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Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie
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- From: Thomas Weiß <Weiss-Tom AT gmx.de>
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie
- Date: Thu, 30 Oct 2014 11:38:33 +0100
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Am 18.10.2014 um 11:22 schrieb Gerhard:
Hallo zusammen,
Bei meinem Mailaustausch mit moneymind habe ich feststellen müssen, dass
im Wikiartikel dieses Konzept zu gerafft dargestellt wird. Daher möchte
ich an dieser Stelle dieses Konzept näher erläutern. Das ist in der Tat
der Kern in Schmitt Theorie und Grundlage für eine monetäre Theorie der
Produktion, die auch diesen Namen verdient.
Hi Gerhard!
Ich sehe die Quantum Ökonomie skeptisch, lasse mich aber gerne eines besseren belehren. Hier meine Fragen:
Ein 'Absoluter Tausch' findet in einer monetären Produktionsökonomie
genau zweimal statt: einmal als Lohnzahlung auf dem Arbeitsmarkt und
einmal als Konsumzahlung auf dem Gütermarkt. Absolut deswegen, weil der
Arbeiter seine erbrachte Leistung nicht mehr direkt mit dem Nachfrager
tauscht, wie es noch in der mittelalterlichen Tauschwirtschaft der Fall
ist, sondern im Gegenzug 'nur' ein Guthaben tragendes Depot bei einer
Bank erhält, das Einkommen.
Am 20.10.2014 um 10:43 schrieb Gerhard:
Einkommen ist ein konzeptionell eigenständiges ökonomisches
Objekt, das von 'Geld' zu unterscheiden ist.
Nun gut, es scheint, hier gibt es einige Definitionen zu klären. Siehe http://wiki.piratenpartei.de/QuantumEconomy#Geld
Geld ist also keine Bestands- sondern eine Flussgröße. Das ist für mich sehr kontraintuitiv, ich würde das als Transaktion o.ä. bezeichnen. Aber gut, wenn die Herren es so wollen. Einkommen hingegen ist eine Bestandsgröße, nämlich das Guthaben tragende Depot bei einer Bank.
Hier wird das erste Mal Geld mit dem realenIst "physischer Output" die Arbeitsleistung oder das erzeugte Gut? Laut http://wiki.piratenpartei.de/QuantumEconomy#Absoluter_Tausch müsste es letzteres sein.
Output assoziiert. Einkommen wird dadurch substantiell zu einer
eigenständigen Größe. Die reale Seite (physischer Output) wird gegen die
monetäre Seite (das Einkommen) getauscht,
<Zitat>Statt dessen benutzt die Unternehmung eine Schuldanerkennung der Bank, um die Lohnempfängerin auszubezahlen, und ihr so die Kaufkraft über den produzierten Output zu gewähren. Das Einkommen der Lohnempfängerin existiert deshalb nicht autonom von Output, sondern ist die numerische Form von Output. Output und Einkommen entstehen beide im Moment der Lohnzahlung und bilden eine Einheit; davor existiert bloss ein heterogener, physikalischer Haufen ohne ökonomischen Wert.</Zitat>
Wenn also eine Firma einen Laptop erzeugt, ist das zunächst ein "physikalischer Haufen ohne ökonomischen Wert" und wird zu Output in dem Moment, in dem einer der Arbeiter seinen Lohn erhält?
Klingt für mich reichlich absurd.
oder anders ausgedrückt:
Einkommen misst den Wert des Outputs. Der Wert des physisch erbrachten
Outputs wird dadurch auf die gesellschaftlich aufzuwendenden Arbeit, dem
Einkommen kalibriert. Mit der Konsumzahlung findet der umgekehrte
Vorgang statt: Einkommen wird vernichtet, der gekaufte Gegenstand steht
dem Käufer als Gebrauchswert zur Verfügung. Auf diese Weise wird eine
Brücke zwischen dem Arbeitswert und dem Gebrauchswert geschaffen, eine
Diskrepanz, welche die Klassiker nie auflösen konnten.
