ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
Listenarchiv
- From: Christine Zander <christine.zander AT gmx.net>
- To: Mailingliste der AG Drogenpolitik <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [Drogenpolitik] Endspurt beim Zukunftsdialog!
- Date: Fri, 13 Apr 2012 00:27:01 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
- List-id: Mailingliste der AG Drogenpolitik <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
Hallo Guido, Hallo Karl-Micha,
ich kann es mir doch genauso wenig erklären. Ich hatte mit einem anderen Feedback gerechnet. Als Laie denke ich natürlich sofort, dass eine Pflanze als Ursprung doch einen Unterschied macht. Aber das mag falsch und ein Vorurteil sein.
Es geht auch nicht um den "Kick". Das sind oft Leute, die sich schon lange damit abgefunden haben, keinen Kick mehr zu haben – aber jeder möchte eine psychische Befriedigung (Streckmittel mögen vielleicht manchmal kicken – sie befriedigen jedoch nicht die Psyche). Soweit ich durch Fragen herausgefunden habe geht es um diese psychische Befriedigung (die bei Diamorphim am Anfang auch vorhanden ist, aber nach regelmäßigem Gebrauch immer weniger wird – und (was mich persönlich sehr gewundert hat) die schmerzstillende Wirkung. Ich habe z.B. mit jemandem gesprochen, der Heroin auch genommen hat um seine Schmerzen im Knie zu lindern, die schmerzstillende Wirkung ist seiner Aussage nach mit Diamorphin reduziert. Er nimmt zusätzlich gegen die Schmerzen andere Tabletten, die er früher nicht benötigte. Ehrlich – diese Aussagen haben mich selbst sehr gewundert. Und es handelt sich um Leute die einige Jahre konsumieren und von "früher"gutes – d.h. weniger gestrecktes (50 bis 70%) Heroin kennen – und selbst total unzufrieden mit Streckmitteln sind.
Ich hatte von Konsumenten schon oft gehört, dass Heroin nicht dasselbe wie Diamorphin wäre, hatte es selbst nur nie so ernst genommen, da niemand von ihnen im Diamorphinprogramm war – Jetzt habe ich Aussagen von Leuten, die konkret im Diamorphinprogramm sind – und die sind leider ähnlich. Wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir das ernst nehmen. Alle sind natürlich schon echt froh überhaupt im Diamorphinprogramm zu sein, da es immer noch besser ist, als die gängigen Ersatzmittel wie Methadon. Aber die Aussage von allen ist: es ist nicht gleichzusetzen mit Heroin.
In den nächsten Tagen habe ich endlich ein Gespräch mit einem Substitutionsarzt, den ich u.a. zu diesem Thema befragen will. Ich versuche auch noch Antworten von Chemikern oder anderen Experten zu recherchieren oder erfragen (bin jedoch skeptisch,ob wir hier eine befriedigende Antwort bekommen – wenn man sich rein auf die wissenschaftlichen Fakten stützt ist es ja gleich).
Vielleicht lohnt es sich, sich mit der Frage zu befassen, warum für diese Programme überhaupt das synthetische Diamorphin benutzt wird. Ich kann mich erinnern, als die Idee dieser Programme in der Diskussion war, hat sich Bayer total dagegen gesperrt Heroin auf dem klassischen Weg herzustellen.
Ich stehe natürlich nach wie vor hinter unseren Forderungen für NRW – es ist halt eine Politik der kleinen Schritte und wir stehen erst am Anfang.
LG, Christine
Am 12.04.2012 um 17:47 schrieb Guido Weyers:
Hallo Christiane,
das müßtest du mir mal genauer erklären. Wenn eine Substanz chemisch gleich ist, dann muß sie faktisch auch gleich wirken, vorausgesetzt sie ist entsprechend rein.
Das Heroin auf dem Schwarzmarkt wird natürlich auch in chemischen Labors über das Rohopium zum Heroin synthetisiert. Heroin ist also auch pure Chemie. Da gibt es überhaupt keinen Unterschied.
Um es noch genauer zu beschreiben hier ein Auszug aus der Wikipedia zur Herstellung von Heroin.
