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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Die Geldmenge und die Staatsverschuldung

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Die Geldmenge und die Staatsverschuldung


Chronologisch Thread 
  • From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
  • To: Bastiaan Zapf <bzapf AT online.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Die Geldmenge und die Staatsverschuldung
  • Date: Thu, 2 Feb 2012 22:46:16 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Guten Abend miteinander,

2012/2/2 Bastiaan Zapf <bzapf AT online.de>:
> Ich hatte auf dem Treffen (letzten Mittwoch war das, glaube ich) die
> anerkanntermaßen kühne Behauptung aufgestellt, die Staatsverschuldung
> spiele keine besondere Rolle bei der Geldschöpfung.

Rein empirisch betrachtet ist die Behauptung nicht so kühn. In der
Eurokrise ist die Staatsverschuldung euroweit massiv schneller
angestiegen als im Jahrzehnt davor. Die Geldmenge M3 ist dagegen
deutlich langsamer gewachsen bzw. zeitweise sogar geschrumpft. Die
Bewegung war also genau gegenläufig.

Das ist auch aus der theoretischen Perspektive wenig überraschend,
denn der private Sektor hat mit den erhöhten Netto-Überweisungen, die
von den Staaten gekommen sind, seine Kredite abgebaut.

Ist das jetzt eine reine Ausnahmesituation?

Da es über den Euro keine langen Datenreihen gibt (und außerdem die
Statistikseite der EZB nicht so praktisch ist) bin ich einmal zu FRED
gegangen, um die Wachstumsraten von M2 und Bundesschulden in den USA
gegenüber zu stellen - siehe Anhang. Zu finanziell ruhigeren Zeiten
(sprich: vor 50 Jahren ;-) ) haben sich die beiden noch ungefähr im
Gleichschritt bewegt, aber schon ca. zu Clinton's Zeiten gab es eine
deutliche Entkoppelung. (Eine amüsante Beobachtung am Rande ist, dass
deren Staatsschulden zuletzt unter Reagan so stark gestiegen sind,
aber das kann uns hier ja egal sein ;-) )

> 2. Durch die Mindestreserveregeln bewirkt jede zentralbankseitige
> Geldschöpfung (anscheinend so gut wie Zwangsläufig) ein vielfaches an
> Buchgeldschöpfung. Die Frage ist also schon irgendwie falsch gestellt.

Das ist so nicht richtig. Am Quantitative Easing in den USA hat man
phantastisch eindeutig gesehen, dass die Geldmengen M1 und M2 nicht an
die Größe der Geldbasis gekoppelt sind - zumindest nicht so, wie das
klassisch behauptet wird / wurde.

Um klar zu machen, wie dramatisch falsch die klassische Theorie ist,
habe ich einmal den Quotienten M2 / MB für die USA geplottet,
ebenfalls im Anhang zu finden. Wie du siehst ist dieser Multiplier
schon im normalen Betrieb alles andere konstant. Als die Fed dann
versucht hat, die statistische Korrelation für wirtschaftspolitische
Zwecke auszunutzen, ist die Relation völlig auseinander gebrochen.

Das ist ja auch logisch: es handelt sich um *Mindest*reserven. Der in
der klassischen VWL hergeleitete Money Multiplier ist nur eine obere
Schranke an den tatsächlichen Quotienten aus M2 und MB.

Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.

Attachment: fred-m2-usfeddebt.png
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Attachment: fred-money-multiplier.png
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