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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Stephan_Schulmeister
- Date: Thu, 04 Dec 2014 12:07:59 +0100
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Am 01.12.14 um 11:55 schrieb Axel Grimm:
> Wie doch der falsche Zusammenhang verteidigt, einfach irre.
Ich bringe durchaus Verständnis mit, wenn man sich als interessierter
Laie in die Materie einarbeitet, sich zuvorderst an den etablierten
Lehrmeinungen orientiert. Es bringt aber keinen Erkenntnisfortschritt,
wenn man diese als in Stein gemeisselte, ewig gültige Gesetze ansieht.
So hat sich der Physiker Heribert Genreith (Siehe Thread 'Das Kind im
Bade: zur Mathematik des Wachstums') der Fisherschen Verkehrsgleichung
(Quantitätsgleichung MV=PQ) angenommen, auch ein sog. 'Grundgesetz' in
der Ökonomie, und ist zu überraschenden Feststellungen gekommen:
1. Die Einheiten stimmen nicht. Prof. Genreith bedient sich dabei einer
wissenschaftlichen Technik, der ich zum ersten Mal im Physikunterricht
der Mittelstufe begegnet bin: Wenn du mathematische Methoden auf ein
reales Phänomen anwendest, überprüfe auch die Einheiten. Was mich
wirklich entsetzt, ist der Umstand, dass in den letzten hundert Jahren
offenbar kein Ökonom es für nötig befunden hat, diesen einfachen
Plausibilitätstest durchzuführen!
2. Der Wert der Investitionsgüter geht in dieser Gleichung doppelt ein.
Das bestätigt die Überkapitalisierungshypothese der Quantumökonomen in
einer methodisch komplett anderen Herangehensweise.
> S=I ist ein fundamentalen Grundgleichung der heutige allgemien
> anerkannten Lehren, die aus zwei Gründen kein Gültigkeit hat.
Es ist richtig, das S=I einen fundamentalen Zusammenhang abbildet.
> 1. Sie stimmt nicht (kann mit der Gobalgleichung wiederlegt werden)
Das geht auf Stützelsche Saldenmechanik zurück?
Schon der Ausdruck 'Saldenmechanik' ist für mich ein Indiz, dass Stützel
noch in einem mechanistischen Weltbild des 19. Jhdts. gedacht hat. C.
Bruun ist in ihrer Dissertation (im Wiki unter Quellen velinkt) sowohl
auf circuitistischen Ansatz von Cencini als auch auf Stützel näher
eingegangen. Ich bin noch nicht dazugekommen, mir diese näher
anzuschauen, insbesondere wie die Gültigkeit der Quantitätsgleichung
begründet wird.
> 2. die geldtechnisch nicht mehr gültig (heute ist es endogen und
> nicht mehr exogen)
Die endogene Auffassung ist die aktuell dominierende Interpretation. Die
unterschiedlichen Auffassungen hat C. Bruun in ihrer Diss. sehr gut
kategorisiert.
> Bei Herleitung aus den Gleichungen werden zwei Gleichungen genutzt,
> die inhaltlich nicht zusammengehören.
Das ist Unsinn:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bruttoinlandsprodukt#Methoden
Im Wesen ist die volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung die Aggregation
ökonomischer Aktivitäten nach unterschiedlichen Gesichtspunkten, etwa in
der Form der Verwendungs- bzw. Verteilungsrechnung. Datenbasis ist
letztlich immer Zahlenmaterial aus der Unternehmensbuchführung.
> S=Y-C-G ==> Y=C+G+S Y=C+G+I
Hier werden doch zwei Aussagen getroffen (Details, also
Brutto/Nettorechnung sowie Staat und Ausland lassen wir einstweilen
aussen vor):
1. der physische Output einer Volkswirtschaft besteht aus Konsum- und
Investitionsgütern, in monetarisierter Form ausgedrückt: das
Sozialprodukt(Einkommen) setzt sich zusammen aus dem Wert der
Konsumgüter sowie der Investitionsgüter.