Heroin wird halbsynthetisch hergestellt, Ausgangssubstanz ist dabei das Morphin <http://de.wikipedia.org/wiki/Morphin>. Gewonnen wird Morphin als Extraktion <http://de.wikipedia.org/wiki/Extraktion_%28Verfahrenstechnik%29#Anwendung > aus Rohopium <http://de.wikipedia.org/wiki/Rohopium>, dem getrockneten Milchsaft des Schlafmohns <http://de.wikipedia.org/wiki/Schlafmohn > /(Papaver somniferum)/. Zur Herstellung von Heroin wird Morphin an den beiden Hydroxyl <http://de.wikipedia.org/wiki/Hydroxy>-Gruppen mittels Essigsäureanhydrid <http://de.wikipedia.org/wiki/Essigs%C3%A4ureanhydrid > (=Acetanhydrid) oder Essigsäurechlorid <http://de.wikipedia.org/wiki/Acetylchlorid > acetyliert. Als Nebenprodukt kann monoacetyliertes Morphin entstehen (z. B. 6-MAM <http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=6-Monoacetylmorphin&action=edit&redlink=1 >). Reines Heroin ist sowohl als Base <http://de.wikipedia.org/wiki/Basen_%28Chemie%29 > als auch als Hydrochlorid <http://de.wikipedia.org/wiki/ Hydrochlorid>-Salz ein farbloser kristalliner Feststoff.^[5] <http://de.wikipedia.org/wiki/Heroin#cite_note-4 >
Ich frage mich jetzt genau wo der Unterschied liegen soll, ob das Heroin in einem Pharmaunternehmen oder in einem Untergrundchemielabor hergestellt ist. Ich bezweifle, das es da einen Unterschied gibt. Im Pharmaunternehmen müßte es wohlmöglich noch reiner sein.
Ich kann mir die subjektiv unterschiedliche Wirkungsweise auch nur mit subjeketiven, individuellen Gründen erklären oder das Straßenheroin ist, wie hier so häufig diskutiert mit noch allen möglichen anderen Drogen und Zusätzen gestreckt.
Eines ist jedenfalls klar. Heroin = Echtstoffe = Diamorphin
Gruß,
Guido
Am 12.04.2012 16:56, schrieb Christine Zander:
Diamorphin mag chemisch gleich aussehen – es wird jedoch rein synthetisch hergestellt. Wenn ich vom Echtstoff spreche meine ich Heroin mit der pflanzlichen Substanz Schlafmohn. Ich weiss, Ärzte und Wissenschaftler sehen es als gleichwertig an. Aber wenn ich mit Konsumenten spreche – insbesondere mit Leuten, die Diamorphin bekommen – erzählen die mir etwas anderes. Alle sind natürlich froh überhaupt Diamorphin zu bekommen – aber es wirkt für sie immer noch wie ein Heroin-Ersatzmittel und nicht gleichwertig. Aber es ist auf jeden Fall sehr viel besser als Methadon. Warum in diesem Fall nicht den Konsumenten glauben.
Die kennen sich damit am besten aus.
LG, Christine
Am 12.04.2012 um 14:29 schrieb Maximilian Plenert:
Am 12.04.2012 13:52, schrieb Christine Zander:
Kann ich auch unterstützen. Aber Diamorphin ist kein Allheilmittel – es ist ein
Anfang! Langfristig sehe ich die nur Echtstoffabgabe (besonders nach Gesprächen
mit Leuten, die am Diamorphinprogramm teilnehmen) als akzeptable Lösung – die
obendrein viel günstiger ist. Vor allem müssen Hürden fallen und Ärzte
Diamorphin und Heroin verschreiben dürfen.
Diamorphin IST Heroin...
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"Abstinenz als subjektive Entscheidung eines Menschen ist zu respektieren, auch
als Gruppenentscheidung etwa einer Religionsgemeinschaft. Als gesellschaftliche
Zielvorstellung aber ist Abstinenz Ausdruck einer totalitären Phantasie." -
Günther Amendt
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Maximilian Plenert, wissenschaftlicher Mitarbeiter
Rykestraße 13 in 10405 Berlin
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