Re: [AG-Drogen] Berliner suchen NRW-Piraten zur Vertretung ihrer Programmarbeit

["Dirk H." <the.moonopool AT googlemail.com>]

Danke, Glöckchen, für den piratigen Weckruf.
Und danke, Spiff, für Deine sachliche und ausführliche Antwort!



Folgendes entnehme ich der bisherigen Diskussion:
i. IG-S: Das vorgeschlagene Wahlprogramm aus den Reihen der AG-D
bleibt hinter den durch das Parteiprogramm gedeckten Aussagen zurück.
ii. NRW-Piraten in der AG-D: Ein "Umkrempeln" des vorhanden Programms
ist keine gute Idee. Evolutionäre Weiterentwicklung ist gefragt.
iii. Michael: Ich habe ein Problem mit der Vorgehensweise, nicht das
offene Gespräch zu suchen, sondern einen Antrag für NRW über einen
Strohmann, pardon, eine Strohfrau vorlegen lassen.
iv. Benjamin: Pluralität der Meinungen ist ein hohes Gut, der
Parteitag möge entscheiden.

Um es rundweg zu sagen: Ich stimme allen vier Aussagen zu.
Da die Konsensoption offensichtlich ist, nehme ich bis hierher das Popcorn ;-)



Allerdings habe ich noch ein paar grundsätzliche inhaltliche Probleme,
sowohl mit dem suchtpolitischen Abschnitt im Grundsatzprogramm (G),
als auch mit dem aktuellen Vorschlag (P), die bisher noch nicht
angesprochen wurden. Eigentlich wollte ich mit das für's Mumble
aufheben, aber wenn wir halt keine persönliche Interaktion
hinbekommen, dann eben jetzt und hier:

1. Fakten, Fakten, Fakten...

Die Dinge werden nicht beim Namen genannt!

In (G)1,2,3 ist von "Genussmitteln" die Rede. Ich verstehe unter
Genussmitteln vornehmlich Alkohol, Zigaretten, meinetwegen Cannabis,
vielleicht Kokablätter und Pilze. Was versteht (G) darunter? In (G)4
dann plötzlich "Spritzen." Heroin als Genußmittel? Krokodil? Ist
jeweils die Reinsubstanz gemeint oder die (verschmutzte)
Straßenvariante?

(P) spricht dann, nicht wirklich im Einklang mit (G), von "Drogen" und
"Rauschmitteln", aber auch hier wieder ohne klar zu benennen, um
welche Substanzen es eigentlich geht.

In beiden Fällen fehlt mir die klare Einbeziehung von Alkohol und
Zigaretten, ebenso wie die Abgrenzung chemischer Drogen, besonders von
gezielt suchterzeugenden Substanzen, von "Genussmitteln".

Der stoffbezogene Ansatz der AG-D hat dieses Problem naturgemäß nicht.

2. ...und an die Leser denken!

Weiterhin bin ich der Meinung, gerade ein Wahlprogramm sollte die
Leser dort abholen, wo sie stehen. Und damit gleichzeitig einen
Beitrag zu differenzierter und aufgeklärter Sichtweise leisten. Es den
Vorurteilen des Lesers zu überlassen, welche Substanzen gemeint sein
könnten, holt diesen nicht nur nicht ab, sondern eröffnet auch einiger
wohlgesonnenen Medien die Möglichkeit, undifferenzierte
Pauschalaussagen zu kolportieren, derer wir uns dann programmatisch
nicht einmal erwehren könnten.

Zudem sehe ich das "mit der Tür ins Haus fallen" der IG-S
Argumentation kritisch. So gerechtfertigt die Aussagen sind: sie
schrecken wohl viele Leser eher ab, als sie einzuladen, sich mit der
Thematik zu beschäftigen und ihre Vorurteile zu hinterfragen. (P)
macht durch das Voranstellen der Präventionsaussage gegenüber (G) da
schon einen ersten Schritt, aber das geht besser.

Die in (P) eher nachrangig und unkonkret genannten Aspekte
"Verschmutzung" und "Kriminalität" haben mich persönlich (als zuvor
eher Unengagierten in diesem Themenfald) sehr gut abgeholt und
verdienen daher meiner Ansicht nach eine prominentere Platzierung,
gerade im Wahlprogramm.

Daher unterstütze ich den Aufbau "Problem - Forderung" des AG-D Vorschlages.

3. Kleinkram

Darüber hinaus wäre mir die sehr globale Einordnung des IG-S
Vorschlages in die spezielle Situation NRW zu wenig. Hier finde ich
die Lokalisierung des AG-D-Vorschlages besser gelungen (Bezug auf
e-Zig, NL, Anspielung auf aktuelle Ereignisse (Hells Angels), lokale
Produktionskette usw.). Dennoch möchte ich anregen, die
Modellhaftigkeit von NRW als Flächenland UND Metropolregion in den
Vorschlag der AG-D mit aufzunehmen.

Aussagen wie "Die ersten Schritte dieses Weges können UND WERDEN wir
in der kommenden Legislaturperiode gehen", "Wir WERDEN deshalb einen
Modellversuch zur legalen Eigenversorgung mit Cannabisprodukten
starten" sind für ein Wahlprogramm der Piraten zum jetzigen Zeitpunkt
unangemessen. So leid es mir tut: Die Piraten, die jetzt hoffentlich
in den Landtag gewählt werden, WERDEN aller Wahrscheinlichkeit nix
dergleichen tun. Sie können, bisher!, nur anregen, fordern, sich
einsetzen. Ich wünsche mir daher auch in einem eventuell vorgelegten
Alternativvorschlag der IG-S eine "Abrüstung" solcher zu vollmundiger
Aussagen, an denen sich die Piraten in NRW nicht messen kassen können.

Umgekehrt rege ich an, den AG-D-Vorschlag nochmal unter dem Aspekt i.
von ganz oben anzuschauen und um einen weiteren, zukunftsweisenden
aber allgemein gehalteten, Absatz zu erweitern.

Grüße,
Dirk
@moonopool