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ag-drogen - Re: [AG-Drogen] Die Antwort von Bundeskanzlerin Merkel

ag-drogen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-Drogen] Die Antwort von Bundeskanzlerin Merkel


Chronologisch Thread 
  • From: Marcel Mayer <marcel_mayer AT t-online.de>
  • To: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Drogen] Die Antwort von Bundeskanzlerin Merkel
  • Date: Fri, 25 Nov 2011 12:13:02 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
  • List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>

Hallo Christoph,

Danke für deine Antwort. Ja freut mich zu hören, dass eine solche Aktion bereits geplant wird.
Auf lokaler bzw. regionaler Ebene kann das aber nur der erste Schritt sein. Subjektiv gefühlt und aus einiger räumlicher Distanz betrachtet, sind die Berliner in dieser Hinsicht weniger verklemmt und haben vielleicht weniger Bedenken, als das auf ländlich geprägte Gebiete zutrifft, korrigiert mich, wenn ich falsch liege. Gestern etwa kam auf dem Berliner Radiosender Fritz eine Diskussion über Cannabis. Anlass war das Interview von Frau Merkel und die Anfrage durch den DHV.

Ich habe aus der Sendung, wo Anrufer ihre Meinung sagen konnten, wieder eine Bestätigung gefunden, dass das Thema gesellschaftsfähig sein könnte. Pauschal würde ich sagen lag die Quote bei 60 % die für eine Legalisierung sind, dass waren allerdings größtenteils Jugendliche oder junge Erwachsene, die sich äußerten. Ich glaube aber das sich das nicht auf den Rest von Deutschland ohne weiteres übertragen lässt.

Ich lebe beispielsweise in einem Dorf und drum herum sind noch mehr Dörfer, das heißt bis hier mal die bundesweiten Trends bei den Bürgern ankommen, sind sie im Rest der Republik oder in den Metropolen längst gang und gäbe. Von der Haltung ist man hier konservativer. Dank Internet ist das Land-Stadt-Gefälle in vielen Lebensbereichen zwar nahezu aufgelöst, aber an den Rändern ist es noch vorhanden und die Drogenpolitik - auch wenn in und zwischen den Parteien heiß gestritten wird - ist in meinen Augen ein solches Randthema, dass von der Regierung und auch deren Vorgängerregierungen, lieber tabuisiert und instrumentalisiert wird und wurde, als dass nach einem gehbaren Weg gesucht wird. Denn gerade die Tabuisierung soll ja eine unverkrampfte (politische) Auseinandersetzung verhindern. Von daher kann man noch so viele Petitionen in den Bundestag einbringen, es bewegt nicht viel, solange das Thema nicht aktiv in der Gesellschaft diskutiert wird und in den Köpfen verankert ist, sondern nur von einer kleinen Gruppe, wie etwa den drogenpolitischen Arbeitsgemeinschaften angegangen wird.

Daher müsste man wie gesagt diese Berliner Aktion bundesweit ausweiten.

Bitte mich jetzt nicht falsch verstehen, ich meine damit nicht, dass die derzeitigen Handlungsweisen alle falsch sind, das wäre nur eine Schelte und würde die vielen Stunden, Tage, Wochen oder gar Jahre der organisierten Befürworter nur diskreditieren. Falsch wäre einzig, wenn man nichts tun würde. Vielmehr möchte ich damit zum Ausdruck bringen, dass das Thema noch breiter gestreut werden muss, vor allem muss es in den Massenmedien wie z.B. in politischen Talkrunden auftauchen und nicht nur in reißerischen pseudo Reportagen. Die Zeichen der Zeit stehen dahingehend gar nicht so schlecht.

Erst dann wird sich vielleicht auch etwas wie in den deinem Fall Christoph, an der Verfolgung der Konsumenten etwas ändern. Die Strategie mit „Kanonen auf Spatzen“ schießen ist dennoch nicht aufgegangen. Im Gegenteil die staatliche Reaktion auf das Thema zeigt, wie die politischen Entscheidungsträger am Ende Ihrer Möglichkeiten angelangt sind bzw. außer an Repression und Einschüchterung nie, an was anderes dachten.

