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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Wie Griechenland "gesundgespart" wird
- Date: Thu, 05 Jun 2014 10:08:00 +0000
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Marco,
genialer Beitrag, danke dafür.
Freut mich, wenn für Dich brauchbare Denkanstöße dabei waren.
Dazu passend hier der Chef der BoE, der eben diesen alles
untergrabenden Marktfundamentalismus anprangert:
http://blog.tagesanzeiger.ch/nevermindthemarkets/index.php/34897/ein-notenbanker-uebt-gesellschaftskritik/
Danke - es ist enorm wichtig, daß diese Zusammenhänge der global herrschenden "Trance" auch den "Enscheider-Eliten" bewußt werden. Als Ergänzung hier noch ein kurzer, aber m.E. treffender Blick von Stephan Schulmeister auf das "neoliberale Weltbild" (die aktuell herrschende Ersatzreligion - inclusive Menschenbild):
http://stephan.schulmeister.wifo.ac.at/fileadmin/homepage_schulmeister/files/Das_neoliberale_Weltbild.pdf
Schulmeister benennt auch sehr schön den vielleicht wichtigsten Grundfehler von neoliberalem Markt- (und traditionell sozialistischem Staatsfundamentalismus): undialektisches Denken. Statt Ausbalancierung der widersprüchlichen egoistischen und altruistischen Gefühls- und Handlungsimpulse von Menschen Verabsolutierung des jeweils einen Pols und versuchte Eliminierung des anderen.
Dahinter steckt wohl auch eine bestimmte Auffassung von Realität überhaupt, die "Widersprüche" nicht als Teil dieser Realität erkennen kann, sondern nach "absolut perfekten" (widerspruchsfreien) Systemen strebt.
Irgendwie scheint mir, dass der Gesellschaft die Zielsetzung abhanden gekommen ist. Gestern kam ja auch Idee im mumble auf, wir schreiben was von mehr Wachstum für Arbeitsplätze. Irgendwann ist das zum Selbstzweck mutiert.
Wachstum und Arbeitsplätze sind sozusagen systemlogische Ziele. Der Witz besteht darin, daß die herrschende neoliberale Wirtschaftspolitik beides seit Jahrzehnten verspricht, real jedoch immer das Gegenteil erreicht hat: seit den 70ern ist die Arbeitslosigkeit gestiegen, das Wachstum gesunken.
Wie im vorigen Beitrag schon geschrieben und dank deiner Hinweise auf Herrn Mehrling, die Notenbanken haben alle Möglichkeiten in der Hand,
die Zwänge rund ums Geld zu beenden. Egal ob via Helikopter oder
Schulden in die Bilanz packen.
Die Notenbanken haben viele Möglichkeiten, der wichtigste Akteur ist aber der Staat. Er ist nicht nur im Hinblick auf Geldschöpfung und -Vernichtung potenter als die Notenbank, sondern ist auch derjenige, der die Rahmenbedingungen der jeweiligen "Spielanordnung" setzt.
Das Grundproblem besteht momentan eher darin, daß der Staat sämtliche gesamtwirtschaftliche Verantwortung an die Notenbanken abschiebt und sich selbst so verhält, als wäre er ein Einzelhaushalt. Dies deswegen, weil die herrschenden Politiker in der neoliberalen Trance gefangen sind und sich von dieser steuern lassen.
Das Vollgeldkonzept beispielsweise sehe ich auch deshalb als völlig verkürzt an, weil es sich in seinem Reformbestreben nur auf die Notenbank stützt, den Staat als Akteur jedoch völlig ausklammert und die Staatsschuldenhysterie einfach identisch mitmacht, ohne den Staatshaushalt in den Kontext der Finanzierungssalden der gesamten Wirtschaft zu stellen (volkswirtschaftliche Gesamtrechnung). Zu letzerem siehe den sehr erhellenden Vortrag von Niko Kowall:
Staatsschulden: Übel oder Mythos? (verlinkt auf der Quellenseite des wiki):
https://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Quellen/sortiert_nach_person#Kowall.2C_Nikolaus
Was den Club of Rome und die Öko-Hysterie angeht - interessanterweise ist die in den 80er Jahren zeitgleich mit dem Neoliberalismus enstanden. Nach den studentischen linken Eskapaden wurden diese beiden Ideologien: Öko-Ideologie und Neoliberalismus - zum "neuen Realismus" der "geläuterten" 68er Generation.
Ich kann jetzt nicht näher darauf eingehen, aber ich sehe in der Öko-Hysterie einen ganz wesentlichen Teil des gegenwärtigen Weltbildes. Denn alternativloses Untergangsdenken paßt sehr gut zur Legitimierung der politisch über Neoliberalismus erzeugten "Sachzwänge" und läßt sinkende Wachstumsraten - jenseits jeglicher makroökonomischen Analyse - sogar als "positiv" erscheinen.
Meine Position dazu ist sicher sehr kontrovers - ist aber ein Thema, das ich erst später wieder aufgreifen kann.
Muß weg - Gruß´, Wolfgang
- [AG-GOuFP] Wie Griechenland "gesundgespart" wird, moneymind, 03.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Wie Griechenland "gesundgespart" wird, Rudi, 03.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Wie Griechenland "gesundgespart" wird, moneymind, 04.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Wie Griechenland "gesundgespart" wird, Rudi, 04.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Wie Griechenland "gesundgespart" wird, moneymind, 05.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Wie Griechenland "gesundgespart" wird, Rudi, 04.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Wie Griechenland "gesundgespart" wird, moneymind, 04.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Wie Griechenland "gesundgespart" wird, k-nut, 03.06.2014
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- Re: [AG-GOuFP] Wie Griechenland "gesundgespart" wird, Marco Schmidt, 05.06.2014
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- Re: [AG-GOuFP] Wie Griechenland "gesundgespart" wird, Marco Schmidt, 05.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Wie Griechenland "gesundgespart" wird, moneymind, 06.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Wie Griechenland "gesundgespart" wird, Marco Schmidt, 05.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Lernwiderstand der Eliten, was: Wie Griechenland "gesundgespart" wird, moneymind, 05.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Wie Griechenland "gesundgespart" wird, moneymind, 05.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Wie Griechenland "gesundgespart" wird, Marco Schmidt, 05.06.2014
- Re: [AG-GOuFP] Wie Griechenland "gesundgespart" wird, moneymind, 04.06.2014
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