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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - [AG-GOuFP] Info zum S&P Workshop

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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[AG-GOuFP] Info zum S&P Workshop


Chronologisch Thread 
  • From: René Röderstein <rene.roederstein AT piratenpartei-nrw.de>
  • To: AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [AG-GOuFP] Info zum S&P Workshop
  • Date: Wed, 30 May 2012 18:06:47 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Ahoi,

gestern haben Rolf Müller und ich einen S&P Workshop in Berlin besucht, in dem S&P ihre Arbeitsweise vorstellen wollte und für Fragen und Diskussionen zum Thema Ratings zur Verfügung stand.
Von S&P Seite waren anwesend: Torsten Hinrichs, Moritz Kraemer, Tobias Mock und Markus Schmaus. Neben Rolf und mir waren verschiedene Ministerialbeamte vom Finanz- und vom Wirtschaftsministerium da, Vertreter einiger Bundestagsfraktionen und ein Vertreter von Attac.
Mein Eindruck ist, dass sich S&P um Transparenz bemüht. Sicherlich auch als Folge des öffentlichen Drucks, werden viele Details zur Rating-Methode und zu den Rating-Ergebnissen auf der Web-Seite veröffentlicht, was nicht immer der Fall gewesen ist. Einige unserer Nachfragen zu Details der Bewertungsverfahren, sollen noch per Mail beantwortet und uns weitere Unterlagen zur Verfügung gestellt werden. Für die, die es interessiert, leiten wir die Infos gerne weiter.
Zur Erstellung eines Ratings, zieht S&P verfügbare Quellen heran, die z.B. vom zu bewertenden Unternehmen / Staat stammen. D.H. es werden keine eigenen Daten erhoben und die Qualität des Ratings hängt von der Qualität der verfügbaren Daten ab. Bei zu schlechter Datenqualität (oder offensichtlich falschen Daten) verweigert S&P ein Rating, was aber bei einem EU Staat noch nicht vorgekommen ist. Das Rating selbst gibt dann die Einschätzung der Agentur wieder, wie die relative Wahrscheinlichkeit eines Kreditausfalls ist. Ausfall heißt, dass ein Kredit nicht zum vereinbarten Zeitpunkt in der vereinbarten Höhe zurückgezahlt wird. Relative Wahrscheinlichkeit heißt, dass z.B. die Ausfallwahrscheinlichkeit bei einem AAA Rating geringer ist, als bei einem AA Rating. Über die absolute Ausfallwahrscheinlichkeit wird damit keine Aussage getroffen.
Nicht so offen war man in Puncto Aufwand und Kosten für ein Rating: z.B. wieviel Personentage investiert S&P um einen Staat wie Griechenland zu bewerten und was wird dafür in Rechnung gestellt. Diese Fragen wollte man nicht beantworten.
Interessant war, dass Herr Hinrichs immer wieder betont hat, dass ein Rating nur eine Meinung ist, auf die man sich nicht alleine verlassen sollte. Demzufolge plädiert S&P auch dafür, die Rolle der Agenturen im Rahmen der Basel Gesetzgebung abzuschwächen und den Banken wieder mehr Eigenverantwortung bei der Kreditprüfung zu übertragen. S&P hätte sich schon bei der Erarbeitung der Basel II Richtlinien dagegen ausgesprochen, die Rolle der Agenturen durch Aufnahme in die Gesetzestexte zu sehr aufzuwerten. Vermutlich verzichtet S&P gerne auf etwas Einfluss, wenn sie dadurch weniger oft in die Schusslinie kommen.
Rolf und ich hatten im Vorfeld darüber gesprochen, dass die Anforderungen an Transparenz und demokratische Kontrolle mit dem Einfluss steigen muss, den eine Handlung oder eine Institution hat. Im Falle von Staatenratings ist der Einfluss sicherlich so groß, dass jede Berechnung und jede einzelne Annahme, die letztendlich zu einer Bewertung geführt haben, offengelegt werden müssen. Nach der aktuell gültigen Richtlinie können die Agenturen die Offenlegung von Teilen des Verfahren, die sie als Geschäftsgeheimnisse deklarieren, verweigern. Hier sollten wir ein Maximum an Transparenz fordern.

Gruß - René.




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