Gleichzeitig ziehe ich vor Dir den Hut, dass Du dich trotz einer langen Odyssee nicht unterkriegen, lassen hast und das trotz Schmerzen und Freiheitsentzug - Respekt!


Viele Grüße
Marcel

 
Am 25.11.2011 10:38, schrieb Christoph Rossner:

Hallo Marcel,

 

genau diesen Vorschlag habe ich auch schon vor ca einer Woche gemacht und Max hat gemeint die

Grünen Linken und Piraten in Berlin befinden sich auf so einem Weg. Ist das noch so Max? Oder

haben Parteiinterne Interessen da wieder etwas ausgebremst, was war da für ein Treffen bei Herrn Tempe?

 

Aber ich sehe es auch so, bin seit über 25 Jahren Aktiv, war deshalb schon im Gefängnis, auf „Zwangstherapie“

hatte Hausdurchsuchungen, wurde wegen verdacht auf Bildung linksradikaler Zellen vom BKA, LKA und dem Auswärtigen Amt

überwacht worden und nur weil ich mich lautstark in der Öffentlichkeit für eine Legalisierung von Hanf ausgesprochen habe bzw aktiv an seiner

Verteilung beteiligt war. Ich hatte schon Pistolen, von Polizisten gehalten am Kopf obwohl ich absoluter Pazifist bin.

.
Mal kurz zu mir, ich bin 41, verheiratet und Geschäftsführer eines
kleinen Famielienbetriebs.Ich bin Mitglid des IACM und des VFD und in der Piratenpartei AG Drogen Bayern.
Vor über 23 Jahren hatte ich, während meiner
Ausbildung zum Industriemechaniker einen Arbeitsunfall, bei dem mir ein
aus  4 m Höhe fallender, Stahlträger auf meine Schulter krachte. Die Folgen waren ein
gefühlloser Arm, der aber zum Glück nach einem halben Jahr wieder funktionsfähig wurde und ein
 Tinnitus der leider bis heute vor sich hin pfeift. Nach fünf problemfreien Jahren, begann sich zu den
Tinnitus-Attacken ein stechender, die Schulter, den Nacken bis über die linke Gesichtshälfte laufender Schmerz,
zu gesellen. Anfangs tauchte dieses Phänomen nicht zyklisch auf, ein zweimal im Jahr. Doch die Häufigkeit,
wie auch die Dauer der "Schmerzanfälle" begann sich zu steigern.

Die Schmerzmittel, muskelrelaxierende Präperate brauch ich nicht aufzählen, nur so viel keines half und wenn dann
waren die Nebenwirkungen inakzeptabel, genauso wie eine gewisse körperliche Abhängikeit die der Langzeitkonsum
hervorrufen kann. So bin ich wie viele hier zu Cannabis gekommen, das brachte mir dann eine Haftstrafe und einen
Drogenterapiehaufenthalt .Nach meiner Entlassung wollte ich auf legalem Weg, das einzig für mich wirksamen Medikament Cannabis durch Dronabinol erstzen. Da ich aber eine 4 jährige Bewährung nach meiner Haftzeit bekommen hatte, wurde mir von meinem Richter unter Androhung von Resthaftstrafe (18 Monate) untersagt
das Medikament Dronabinol zu gebrauchen. Ich könnte, so seine Meinung nach wieder in die Cannabissucht zurück verfallen und auch das Ergebnis der vierteljährlichen
Drogenscreenings negativ beeinflussen um so "echten“ Marihujanakonsum zu überdecken.
Kurz gesagt es begann eine Zeit der Schmerzen, es war die Hölle. Zu wissen was einem hilft, aber es nicht gebrauchen zu können, weil man sonst seiner Freiheit beraubt wird ist bitter. Doch letzte Woche habe ich nach einer langen Odysse (5 Jahre) endlich eine Arzt gefunden der sich meine Geschichte angehört hat. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit hat er mich dann noch einmal zu einer Unterredung einbestellt, dort hat er mir nach einem merkwürdig mistrauschien Gespräch das Privatrezept für 60 Kapseln Dronabinol verschrieben. Endlich hat der Schmerz ein Ende für mich, aber ich werde aus Kostengründen, einen weiteren Weg gehen, ich werde aus Kostengründen den Selbstanbau beantragen.