Ich lese hier heraus, dass nur Bankdepots von Privatpersonen/Arbeitern/Nicht-Unternehmen als Einkommen definiert werden.
Nun wird jemand zurecht fragen, was mit den Investitionen ist. Diese
Frage ist berechtigt. Auch wenn Investitionsgüter gekauft werden,
verhält es sich doch ebenso, dass mit dem Erwerb der Güter das hierzu
aufzuwendende Einkommen nicht mehr da ist, also vernichtet wird.
Hier bekomme ich schon den ersten Knoten ins Hirn. Investitionsgüter werden in erster Linie von Unternehmen erworben, die aber definitionsgemäß überhaupt kein Einkommen haben können.
DieVoraussetzung für was? Für die Finanzierung von Investitionen?
Voraussetzung hierfür ist die Entstehung eines Profits, der
üblicherweise durch einen Aufschlag beim Absatz auf den Gütermärkten
realisiert wird.
Bei Cencini[1] habe ich die Formulierung 'InstrumentalWelchem Umstand? Dass Investitionen mit Profit und nicht mit Einkommen finanziert werden? Sind 'Instrumental Goods' etwas anderes als Investitionsgüter?
Goods' also instrumentelle Güter gefunden, der diesem Umstand besser
Rechnung trägt.
Instrumentelle Güter / Werkzeuge versetzen den MenschenWarum?
in die Lage, besser, schneller, effizienter zu produzieren. Da jedoch
die gesamte Volkswirtschaft durch den dadurch erzielten höheren Output
einen Nutzen zieht, muss der Wert dieser instrumentellen Güter irgendwie
registriert werden.
Durch den Verzicht auf die Verwendung des EinkommensIch nehme an du meinst damit eine reale Ersparnis, also in Form von physischen (Investitions-, Instrumentell-) Gütern
als reines Konsumgut, ist hier nicht nur ein Vermögenszuwachs beim
Unternehmen sondern auch eine gesamtwirtschaftliche Ersparnis
entstanden.
Hierzu dient im Schmittschen Modell das Fixkapitaldepartment.Siehe http://wiki.piratenpartei.de/QuantumEconomy#Drei_Departemente_der_Bankbuchf.C3.BChrung
<Zitat>
I. Im monetären Departement wird vehikulares Geld verbucht.
II. Im finanziellen Departement wird Einkommen deponiert.
III. Im Fixkapitaldepartement werden investierte Profite verbucht, welche zuvor im zweiten Departement eingetragen waren.
</Zitat>
D.h. Profite werden als Einkommen verstanden (es kann also nicht sein, dass Unternehmen keine Einkommen haben). Da das als Buchungseintrag in einer Bankbilanz steht, hat es mit realen Größen wohl nichts zu tun.
Keine Ahnung was das bedeuten soll.
Warum aber jetzt ein eigenes Departement?
Dieses Departement dient der finanzwirtschaftlichen Neutralisierung
dieses Fixkapitals.
Der Charakter dieser Werte hat sich grundsätzlich"Grundsätzlich verändert" im Vergleich zu was, zu dem derzeitigen System?
geändert, da sie nur noch in physischer Form vorliegen.
Die monetärenIm Fixkapitaldepartment wird also eine Verbindung zwischen den monetären Ersparnissen der Haushalte und den realen Investitionsgütern dokumentiert?
Ersparnisse der Haushalte sind jetzt substantiell durch die
Investitionsgüter bei den Unternehmen unterlegt. Die
gesamtwirtschaftliche Beziehung I=S erweist sich als Identität, welche
nach jedem Zahlungsvorgang uneingeschränkt gütig ist.
Was ist mit I=S, wenn sich der Wert der Investitionsgüter ändert?
Phantom-Real-Guthaben oder Phantom-Finanz-Guthaben? Was heißt "es gehört niemandem? Alles was in Bilanzen dokumentiert ist, hat doch einen definierten Eigentümer?