2. Nicht verausgabtes Einkommen wird gespart.
In Keynes General Theory wurde der Zusammenhang in 1. als globale
Nachfrage (Einkommen) und globales Angebot (Güter) aufgefasst. Die
entscheidende Frage ergibt sich dann aus dem Bezugskontext. Wenn man von
einem allgemeinen Gleichgewichtsmodell ausgeht und dies als
Gleichgewichtsbedingung auffasst, so bleibt nach Abzug der Konsumgüter,
für die dann Markträumung stattgefunden hat, die Beziehung S=I. Dass
diese Rechnung nicht aufgeht, hast du ja schon festgestellt.
Leider erkannte Keynes nicht die Sprengkraft seiner eigenen Theorie. Er
konnte die neoklassischen Wurzeln des allgemeinen Gleichgewicht nie
vollständig über Bord werfen. Es blieb bei einer allgemeinen Forderung
nach einer 'monetären Theorie der Produktion'. Was ist, wenn man S=I
nicht als Gleichgewichtsbedingung, sondern als Identität auffasst?
> Aus diesen beiden Gleichungen, von denen nur eine gültig sein kann,
> resultiert S=I. Es wird zweimal das Selbe unterschiedlich festgelegt
> udn das geht nun mal nicht.
Dann lies bitte nochmal im Thread “Das Konzept 'Absoluter Tausch' in
Schmitts' Quantum Makroökonomie“ nach, hier schrieb ich:
| Die reale Seite (physischer Output) wird gegen die monetäre Seite
| (das Einkommen) getauscht
Es ist sozusagen ein Tausch 'mit sich selbst'. Diese, zugegebenermaßen
wenig intuitive Vorstellung ist jedoch für die weitere Analyse äußerst
fruchtbar. Während Zeit in den Mainstreamschulen praktisch nicht
vorkommt, ist sie bei den Quantumökonomen das wesentliche Merkmal um
Geld und Kapital in einer generalisierten Form als quantisierte Zeit
oder Kapitalzeit darzustellen. Die konzeptionelle Einordnung der
wesentlichen Unterbegriffe Geld, (Geld-)Einkommen, Finanzierungskapital
und Fixkapital habe ich in
http://news.piratenpartei.de/showthread.php?tid=466173&page=8
vorgenommen.
> https://de.wikipedia.org/wiki/Sparen Damit die doppelte Definition
> nicht weiter auffällt wird eine Gleichung noch bisschen detailierte
> und länger gemacht um etwas zu verwirren. So wie mathematische
> Beweise die 1=-1 oder 4=3 herausbringen.
Und genau so etwas kommt heraus, wenn unreflektiert mathematische
Methoden, die in sich durchaus formal korrekt sein können, auf
Sachprobleme angewandt werden. Das dürfte regelmäßig der Fall bei den
Mainstreamökonomen sein, die ideologisch an einem allgemeinen
Gleichgewichtsmodell festhalten.
> Bäume = Pflanzen - Algen - Erdberen ==> Pflanzen = Bäume + Algen +
> Erdbeeren Pflanzen = Bäume + Algen + Bananenstauden
> Erdbeeren = Bananenstauden
Damit demonstrierst du lediglich die unangemessene Anwendung von
mathematischen Gleichungen bei der Anwendung von logischen
Zusammenhängen:
Du nimmst eine willkürliche Zusammenstellung von Begriffen aus der
Taxonomie der Biologie, von denen nur gesagt werden kann
x ist Teilmenge von Pflanzen
Die Zusammenstellung ist darüber hinaus unvollständig, denn es gilt auch
die Beziehung
Gräser ist Teilmenge von Pflanzen
Wie du unschwer feststellen wirst, lässt sich auf diese Weise nur schwer
eine Gleichheit 'beweisen'.
gerhard(ivl1705)
- Re: [AG-GOuFP] Stephan_Schulmeister, Axel Grimm, 01.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Stephan_Schulmeister, Gerhard, 04.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Stephan_Schulmeister, Gerhard, 04.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Stephan_Schulmeister, Axel Grimm, 04.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Stephan_Schulmeister, Gerhard, 05.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Stephan_Schulmeister, moneymind, 05.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Stephan_Schulmeister, Gerhard, 05.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Stephan_Schulmeister, moneymind, 05.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Stephan_Schulmeister, Gerhard, 05.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Stephan_Schulmeister, moneymind, 05.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Stephan_Schulmeister, Axel Grimm, 09.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Stephan_Schulmeister, Gerhard, 04.12.2014
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