 

 

Grüße

Christoph

 


Von: ag-drogen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-drogen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Marcel Mayer
Gesendet: Freitag, 25. November 2011 10:18
An: Mailingliste der AG Drogen
Betreff: Re: [AG-Drogen] Die Antwort von Bundeskanzlerin Merkel

 

Hallo liebe Mitglieder der AG Drogen,

ich verfolge nun schon seit einigen Wochen die Mailings.
Nachdem sich der Frust über die Stellungnahme von Frau Merkel hoffentlich etwas gelegt hat wollte ich mich auch mal zu Wort melden.
Zuvor kurz etwas über mich: Ich heiße Marcel, bin 28 Jahre alt,  komme aus Rheinland-Pfalz und bin kürzlich den Piraten beigetreten.

Grundsätzlich bin ich wie die meisten hier für eine Legalisierung von Cannabis, allerdings bin ich nicht so ganz optimistisch. Ich glaube bis Deutschland Cannabis legalisiert, müssen, dass zuvor liberalere und kleinere Länder drumrum leisten.
So das Deutschland durch den allgemeinen Druck mehr oder weniger dazu gezwungen wird.

Ich glaube vor kurzem hat hier ein Teilnehmer geschrieben, dass eine Legalisierung auf Bundesebene unter einem Bündnis von SPD-Grünen und Piraten möglich oder denkbar sei.
Das  bezweifele ich: Denn die SPD war noch nie pro Cannabis, und ob es die Grünen ernst meinen, weiß ich nicht zu beurteilen.

Wie in vielen Angelegenheiten haben sich die Grünen von ihren früheren Idealen getrennt. Ich sehe in dieser Partei größtenteils nur eine konservative volksnahe Öko-Partei.

Nun will ich eine Zusammenarbeit mit den Grünen nicht ausschließen - die grüne Jugend hält zumindest daran fest - aber offensiv Stellung bezieht neben den Piraten meiner Meinung nur noch DIE LINKE, denen ich in anderen politischen Positionen eher skeptisch gegenüberstehe. Trotzdem sollte man aus drogenpolitischer Sicht hier die Zusammenarbeit suchen.

Nicht schaden kann es sicherlich, wenn man großflächig Aufklärungsarbeit betreibt. Daher mein Vorschlag: Könnten sich die Piraten, LINKE, und sofern die GRÜNEN zu überzeugen sind, nicht eine Allianz bilden und außerparlamentarisch zusammen mit dem Hanfverband eine großflächige Aufklärungskampagne starten? Selbst wenn es nur der berühmte Flyer im Briefkasten ist. Der DHV hat ja auch auf seiner Homepage bereits einen Flyer bzw. Flugblatt, da müssten die Parteien, sofern man alle Akteure zusammenbekommt, nur noch die Logos draufdrucken und fertig wäre die erste Aktion (abgesehen vom Verteilen). Das würde vielleicht einen bleibenden Eindruck hinterlassen: So nach dem Motto, ja wenn die Grünen, Linken und Piraten für eine Legalisierung sind, kann das Zeug nicht so schlimm sein.

Denn jemand der sich noch nie intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat - sprich der Normalbürger von nebenan - wird zu Hanf entweder überhaupt keine Meinung haben oder aber eine verzerrte Auffassung vertreten - weil er vielleicht  zu viele (RTL2) -Reportagen gesehen hat. 

Ich habe das mal bewusst in den Raum geworfen, da ja mit Maximilian Plenert auch ein Vertreter vom Hanfverband dabei ist.

Hiermit schließe ich mal meine erste E-Mail!

Viele Grüße an alle die das Mailing erhalten
wünscht Marcel Mayer


















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