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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] F Re: Vermögenssteuer 100% nach Nicolai Hähnle

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] F Re: Vermögenssteuer 100% nach Nicolai Hähnle


Chronologisch Thread 
  • From: Bernhard Mosolf <Bemo AT mailwurm.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] F Re: Vermögenssteuer 100% nach Nicolai Hähnle
  • Date: Sun, 18 Mar 2012 05:21:22 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Ahoi Mario,

Am 17.03.2012 11:51, schrieb Enter-Mario:

in der DDR waren sowohl die Zinsen auf Guthaben sehr minimal (0,5%) - als
auch die Zinsen auf Darlehen (1,0%).

Mario, die Daten und somit die Fakten stimmen nicht! Ich habe auf meinem Sparbuch im Osten mehr Zinsen bekommen, waren es jetzt 3% oder 3,5, diss erinner ich nicht mehr, aber wenn mir mal wieder ein olles Sparbuch aus dem Osten unterkommt, dann sag ich es Dir, der Zins stand so was von fest, das es ins Buch gedruckt war, so jedenfalls meine Erinnerung.

Darlehenszinsen waren ebenfalls höher, vielleicht um 6% oder so, es gibt bestimmt noch Häuslebauer aus dem Osten, die es sehr genau sagen können, bei denen wurden dann ja die Schulden halbiert. Für Konsumgüter wurden so gut wie keine Kredite angeboten, dass war ein wesentlicher Unterschied. In der Mangelwirtschaft gab es keinen Bedarf zusätzlicher Kaufanreize, der Kram verkaufte sich auch so.

Die Grundkrankenversorgung war frei. Für Jeden.

Falsch! Der SV-Beitrag war 10% vom Einkommen, gekappt wurde bei 600 Mark Einkommen im Monat, wer aber mehr an Rente wollte, der konnte über die Grenze hinaus, also auf das gesamte Einkommen die 10% entrichten.


Ebenso der ÖPNV. Die Wohnungsmieten waren sehr niedrig
und entsprachen dem "Bauwert". Hieraus einer Zinsquote von maximal 1% - aus dem reinen
"Gebäudewert".

ÖPNV war auch nicht frei, aber eher lachhaft geringe Preise. Ein Fahrschein in Ostberlin kostete 20 Pfennige, und viele rühmten sich, wenn sie um genau diese 20 Pfennige beschissen hatten, also diese für sich einsparten und nicht zahlten.

Die Wohnungsmieten waren derart niedrig, dass die Instandhaltung nicht mehr gewährleistet war.


Am reinen "Grundstück" gab es KEIN Eigentum. Nur am Gebäude.
Grundstücksspekulation, von der hier sowohl die
Gesellschaft - als auch viel der Lobby in der "Politik" - "beherrscht" wird und aus der
sich einige der "Fehlverhalten"
der Banken und Sparkassen sowie der Kommunalpolitik herleiten, war
gesellschaftlich geächtet und verboten.

Geteilt, es gab sowohl als auch was die Eigentumsverhältnisse am Boden betraf.


Beim Einkommen zahlte man mind. 700 Ost-Mark - in der Regel waren es um die
900 Ost-Mark. Chefärzte bekamen
"wesentlich" höhere Einkommen, nämlich 1.500 Ost-Mark und mehr. Allerdings wurde das
"mehr" mit 90% versteuert.

Falsch! Es gab so ab 300 oder 350, da müsste ich jetzt alte SV-Bücher rauskramen, meine Frau hatte bis zum Ende der DDR ein eher mickriges Einkommen, keinesfalls die 700 Mark. Das mit der Steuer stimmt so auch nicht, ich weiß jetzt nicht wie es bei Chefärzten war, aber als ich aus dem Bereich der volkseigenen Betriebe in den Bereich der Landwirtschaft wechselte entfiel bei mir plötzlich die Lohnsteuer, obwohl ich (im Raum Berlin) 1800 M/Monat fest hatte, und noch manches an variablen Einkommen dann noch dazu kam, ebenfalls unversteuert.

Natürlich gab es keinerlei Studiengebühren und jeder Student hatte freies
Essen sowie ein mtl. Taschengeld von 100 Ost-Mark.
Nee.. für die Mensa wurde gezahlt, nicht viel, aber immerhin. Und wo Du das "Taschengeld" hernimmst weiß ich nicht, es gab aber Leistungsstipendien.

Dort "studierten" viele wirklich ihre "Berufungsfächer". Also weniger "was später viel
Geld bringt", sondern das was "man
gerne im Berufsleben arbeiten möchte".

Jetz wird es aber zu ulkig, studiert wurde, was der Staat meinte zu brauchen. Und was im Westen überlaufen und zum numerus clausus wurde, war es im Osten ebenfalls, der Zugang war beschränkt.

Irgendwo ZWISCHEN unserem heutigen Weg "West" und dem dortigen Weg "Ost" wird wohl die
"Wahrheit" liegen!

Falsch! Liegt mit Sicherheit nicht dazwischen, glaub es einem, der an dem 40jährigen Experiment 39 Jahre seines Lebens teilnehmen durfte.

Ich bin ein typischer "Wessi". Aber die Lebensängste habe ich im "Osten" als
"äußerst gering" erlebt.

Bei den Lebensängsten hast Du auf eine bestimmte Art, und die unterstelle ich jetzt mal, recht.

Alle meine "Freunde" im Dresdner Raum haben eine wesentlich höhere soziale Kompetenz
als die "Bekannten"
im Münchner Umfeld. Hier liegen schon ENTSCHEIDENDE und menschliche
Unterschiede!

Ach... ... also... ... es sind Menschen! Wie sehr sich die Menschen im Osten und im Westen gleichen konnte man unmittelbar und sofort zur Wende sehen. Die Ossis nahmen in einem unglaublichen Tempo Eigenschaften an, die früher vollkommen fremd waren.

Und konserviert wurde da bestimmt nichts. Jetzt, mehr als 20 Jahre später, verwischen solche Unterschiede, wenn es sie gab, mehr und mehr.

Und dann nicht vergessen, auf welchem Boden diese sozialen Kompetenzen wuchsen. Es war der Boden der Zwangsgemeinschaft!

Nee Mario, wenn der Osten zu was taugt, dann eben aufzuzeigen, wie es nicht geht.

Viel von dem, was Du meinst, zeigte wohl in die richtige Richtung, der Gedanke aber wurde stümperhaft umgesetzt, ökonomische Zwänge wurden ignoriert und dass das eine Diktatur war wird dann häufig bei solch verklärten Blicken völlig ausgeblendet.

Lese, wenn Du willst, nochmal bei Marx im Kapital nach. Insbesondere bei Grundrente I und Grundrente II, Differentialrente heißt es wohl auch.
Das schlimme war, dass die Herrschenden im Osten da ihren Marx leugneten, sie maßen z.B. dem Boden keinen Wert bei. Und so behandelten sie ihn auch! Die Umwelt wurde in einem unglaublichen Maß zerstört.

Wieder mehr als 2 cent

Bis denne...
Bernhard




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