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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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Re: [AG-GOuFP] Artikel bei Telepolis über das dritte Rettungspaket für Griechenland
Chronologisch Thread
- From: Keox <piratkeox AT googlemail.com>
- To: Jürgen Niccum <j.niccum AT me.com>
- Cc: AG-GOuFP <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Artikel bei Telepolis über das dritte Rettungspaket für Griechenland
- Date: Tue, 25 Sep 2012 06:49:55 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo,
Am 24.09.2012 12:36, schrieb Jürgen Niccum:
Ahoi Keox,kiers i
ich hab's mal rauskopiert:
Wie Geldmengen auf einem Geldmarkt die Preise steuern sollen
Am Anfang war das Münzgeld aus Gold und Silber und die Münzen hatten genau
den Wert des in ihnen enthaltenen Edelmetalls. Das Bezahlen mit diesen Münzen
war darum auch ein Problem, weil sie auf eine Goldwaage gelegt und geprüft
werden mussten und nicht selten abgegriffen oder sonst im Wert gemindert
waren. Das große Geschäft der ersten Bankiers war nicht der Geldverleih auf
Zins, sondern der Münzwechsel mit entsprechenden Wertabschlägen und die
Gutschrift von Buchgeld für Münzen aus aller Herren Länder. Mit diesem
Buchgeld konnte ohne Abschlag und Wertverlust gezahlt werden und man konnte
Geld sogar versenden, ohne Räuber fürchten zu müssen; es war also besser als
Bargeld aus Edelmetall, solange die Bankiers ehrlich und solvent blieben.
Das Buchgeld der Bankiers konnte auch geliehen werden. Die Kredite hatten
dieselbe Wirkung wie das neue Gold und Silber aus den eroberten Kolonien: Die
Wirtschaft florierte durch zusätzliches Geld aus den vergebenen Krediten, die
Löhne und sonstigen Einkommen stiegen mit der Beschäftigung, aber die Güter
wurden immer teurer. Sogar wenn die Bankiers ganz rechtschaffen und ehrbar
Kredite nur an kreditwürdige Kunden gegen entsprechende Sicherheiten und
Pfänder vergaben, das von ihnen geschöpfte Buchgeld und die ausgestellten
Geldzettel also gut besichert und keinesfalls wertlos oder gar betrügerisch
waren, kam es für die Bankiers zu einem Problem: Die blühende Konjunktur, die
sie mit ihrer Kreditvergabe ermöglicht hatten, führte zu steigenden Preisen
und damit zu Defiziten in der Handelsbilanz mit dem Ausland. Ein Defizit im
Außenhandel musste mit dem Export von Edelmetall beglichen werden, so dass
die Bankiers ihre Kundeneinlagen an Edelmetall an das Ausland verloren.
Schnell entdeckten die Bankiers, dass sich mit jeder Einschränkung der
Kredite die Ökonomie in eine Krise stürzen ließ, so dass die Preise wie die
Löhne wieder sanken, das Defizit in der Handelsbilanz zu einem Überschuss
wurde und damit das Edelmetall wieder zu ihnen zurück floss. Mit jeder Krise
waren sogar wertvolle Güter und Firmenanteile spottbillig zu haben und
lästige Konkurrenten konnten in den Bankrott getrieben werden. Die Bankiers
mussten also die Kredite immer wieder einschränken und verlegten sich daher
auf kurzfristige Kredite wie den Wechseldiskont, weil sich jeder Kunde sein
Geld von den Bankiers zu jeder Zeit in Gold auszahlen lassen konnte. Während
bei zu vielen langlaufenden Krediten das Gold der Bankiers nicht mehr für
alle Ansprüche ihrer Kunden gereicht hätte, konnte mit dem Wechseldiskont
schnell auf einen drohenden Bankrun der Kunden reagiert werden. Sobald das
Edelmetall von den Banken abfloss und eine Knappheit zu befürchten war,
reduzierten die Ban
hre Kredite, erhöhten die Zinsen und stellten den Wechseldiskont ein, wodurch
immer wieder Handelskrisen ausgelöst wurden. Ohne erneuerten Kredit von den
Bankiers mussten die Kunden für anfallende Zahlungen ihr Edelmetall zu den
Banken zur Gutschrift für den Zahlungsempfänger bringen, anstatt wie sonst
üblich diskontierbare Wechsel auszustellen oder einen Kredit aufzunehmen, so
dass die Goldreserven der Bankiers wieder rasch stiegen.
