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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Die Einschläge kommen näher....

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Die Einschläge kommen näher....


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Die Einschläge kommen näher....
  • Date: Fri, 17 Oct 2014 10:01:57 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Was ja als Liquiditätsfalle bekannt ist
http://de.wikipedia.org/wiki/Liquidit%C3%A4tsfalle

Aber um den Gedanken der Steuerung von Erwartungen mal weiterzuentwickeln: wenn die Steuerung der Ertragserwartungen verschiedener Gruppen von Bürgern das entscheidende Steuerungselement der Wirtschaft ist, dann ist auch klar, daß Ideologien ebenfalls Erwartungen steuern - über Zusammenhangsannahmen.

Z.B. kann ideologisch die Erwartung erzeugt, werden, daß eine Deregulierung der Arbeitsmärkte und Lohnsenkungen zu höherer Beschäftigung führt, sodaß dann auf der Basis dieser Erwartung Politik gemacht wird.

Das generelle Rezept lautet hier so: verknüpfe das, was in Deinem Spezialinteresse ist, über Zusammenhangsannahmen so mit dem "Allgemeininteresse" (gesamtwirtschaftlichen Zielen), daß die Maßnahme, die Deinen Interessen dient, als "im Allgemeininteresse" von der Politik umgesetzt werden.

Generell: Machtkämpfe werden in Demokratien über die Beeinflussung von Wahrnehmungen geführt - über Gesellschaftsdeutungen, Theorien etc.

In other words: Theorien sind immer auch Machtinstrumente gesellschaftlicher Partialgruppen, und diese Interessen vor allem dürften es sein, die halbwegs "unverzerrte" Konzeptualisierung so schwer bis fast unmöglich machen.

moneymind schrieb:

Die Steuerung der Ertragserwartungen wäre so das entscheidende Steuerungselement - und natürlich kann man die nicht nur über ZB-Kredite steuern/beeinflussen. Um die Ertragserwartungen der Realwirtschaft zu fördern, bräuchte man eben in erster Linie mal Nachfrage nach realen Gütern, und die kann die ZB eben nicht wirklich beeinflussen.

moneymind schrieb:
Ergänzung:

Die Logik hinter dem Ankauf "fauler" Forderungen durch die ZB bestünde so gesehen auch darin, daß aus diesen "faulen" Forderungen eben durch Aufwertung der nominell variablen Vermögenswerte der Schuldner (wegen besserer Ertragserwartungen wie beschrieben) auch wieder "gute" Forderungen werden können.

Die "Kapitalisierung" der Unternehmen läuft also nicht über Liquidität per se. Diese ist nur ein Mittel zur Steuerung von Ertragserwartungen, von denen die Bewertung der nominell variablen Assets abhängt - und damit auch das EK.

So gesehen kann die ZB sehr wohl über bloße Liqui-Steuerung Unternehmen "kapitalisieren".

Ist eine Höherbewertung eines assets eigentlich eine "Wertschöpfung"? Was hat sich dadurch materiell verändert? Nichts natürlich, außer eben Erwartungen. Genau da ist der Kern des Kapitalismus.

moneymind schrieb:
Hi Axel,

Eine der Falschausagen ist, das eine ZB kapitalisieren kann und somit andere Banken retten. Liquidität: ja, Vor Überschuldung retten: Nein.
Grund: Wenn Du, ich, eine Firma oder eine Bank überschuldet ist = EK ist negativ, dann kann ein Kredit an dem Zustand "Überschuldung" nichts ändern. Die bleibt mit einem Kredit unverändert.

Du unterstellst da, daß mit einem weiteren Kredit das EK unverändert bliebe. Das stimmt aber nur insofern, als man die nominell variablen Vermögenswerte (die keine fixen Forderungen/Verbindlichkeiten sind, sondern tagesaktuell bewertet werden) als konstant unterstellt.

Ist aber nicht die Logik der Bereitstellung neuer, später fälliger Kredite durch die ZB folgende: so werden Einkommens- und damit Ertragsaussichten verbessert, und damit werden auch die nominell variablen Vermögenswerte, die in Abhängigkeit von diesen Ertragserwartungen bewertet werden, aufgewertet. Das führt natürlich zu einem EK-Zuwachs, der eine ganze Reihe von Unternehmen eben aus der Überschuldung bringen kann. In einer Deflation wirkt die Logik genau andersherum.

So gesehen wäre es nicht die Liquidität allein, sondern der Zusammenhang von Krediten und deren Fälligkeiten, Ertragserwartungen und darauf bezogener Bewertung der nominell variablen assets, der die Konjunktur entscheidend bestimmt.






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