation ist damit nicht gemeint, denn die ist als Preis eines bestimmten Warenkorbs definiert. Hier ist die Deckung des gesamten Geldvermögens durch real Kaufbares gemeint.
4. Würde neues Geld da entstehen, wo die Wertschöpfung entsteht, dann würde auch Wohlstand und Eigentum da entstehen, wo die Wertschöpfung entsteht. Konkret kann man das vereinfacht gesagt so machen, dass die Zentralbank so viel neues Geld an Unternehmen, Selbstständige usw. herausgibt, wie in diesem Jahr an neuer Wertschöpfung geschaffen wurde. Dieses Geld würde vom Unternehmen realwirtschaftlich investiert werden und würde einen großen Teil der Kredite ersetzen -> Genereller Mangel im System beseitigt, Schuldenaufbau gestoppt. Gleichzeitig würden die Mitarbeiter für diesen Betrag Eigentum am Unternehmen erwerben. Sprich: das Eigentum an dem neuen Geld wird denen gegeben, die es erarbeitet haben.
So hat der Unternehmer einen unverminderten „Unternehmerlohn“, die Wirtschaft reduziert ihre Schulden und die Mitarbeiter werden im Verlauf der Zeit immer mehr zu Miteigentümern und Mitverdienern bei Unternehmenswert und Ausschüttungen. 
Damit wird der Konkurrenzkampf Arbeitslohn gegen Kapitallohn irgendwann hinfällig und zu einem gemeinsamen Interesse.
5. Einem Aufbau von ungedecktem Geldvermögen aus dem Ansparen dieses Geldes würde man, wenn nötig durch Gebühr auf Geldvermögen oder Vermögenssteuer entgegenwirken. Alternativ würde man einfach Inflation als implizite Entwertung des Vermögens verwenden, das einen Anreiz bietet, das Geld lieber für Konsum auszugeben oder um ein Haus zu bauen.
6. Ist die Handbremse Schuldgeld in der Wirtschaft gelöst, muss man jedoch noch dafür sorgen, dass real knappes Gut teuer ist, z.B. Rohstoffe wie Erdöl. Denn ein sinnvolles System soll zu mehr Wertschöpfung, nicht aber zu mehr Ausbeutung der Natur führen. 



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