Die Klassiker und Neoklassiker haben diese historischen Erfahrungen mit den
von den Banken ausgelösten Absatzkrisen ignoriert und behaupten einfach, dass
sich mit der „Geldmenge“ in einer Ökonomie lediglich die Preise ändern
würden, ohne Auswirkungen auf die Konjunktur und den Umfang der Produktion.
Diesen Zusammenhang soll der für den VWL-Modellbau erfundene „Geldmarkt“
darstellen, auf dem die Notenbanken angeblich diese „Geldmenge“ steuern und
damit die Inflation kontrollieren sollen. Dass durch restriktive
Kreditvergabe Krisen und Deflation ausgelöst werden und eine expansive
Geldpolitik die Konjunktur belebt, muss die VWL sogar ausdrücklich leugnen
und bestreiten.
Die Formel für den angeblichen Zusammenhang von Geldmenge und Preisniveau
lautet nach derQuantitätsgleichung von Irving Fisher:
Geldmenge x Umlaufgeschwindigkeit = Preisniveau x reales BIP
G x V = P x Y
Die sogenannte Umlaufgeschwindigkeit ist weder zu messen noch nach anderen
Verfahren zu bestimmen, außer dass man sie gerade passend zu der „Geldmenge“
in der oben angegebenen Formel aus dieser berechnet. Wie die „Geldmenge“ für
den Zahlungsverkehr korrekt definiert wird, ist umstritten und lässt sich so
wenig an der Realität überprüfen wie deren „Umlaufgeschwindigkeit“; nur dass
eben das V immer passend zu G berechnet werden muss. Die Quantitätsgleichung
ist daher empirisch nicht zu überprüfen, mit den passend ausgerechneten
Größen immer „richtig“ und grundsätzlich nicht falsifizierbar.
Der sogenannte Geldmarkt wird wie üblich als Diagramm dargestellt. Die
Geldnachfrage steigt mit Y und mit dem Preisniveau, also mit dem Produkt PxY,
während das Geldangebot einfach durch die Notenbank bestimmt ist. Weil das
Geld auf die reale Größe Y keinen Einfluss haben soll, kann das Diagramm auf
eine waagrechte Geldmengenachse und eine senkrechte Preisachse beschränkt
werden. Dort schneidet dann eine von links unten (niedrige Geldmenge und
Preise) nach rechts oben (hohe Geldmenge und Preise) steigende
Nachfragegerade die irgendwo senkrecht auf der Geldmengenachse stehende
Angebotsgerade. Das alles natürlich nur auf dem Papier oder an der Wand. Eine
Geldhortung ist von Klassikern und Neoklassikern unter keinen Umständen
vorgesehen, daher steigen die Preise genau mit der Menge des Geldes,
jedenfalls in der Theorie.
Mit der Annahme, dass die Umlaufgeschwindigkeit unverändert bliebe, behaupten
die VWL-Professoren einen kausalen Zusammenhang zwischen „Geldmengen“ und
Preisniveau, dass nämlich Inflation die Folge einer von der Notenbank
fahrlässig zu sehr vermehrten Geldmenge wäre und ganz einfach mit einer
richtigen „Geldmengensteuerung“ zu verhindern wäre. Das ist
selbstverständlich alles reinster Stuss.
und jetzt denk doch mal selbst nach. Waldner behauptet, dass das Preisniveau nicht steigen würde, wenn die ZB 1.000 Mrd. € erzeugen und an alle Bürger gleichmäßig verteilen würde.
Das ist einfach nur schwachsinnig.
Gruß Keox
Darauf werden wir unten im Zusammenhang mit dem Monetarismus näher eingehen.
Hier ist nur noch wichtig, dass der „Geldmarkt“ in vielen Darstellungen des
neoklassischen Gesamtmodells über den Arbeitsmarkt an die übrigen Märkte
angebunden wird, um eine höhere Komplexität dieses Gesamtmodells
vorzugaukeln. Auf dem Arbeitsmarkt ist dabei der Nominallohn angegeben, der
dann erst mit dem auf dem Geldmarkt von der Geldmenge bestimmten Preisniveau
zum Reallohn wird. Eigentlich ist aber nach den neoklassischen Vorstellungen
der Reallohn die auf dem Arbeitsmarkt verhandelte Größe und ein Nominallohn
kommt dabei in der Modellvorstellung nicht vor.
Der Geldmarkt steht nach den Annahmen der Neoklassiker nicht in kausaler
Verbindung zum Gütermarkt oder Arbeitsmarkt (auch nicht zum Kapitalmarkt),
womit das Gesamtmodell sehr unterkomplex wird.
