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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Arguliner S21

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

Listenarchiv

Re: [Ag-bauen-verkehr] Arguliner S21


Chronologisch Thread 
  • From: Taschenschieber <stefh123 AT yahoo.de>
  • To: AG-Bauen-Verkehr <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Arguliner S21
  • Date: Sun, 03 Oct 2010 18:42:42 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: AG-Bauen-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>

On 03.10.2010 17:22, Taschenschieber wrote:
On 03.10.2010 17:19, Siegfried Schlosser wrote:
nun - vollständig und korrekt könnte er ja nur sein, wenn er sämtliche
Planungsunterlagen hätte...

Ich habe nicht "nicht vollständig und korrekt" gesagt, sondern "nicht
vollständig korrekt". Das heißt auf gut Deutsch: Einige Punkte des
Artikels sind meiner Meinung nach falsch.

_______________________________________________
AG-Bauen-Verkehr mailing list
AG-Bauen-Verkehr AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/ag-bauen-verkehr

Das führe ich jetzt auch gerne ausführlich aus.

"Der „Stern“ schildert die Abwesenheit aller Planungen für Oberleitung, Signale und Sicherungssysteme. Klar, die kann man noch später planen, wie die Deutsche Bahn abwiegelt. Aber man muss sie einplanen, weil sie Geld kosten und Platz brauchen!"

Dass keine konkreten Planungen vorliegen, heißt nicht, dass die entsprechenden Ausgaben und Raumplanungen nicht berücksichtigt wurden. Im Übrigen benötigt eine Deckenstromschiene wirklich extrem wenig Platz - siehe z. B. auf der Albtalbahn, hier wurden vorher nicht elektrifizierte Tunnel nach meiner Erinnerung ohne Modifikation des Lichtraumprofils nachelektrifiziert - mit Deckenstromschiene, im Übrigen das gleiche Patent wie auch im Berliner Hauptbahnhof.

"Güterverkehrsmagistralen sind das Thema europaweit. Niemand fährt 9 oder 15 Stunden mit der Bahn durch Europa. Zumal dann, wenn das Fliegen weit schneller und billiger ist."

Auch wenn ich dem Punkt mit Güterverkehrsmagistralen durchaus zustimmen kann - das ist Unsinn. (Meine letzte 9-Stunden-Fahrt liegt jetzt 3 Wochen zurück, die Relation war Kaff bei München - Dresden. 15 Stunden habe ich mal auf einem Schulausflug zusammenbekommen. Fliegen war von unserem Startort aus eben nicht wirklich sinnvoll möglich, Flüge von MUC aus sind meistens sauteuer, noch dazu haben wir fast 2h Anfahrt.) Also, bitte nicht verallgemeinern. Es gibt Fernreisende im Zug, und diese auch in ausreichenden Maßen - man schaue sich in der Ferienzeit einmal die Auslastung der Brenner-Eurocities ab München an.

"Ein ETCS-gesteuerter Zug müsste aber allein für die Stuttgarter Tunnelei neben der LZB zusätzlich eine teure ETCS- Ausrüstung an Bord haben, die zu allem Überfluss heute noch in jedem EU-Land, das befahren wird, extra zugelassen und modifiziert sein muss. Und, in der Tat: In Deutschland gibt es außer einer Handvoll Versuchsfahrzeugen keine Lok und keinen Triebwagen mit ETCS. Schon gar keine S-Bahnen."

