ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
- To: Oliver <piraten AT olivere.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL
- Date: Sat, 9 Jun 2012 15:52:12 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
> Der Staat selbst macht Dir einen dicken Strich durch Deine Rechnung. Der
> Staat versucht immer seine Bürger zu bestechen und dafür braucht er
> unbegrenzte Mittel. Die Geldmenge erhöht sich am Ende immer durch die
> Sozialsysteme und den Wunsch der Staaten sich ständig in Kriegen
> miteinander zu messen. Mit der Geldmenge müssen dann automatisch die
> Preise steigen. Die Geldmenge wird aufgrund politischer Motiven
> ausgedehnt. Es liegt im Wesen des Menschen, so zu handeln. Bismarck, der
> Gründungsvater unserer Sozialsysteme, machte daraus gar keinen Hehl, Zitat:
>
> „Mein Gedanke war, die arbeitenden Klassen zu gewinnen, oder soll ich
> sagen zu bestechen, den Staat als soziale Einrichtung anzusehen, die
> ihretwegen besteht und für ihr Wohl sorgen möchte“
>
> Und genau zu diesem Zweck besteht unser Fiatgeldsystem. Aber der Zahltag
> rückt täglich näher. Und nun noch viel Spaß bei der EM! Man gibt uns
> Brot und Spiele. :-)
Hallo Oliver,
ich gebe dir Recht, dass das von dir geschilderte Problem besteht; natürlich
handeln Politiker überwiegend politisch opportunistisch, und natürlich sind
sie daher verleitet sich Wählerstimmen über Staatsverschuldung zu erkaufen.
Interessanterweise schaffen sie sich durch die Verschuldung selbst du
Rechtfertigung für weitere Verschuldung. Jeder kann wohl erkennen, dass
Staatsverschuldung über den Schuldendienst zu einer Umverteilung von unten
nach oben führt; damit schafft der Staat aber eine wachsende
Ungleichverteilung, die es ihm (nachweislich erfolgreich) ermöglicht einen
sozialen Gegensatz zu konstruieren, zu dessen Bewältigung sich der Staat
natürlich verschulden muss, um zum Wohle der Armen zu intervenieren -
klassisches linker Dogmatismus.
Dieses Problem kann nur gelöst werden, indem es eine unabhängige Instanz
gibt, die die Geldschöpfung/Kreditvergabe an den Staat kontrolliert. Das
sollte mal die Zentralbank sein, nun eine sog. "Monetative" als vierte
Staatsgewalt. Obwohl ich dem Konzept im Grundsatz gutheiße, sehe ich das
größte Problem darin, diese Institution so zu konstruieren, dass sie ihre
Funktion TATSÄCHLICH erfüllen kann.
Ich vermute, du teilst diese Skepsis und befürwortest daher eine fixe
Geldmenge - in der Hoffnung, dass der Markt schon alles regeln wird; was
ebenfalls nichts als ein Dogma ist, weil von der Realität zig-fach widerlegt.
Auch die übliche Ausrede, dass das nur daran liege, dass es noch nie einen
wirklich freien Markt gegeben hat, verfängt nicht, denn wenn das der Grund
sein sollte, dann muss man wohl annehmen, dass es ihn wohl nie geben wird.
Sich also darauf zu verlassen, das ein Regelmechanismus schon alles ins Lot
bringen wird, der schlichtweg nicht existiert/existieren kann, ist nicht
grade zielführend.
Es gibt nunmal so etwas wie externe Effekte, die der Markt nicht regelt und
nie geregelt hat. Weiterhin gibt es zahlreiche Beispiele von Maßnahmen, die
zwar volkswirtschaftlich sinnvoll wären, aber privatwirtschaftlich nicht
rentabel, und die daher unterbleiben. Ist das sinnvoll? Nein!
Es braucht einen (markt-)unabhängigen Akteur, der sich um die negativen
externen Effekte kümmert, und diejenigen Investitionen und Tätigkeiten
umsetzt, die volkswirtschaftlich zu höheren Wohlstand führen. Dieser Akteur
ist der Staat. Heutzutage wird der Staat dadurch kurz gehalten, dass man ihm
die Mittel für sie volkswirtschaftlich sinnvollen Investitionen und
Tätigkeiten vorenthält, weil "kein Geld da ist" - was in einem
Fiatgeld-System der größte Schwachsinn überhaupt ist! Wenn aber private
Unternehmen (und nebenbei die größten Verfechter der "freien
Marktwirtschaft") in Geldnot geraten, dann muss der Staat selbstverständlich
ran... Schizophren!
Nein, der Staat muss Mittel bekommen, wenn er sie SINNVOLL einsetzen kann und
muss - es geht hier nicht um die oben erwähnte "Bestechung" der Wählerschaft.
Es gibt KEINEN rationalen Grund dem Staat hier Ketten anzulegen, wenn die
Ausgaben zum Wohler aller sind!
Wie kannst du begründen, dass in einer wachsenden Volkswirtschaft in dem die
Menge ALLER Güter stetig anwächst, ausgerechnet das Geld, welches
Schmierstoff der Wirtschaft ist, unbedingt konstant bleiben muss?
Du musst doch selbst erkennen, dass das nicht zielführend ist. Bei jeder
Maschine wächst der Ölbedarf mit zunehmender Leistung - und bei der
Wirtschaft ist es nicht anders. Steigt das BIP, muss die Geldmenge
mitsteigen, sonst muss die Umlaufgeschwindigkeit überproportional ansteigen,
was nichts anderes als mehr Transaktionen, also mehr Transaktionskosten
bedeuten würde.
Wem ist damit geholfen? Niemandem!
Die Lösung kann nur sein, dass die Geldmenge GEREGELT mit der
wirtschaftlichen Tätigkeit wachsen muss. Die spannende Frage ist: Wie muss
dieser Regler beschaffen sein?
"Gar kein Regler" ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht
die optimale Antwort.
Du kippst das Kind mit dem Bade aus.
- [AG-GOuFP] RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL, Alexander Barth, 05.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL, Pieter hogeveen, 05.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL, Oliver, 05.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL, Pieter hogeveen, 06.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL, Nicolai Haehnle, 08.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL, Oliver, 09.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL, Patrik Pekrul, 09.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL, Oliver, 09.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL, Oliver, 05.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL, Keox, 07.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL RAFFENDES KAPITAL, Pieter hogeveen, 05.06.2012
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