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Re: [AG-GOuFP] Banken zahlen NICHT mit Selbstgemachtem; war: Banken zahlen mit Selbstgemachtem
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- From: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Banken zahlen NICHT mit Selbstgemachtem; war: Banken zahlen mit Selbstgemachtem
- Date: Sun, 01 Feb 2015 17:43:58 +0100
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@ Amos +1
Besonders ab: "Hinzu kommt....." Beginnend mit der Wicksellschen Idealbank habe ich ebenfalls versucht, diese Problematik aufzuarbeiten. http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Wicksellsche_Idealbank Meine Sichtweise: Kann in einem Land mit zwei Banken noch eine Absprache zum Gleichschritt stattfinden, so wird dies mit steigender Anzahl der beteiligten Banken immer schwieriger. Bei 100 Banken scheint dies jedoch kaum noch realisierbar. Davon ausgehend, dass diese Banken im Wettbewerb stehen, stellt sich hier automatisch ein gewisses Niveau bei der Geldschöpfung und dem Verhältnis von Kreditschöpfung zu Buchgeld, ein. Die starke Erhöhung des Kreditvolumens einer einzelnen Bank führt dabei unweigerlich zu einen Abfluss an flüssigen Mitteln. Die kreditgewährende Bank muss sich deshalb teilweise bei anderen Banken verschulden. Verschuldet sie sich für den Bau eines Bankpalastes in erheblichem Umfang, so fehlt ihr diese Summe bei ihrem eigentlichen Geschäft, dem der Kreditvergabe. Einen erheblichen Gewinn könnte die Bank jedoch erzielen, wenn alle Geschäftsbanken etwa gleichzeitig Aktiva erwerben, und somit der gemeinsame Standard angehoben würde. Dies erscheint jedoch beim heutigen Bankenwettbewerb eher als unwahrscheinliches Vorgehen. Die Zahlungsfähigkeit (Liquidität) einer Bank bleibt auch hier, neben den EK-Forderungen, Dreh- und Angelpunkt zur Steuerung der Bankgeschäfte. Beste Grüße Rudi2 Am 01.02.2015 um 15:01 schrieb Comenius: Arne gab inzwischen zu, dass "- trotz der Fähigkeit zur Geldschöpfung - Geschäftsbanken pleite gehen können." Und dass sie "Ohne eigenes Geldterritorium und ohne der Fähigkeit sein Geldterritorium zu verteidigen ... dem Untergang geweiht" sind. Ich musste erstmal herausfinden, was ein "Geldterritorium" ist und wie man es verteidigt. Fehlanzeige bei Wikipedia, aber Google leitet mich sofort zum Piratenwiki. Der Begriff wurde offenbar hier erfunden. Also: ein Geldterritorium hat eine Bank offenbar, wenn sie einen ausreichend großen Kundenstamm hat, der bei ihr Girokonten unterhält. Verteidigen kann man dieses Geldterritorium nur, wenn man mittel- bis langsfristig ausgeglichene Zuflüsse und Abflüsse an Zentralbankgeld hat UND sich das Vertrauen bzw. Wohlwollen der anderen Banken erhält. Horsts Satz von oben macht deutlich, dass man dieses Vertrauen verspielt, wenn man zu viel Geld für eigene Zwecke ausgibt. Diese Aussagen allein reichen aus, um festzustellen, dass der Vergleich der "Geldschöpfung der Banken" mit einer "Gelddruckmaschine" nicht nur hinkt, sondern beidseitig vollamputiert ist. Wenn man das Ganze etwas weiter denkt, ergibt sich, das der "Geldschöpfungsgewinn" vom vermeintlichen Goldesel zusammenschrumpft auf die richtige Aussage: "Bei einer Ausweitung der gesamten Giralgeldmenge geht die Seignorage als Einnahme an die Gesamtheit der Banken." (Was übrigens mit der Aussage, "Beim Schrumpfen der Giralgeldmenge verlieren die Banken Geld" notwendig korrespondiert. Könnte ein Indiz dafür sein, dass Deflation Banken gefährdet. Das aber hier nur am Rande, weil ich es nicht vollständig durchdacht habe.) Wer davon den größten Batzen bekommt, hängt sicher von der Größe und der Marktmacht der jeweiligen Banken ab. So handeln die Banken ganz in ihrem Eigeninteresse, wenn sie, wie Horst schreibt, eifersüchtig darauf achten, dass die Nachbarbank sich nicht durch exzessive Geldschöpfung zu eigenen Zwecken einen dickeren Batzen von dieser Seignorage abschneidet. Hinzu kommt, dass die Banken ihr "Geldterritorium verteidigen" müssen. Sie müssen also ihre Kunden bei Laune halten. D.h. die Banken müssen Ihnen mindestens ebenso gute, wenn nicht bessere Angebote machen als die Konkurrenten. Die den Banken (insgesamt) zugeflossene Seignorage ist also zunächst mal eine Einnahme noch kein "Gewinn" der Banken. Sie geht in die Gesamtkalkulation der Banken ein und führt in einer Konkurrenzsituation dazu, dass Sparzinsen erhöht und Kreditzinsen gesenkt werden können, um Kunden zu halten und zu gewinnen - die Verteidigung des Geldterritoriums ist also mit hohen Kosten verbunden. Damit profitieren nicht nur die Banken davon, sondern auch die Sparer und Kreditnehmer. Der Gewinn aus Geldmengenausweitung (rund 300 Mrd. € pro Jahr im Euroraum im Durchschnitt der letzten 10 Jahre - Bargeldausweitung ist davon eigentlich noch abzuziehen) verteilt sich also recht breit unter den europäischen Banken UND ihren Kunden. Dass diese Verteilung nicht gleichmäßig ist, liegt wiederum an der Marktmacht der jeweiligen Beteiligten, ist also eine "normale" Erscheinung in der "Marktwirtschaft" und keine Folge des "Geldschöpfungsprivilegs". Der Übergang der Seignorage, die historisch dem Souverän zustand, auf die Banken ist in ihrer Wirkung also am ehesten einer Steuersenkung um knapp 300 Mrd. Euro pro Jahr bezogen auf ganz Europa vergleichbar. Die Rückübertragung der Seignorage an den Staat über das Vollgeldsystem käme entsprechend einer Geldverkehrssteuer gleich. Ob man das will oder ob nicht besser große Einkommen und/oder Vermögen und/oder Börsenspekulationen besteuert werden sollten, ist eine anderweitig zu diskutierende Frage. Ebenso die Frage, ob das derzeitige Geldsystem mit seinen flexiblen Anpassungsmechanismen nicht einer staatlichen oder "monetativen" Geldmengensteuerung vorzuziehen ist. Dass aber Banken ihre eigenen Rechnungen mit selbstgemachtem Geld bezahlen könnten, ist schlicht Blödsinn. Und ich bezeichne die Vollgeldler, die dies behaupten oder zumindest immer wieder suggerieren, nur deshalb nicht als Lügner, weil sie "Gläubige" sind, also selbst glauben, was sie da behaupten. Ahoi, Comenius |
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- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen, Horst Seiffert, 12.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen, Arne Pfeilsticker, 12.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen, Horst Seiffert, 13.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen, Piratos, 12.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen, Horst Seiffert, 12.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen, Piratos, 12.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen, Arne Pfeilsticker, 12.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen, Piratos, 13.02.2015
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- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vollgeld Kritik im Wirtschaftsdienst erschienen, Horst Seiffert, 05.02.2015
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