Das stimmt prinzipiell - die Zulassungsprobleme sind aber HEUTE ein Thema, das sich bald erledigen wird. (Von Modifikationen sit mir nichts bekannt, ist hier vielleicht ETCS Level 0, also die Emulation der nationalen Sicherungssysteme gemeint?) Der Punkt mit den Versuchsfahrzeugen ist Unfug, einige Neubauloks haben bereits serienmäßig ETCS, und bis das alle haben, ist nur eine Frage der Zeit. S-Bahn-Fahrzeuge soll Stuttgart bald ohnehin neu bekommen, nämlich die Baureihe 430. Ob diese vor S21 kommen, weiß ich auswendig leider gerade nicht (ich meine aber schon). Da aber auf kurz oder lang eine ETCS-Ausrüstung für viele Fahrzeuge sinnvoll ist und ohnehin irgendwann kommen wird, werden sicherlich auch viele Fahrzeuge der Baureihen 146, 143 oder auch 425 nachgerüstet werden können, bis S21 fertiggestellt ist, um einen Anfangsbetrieb zu ermöglichen. Im Fernverkehr erübrigt sich diese Diskussion ohnehin, hier ist eine ETCS-Ausrüstung meines Erachtens eindeutig zu bejahen.

Die in Fefes Blog geäußerte Behauptung, es gäbe in Deutschland kein einziges ETCS-kompatibles Fahrzeug, ist dementsprechend natürlich völliger Quark.

"Im Klartext bedeutet das: Die Tunnel müssen mit ETCS und LZB ausgerüstet werden, weil beide Systeme noch ein, zwei Jahrzehnte parallel existieren werden. Auch dann noch, wenn 2025 oder 2030 die Tunnel, wenn überhaupt, fertig wären. LZB benötigt aber an Gefahrenpunkten zusätzlich Lichtsignale."

Stimmt nicht, man braucht keine Lichtsignale (zumindest nicht bei LZB 80, auf der alle heutigen Versionen basieren). Lichtsignale werden bei LZB zwar vor Gefahrenpunkten generell aufgestellt, aber nur als Rückfallebene bei technischen Problemen (wo ansonsten alle Räder stillstehen), das Problem existiert bei ETCS aber genau so!

Grundsätzlich ist es aber durchaus möglich, eine Tunnelbauart von Signalen aufzustellen - ich persönlich glaube auch, dass dies gemacht wird. (Die Sicherungstechnik ist ja bekanntlich noch nicht geplant?)

"Die S-Bahnen brauchen sogar überall Lichtsignale, wenn ich mich nicht täusche."

Absoluter Käse. Eine S-Bahn ist auch nur ein Zug. Dieser kann auch mit LZB oder ETCS (s. o.) fahren. Mit den Stuttgarter S-Bahnen ansonsten baugleiche Fahrzeuge (Baureihe 423) gibt es in München übrigens bereits mit CIR-ELKE-Ausrüstung (CIR-Elke ist eine Variante der LZB), und im Münchener Stamm würde ohne Nutzung der CIR-Elke die bisherige Zugdichte nicht gehalten werden können.

"Eine Oberleitung ist nicht einfach ein Draht. Ein Tragseil hält die Fahrleitung, die durch simple Gewichte, die Platz brauchen, gespannt werden muss. Eine Oberleitung braucht einigen Platz in der Höhe, etwa 1,5 m. Bei wenigen ausländischen Tunneln und im Berliner Hauptbahnhof griff man deshalb zu Stromschienen. Die sind für 160 km zwar schon einmal im Simplontunnel (auf nur einem Kilometer) getestet wurden, aber nicht zugelassen."

Was dann aber reine Formsache ist.

"15.000 Volt dicht unter einer nassen, dank Anhydrit sich bewegender Tunneldecke sind kein Spielzeug."

Richtig, und ich bin sicher, dass hier mit entsprechender Sorgfalt geplant wird.

"Fazit: Wer einen Tunnel ohne Oberleitung plant, dem hat man, auf gut Schwäbisch, ins Hirn geschissen."

Okay. Dass Stuttgart 21-Artikel grundsätzlich nicht ohne Beleidigungen gegen Politik und Planer auskommen, nehme ich mittlerweile als gottgegeben hin. Unsinn ist es trotzdem.

Im Endeffekt ist es einfach daneben, erst gegen die so ahnungslosen Journalisten zu wettern, die mies recherchieren und keine Ahnung haben, und dann selbst so einen Artikel abzuliefern.

Gruß,
Stephan




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