Gruß Jürgen
Am 16.09.2012 um 13:11 schrieb Keox <piratkeox AT googlemail.com>:
Hallo,
Am 16.09.2012 04:38, schrieb Jürgen Niccum:
Ahoi,
passend zu diesem Thread hat Jörg Buschbeck bei den Geldsystempiraten auf
folgenden Text hingewiesen:
http://www.wolfgang-waldner.com/volkswirtschaftslehre/
Dort wird die Absurdität und Nichtwissenschaftlichkeit der VWL wunderbar und
verständlich dargelegt. Auch der Unsinn von Inflation durch eine höhere
Geldmenge.
in welchen Teil widerlegt er denn Deiner Meinung nach "den Unsinn von Inflation
durch eine höhere Geldmenge"? Bist Du wirklich davon überzeugt, dass eine höhere
Geldmenge keinen Einfluss auf die Preise hat?
Gruß Keox
Beim Lesen hab ich viel gelacht ;-)
Gruß Jürgen
Am 15.09.2012 um 21:35 schrieb alex AT twister11.de:
2012/9/15 Keox <piratkeox AT googlemail.com>
Hallo,
Am 15.09.2012 20:57, schrieb alex AT twister11.de:
2012/9/15 Keox <piratkeox AT googlemail.com>
dann hast Du ja alle Probleme gelöst. Lassen wir die ZB einfach jeden
Monat für jeden Bürger 10.000 € schöpfen. Dann muss endlich niemand mehr
arbeiten gehen. Die Brötchen vom Bäcker importieren wir dann aus China.
Naja, so war es nicht gemeint. Überhauptkein Problem ist damit gelöst :-)
Wenn allerdings die ZB jeden Monat 10.000 € schöpfen würde für jeden
Bürger, wäre das in der Tat ein guter Schritt.
Nur ist dieser Betrag zu hoch, denn dieser Betrag multipliziert mit der
Anzahl der Bürger in der EURO-Zone ist viel zu hoch und hätte extreme
Auswirkungen auf die Inflation der durch die allgegenwertige deflationäre
Tendenz nicht kompensiert werden könnte.
auf einmal führt die grenzenlose Geldschöpfung doch zu Inflation.
Es ist vollkommen in Ordnung, wenn die ZB soviel neues Geld schöpft und dem
Staat schenkt, dass keine Inflation entsteht. Aber das wäre umgerechnet auf
jeden nicht viel. Vielleicht 120 € pro Monat. Mehr ist einfach nicht drinn
Naja, alles was ich sagen wollte, das es kaum abhängig von der Politik der
Geldschöpfung ist ob es Inflation gibt oder nicht.
Die Fremdvermögenshalter sind diejenigen die seit langem die alleinige Macht
darüber haben zu entscheiden ob es Inflation geben soll oder nicht.
Alles was die ständige Geldmengenausweitung bewirkt ist Deflation verhindern und sie passt
sich an das "Spar- & Hortungsverhalten" der Marktteilnehmer an.
...also ich wollte das Wort nicht mehr benutzen, deshalb sag ich präziser
"Fremdvermögenshaltung".
Wenn die Fremdvermögenshaltung sich auflöst oder entscheidet in der normalen
Wirtschaft in großem Stil einzukaufen, dann wird es spannend.
Dann muss die Neuverschuldung auf 0 gesenkt werden und die Ausgaben müssten
MASSIVST besteuert werden und Schuldentilgung kann beginnen.
...theoretisch...
Gruß Keox
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- Re: [AG-GOuFP] Artikel bei Telepolis über das dritte Rettungspaket für Griechenland, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Artikel bei Telepolis über das dritte Rettungspaket für Griechenland, alex, 15.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Artikel bei Telepolis über das dritte Rettungspaket für Griechenland, Keox, 15.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Artikel bei Telepolis über das dritte Rettungspaket für Griechenland, alex, 15.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Artikel bei Telepolis über das dritte Rettungspaket für Griechenland, Jürgen Niccum, 16.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Artikel bei Telepolis über das dritte Rettungspaket für Griechenland, alex, 16.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Artikel bei Telepolis über das dritte Rettungspaket für Griechenland, Keox, 16.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] Artikel bei Telepolis über das dritte Rettungspaket für Griechenland, Patrik Pekrul, 16.09.2012
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- Re: [AG-GOuFP] Artikel bei Telepolis über das dritte Rettungspaket für Griechenland, Jürgen Niccum, 15.09.2012
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