Wenn dies nicht sauber getrennt wird, wie es in der derzeitigen
Bankenrechnungslegung praktiziert wird, verbleibt im Bankensystem ein
Phantom-Guthaben, das zur Finanzierung zur Verfügung steht und niemandem
gehört.
Diese Guthaben werden von Schmitt als 'Leergeld' bezeichnet.?
Schmitt sieht in diesem Leergeld die Quelle für Spekulation.
Es kommt aber noch ein zweiter Aspekt hinzu. Die instrumentellen Güter
unterliegen als physische Objekte einem Verzehr, etwa durch Verschleiss.
Im Laufe der Zeit weicht daher der Gebrauchswert immer mehr vom
Tauschwert ab, das ist der im Bankensystem registrierte ursprüngliche
Kaufpreis. D.h. der reale Wert des Investitionsgutes ist geringer als
der nominale, was nichts anders ist als die Definition für Inflation.
Langsam kommen wir an den Punkt, wo wir uns über den Begriff Wert klar werden sollten. Inflation bedeutet Abwertung der Währung, d.h. man muss für das gleiche Gut (z.B. ein frisches Brot) im Laufe der Zeit mehr bezahlen. Verschleiss mindert den Gebrauchswert, klar, aber auch den Tauschwert. Wie kann man denn den Tauschwert mit dem "im Bankensystem registrierte ursprüngliche Kaufpreis" gleichsetzen?
Du sagst, dass Inflation heißt, dass ein frisches Brot mehr kostet als ein altes Brot.
UmErsatzinvestitionsgüter kauft man auf dem Arbeitsmarkt?
den Wert seiner Investition zu erhalten, müsste das Unternehmen diese
Ersatzbeschaffungen leisten, die es nur als sog. Amortisationsgüter auf
dem Arbeitsmarkt erlangen kann.
Auf diese Weise bleibt auch das Say'scheVerstehe ich nicht.
Gesetz (Angebot schafft seine eigene Nachfrage) gültig.
Die Konzept des 'absoluten Tausches' liefert auch eine Erklärungsmuster
dafür, dass sowohl eine angebots- wie auch eine nachfrageorientierte
Wirtschaftspolitik zum Scheitern verurteilt sind. Erstere läuft in einer
inhärent überkapitalisierten Volkswirtschaft ins Leere, letztere führt
in eine Inflationsspirale.
Klar. Ich brauche keine neue fancy Theorie um einzusehen, dass man eine Balance aus Angebots- und Nachfrageorientierung finden muss.
Am 20.10.2014 um 08:56 schrieb Gerhard:
Bei Schmitts Interpretation tritt unfreiwillige Arbeitslosigkeit und
Inflation überhaupt nicht mehr auf, da diese als systemimmannente
Anomalien interpretiert werden, die ihre Ursache in der Mikrofundierung
der Volkswirtschaftslehre hat.
Hehe, da ist aber jemand sehr optimistisch seiner eigenen Theorie gegenüber.
Zwischenfazit von mir:
Quantum Ökonomie scheint mir zunächst einmal ein Haufen neue Begriffe, Definitionen und Sichtweisen zu sein - manche davon sehr unintuitiv, die viel mehr Fragen aufwerfen als sie lösen. Möglicherweise kommt man damit auf einen grünen Zweig, im Moment versteh ich allerdings noch viel zu wenig. Skeptisch macht mich zudem, dass die Erfinder ihre Theorie als der Weisheit letzten Schluss verstehen.
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Rudi, 18.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Gerhard, 18.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Rudi, 18.10.2014
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- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Gerhard, 19.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Comenius, 19.10.2014
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- [AG-GOuFP] Arte-Doku Kapitalismus, thomas, 19.10.2014
- Re: [AG-GOuFP] Arte-Doku Kapitalismus, Gerhard, 20.10.2014
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