Re: [Ag-bauen-verkehr] LKW-60-Landstraße

[Thomas Weinert <thomas AT weinert.info>]

Hoi,

> Ich kenne eine Landstraße (einspurig je Seite)die so eng ist das dort knapp
> zwei Autos nebeneinander fahren können,die Kurvenreich
> die Stadtteile Hamm und Soest verbindet.
> Dort ist teilweise 100 kmh erlaubt und es gibt weder einen Seitenstreifen
> noch sonstige ausweichmöglichkeiten,sondern nur Gräben und Schilder die
> darauf hinweisen das dies *eine Todesstrecke ist,ohne Witz!

So wie du das beschreibst, sollte da eher 50 als 100 sein, schließlich
gibt es nicht nur Fahrräder sondern z.B. auch Mofas, Roller und
Leichtfahrzeuge.

>für mich sind diese Leute die das tun Todesmutig und ich habe tiefste
> Erfurcht davor

Diese Radfahrer (zu denen ich auch zähle) sind alles andere als
"todesmutig"- eher im Gegenteil. :-)

Viele dieser Fuß-/Radwege sind baulich in extrem schlechter Qualität.
Meist sind sie zu schmal und weisen Schäden auf. Mit einem Rennrad
sind sie zum größten Teil gar nicht befahrbar. Reise- und Alltagsräder
sind etwas kompatibler, werden jedoch auch enorm ausgebremst.
Besonders letztere fahren ja nicht zum Vergnügen sondern um
anzukommen. Mit Mehrspurern (Trike, Anhänger) kannst du sie schon auf
Grund ihrer Breite abhaken.

Sind Einmündungen vorhanden wird es richtig gefährlich. Jede Kreuzung
der Fahrbahnen verhält sich in etwa so als würden die Rechtsabbieger
auf der Spur links neben dir stehen, während du geradeaus fahren
willst. Dies ist kritischer als das Überholen.

Dazu kommt das diese Fuß-/Radwege meist einseitig ausgeführt sind. Es
kommen also auch noch regelmäßig Querungen der Fahrbahn dazu nur weil
die Verkehrsplaner es praktisch fanden die Seite zu wechseln.

Als dies sorgt für eine Diskrepanz zwischen gefühlter und
tatsächlicher Sicherheit. Klar sind die PKW schneller und ihr
Fahrtwind spielt eine Rolle, bei ausreichendem Überholabstand ist dies
kein Problem. Ausreichend bedeutet ungefähr "gefahrende km/h * 1cm +
1m". Also im Endeffekt fast immer ein Wechsel auf die andere Fahrspur.

Fahrbahnbegleitende Fahrradwege sind zu 99% MIV-Föderung zu Lasten des
Radverkehrs. Bei geringem Verkehrsaufkommen sind sie unnötig, bei
höherem Verkehrsaufkommen sind Geschwindigkeitsbegrenzungen
(Verstetigung des Verkehrs) und andere Konzepte wie Radstreifen (in
entsprechender Breite) aus dem Blickwinkel der Sicherheit zu
bevorzugen.

> In Düsseldorf beispielsweise gibt es komplett Flächendeckend Fahrrad wege 
> die von der Kraftfahrstrasse getrennt sind

Das stimmt nicht. Zum einen auf Grund der Begrifflichkeiten. "Straße"
ist das gesamte Bauwerk. In einer Stadt also der Bereich von Hauswand
zu Hauswand. Du beziehst dich auf die Fahrbahn. Die Hochbordradwege
sind in Düsseldorf alles andere als flächendeckend (glücklicherweise)
oder qualitativ akzeptabel (unglücklicherweise). Aber wir weichen ab.
Eben ging es ja noch um Landstraßen außerorts.

Zurück zur Landstraße. Bitte behandelt die Fahrradfahrer nicht
pauschal und separat. Das funktioniert nicht. Es gibt zu große
Unterschiede innerhalb dieser Gruppe und zu große Gemeinsamkeiten mit
anderen Gruppen (Roller, Mofa, Leichtfahrzeuge).

Gruß
Thomas