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rlp-ag-wahlen - Re: [Rlp-ag-wahlen] Das BGE als Ziel neoliberaler Wirtschaft

rlp-ag-wahlen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Rlp-ag-wahlen mailing list

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Re: [Rlp-ag-wahlen] Das BGE als Ziel neoliberaler Wirtschaft


Chronologisch Thread 
  • From: Enavigo <enavigo AT live.de>
  • To: rlp-ag-wahlen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Rlp-ag-wahlen] Das BGE als Ziel neoliberaler Wirtschaft
  • Date: Sat, 23 Apr 2016 13:00:27 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/rlp-ag-wahlen>
  • List-id: <rlp-ag-wahlen.lists.piratenpartei.de>

Moin,

wir sollten dazu - auf dem neuen (vorläufigen) Koalitionsvertrag
aufbauend - was schreiben.
Mal schauen ob dort zukünftig Arbeit und Gesundheit eine Rolle spielen
und was wir uns dazu vorstellen können.

http://gruene-rlp.de/userspace/RP/lv_rlp/pdfs/divers/20160422_Gesamtdokument_final.pdf

- 17. Gesundheit und Pflege ausbauen -

Überhaupt fände ich es gut, wenn wir (nach dem LPT) auf unserer Webseite
so nach und nach unsere Sicht zu dem Koalitionsvertrag schreiben würden.
Also sozusagen einen "Alternativ-Koalitionsvertrag" zu den Punkten die
uns wichtig sind.

Gruß Jürgen

Am 22.04.2016 um 11:23 schrieb Pirat_Peter:
> Hallo Till
>
> ich sehe einen riesigen Umbruch im Sozialen und Erzieherischen Bereich
> entstehen. Dort liegt die höchste Krankenrate hauptsächlich im
> psychichen Bereich vor. Grund Überforderung. Momentan ist in diesen
> Bereichen Maximalergebnisse mit minimalsten Mitteln das politische Credo.
> Wenn das BGE auskömmlich gestaltet wird können diese Arbeitskräfte die
> Grenzen der Belastbarkeit in der jeweiligen Situation nachhaltig
> darlegen und auch durchsetzen.
> Wer heute die Systemgrenzen anspricht wird gebeten sich zu überlegen ob
> er am richtigen Arbeitsplatz eingesetzt ist und sich andernfalls nach
> einem anderen Arbeitgeber umzusehen.
>
> Gruß
> Peter
>
> Am 19.04.2016 um 19:49 schrieb Till Schauen:
>> Prima, Ivo.
>> Die Analyse bleibt aber an entscheidenden Punkten in der klassischen
>> Betrachtung hängen. Ich bin der Ansicht, dass die Löhne steigen werden,
>> weil all jene Jobs keiner mehr machen will, die heute unter
>> "Drecksarbeit" laufen. Die Unternehmen müssen sie also attraktiver
>> machen, denn genau diese Drecksarbeit lässt sich nicht automatisieren.
>> Ganz simpler Mechanismus.
>> Meiner Auffassung nach müsste das BGE eigentlich sogar der erfüllte
>> Wunschtraum aller Wirtschaftsliberalen sein, denn es bringt völlige
>> Freiheit in das System, das heute "Arbeitsmarkt" heißt. Nur eben
>> umgekehrt: Überleben wird nur das Unternehmen, das seine Arbeit
>> attraktiv macht und seine Mitarbeiter wirklich bei der Stange hält. Der
>> Witz liegt natürlich darin, dass die Wirtschafts- und besonders die
>> Neoliberalen NIEMALS einen ungeregelten Markt haben wollen (den sie
>> ständig predigen), denn das würde sie so schutzlos dastehen lassen wie
>> es derzeit die Arbeitnehmer sind.
>> Ein Müllmann, der BGE-gesichert vor vier Wochen hingeworfen hat, weil er
>> keine Lust mehr auf den Sch**ß hat, wird demnächst ganz unverhofft ein
>> bisschen Antrieb verspüren und langsam die Fühler ausstrecken nach einer
>> Tätigkeit, womöglich sozialversicherungspflichtig bezahlt, die ihm
>> Erfüllung bietet. Die Total-Rumlungerer, die von allerlei neoliberalem
>> Volk in voller Klassen-Herablassung prophezeit werden, die werden eine
>> absolute Randerscheinung bleiben. Unser Müllmann wird vielleicht
>> tatsächlich das Theater für sich entdecken. Schauspielern find ich aus
>> eigener Anschauung sehr wertvoll und im richtigen Kontext eine der
>> anspruchsvollsten Tätigkeiten überhaupt. Und tatsächlich auch in der
>> Lage, Sinn zu schaffen, weit jenseits der heutigen Sinn-Ersatzmittel.
>> Grüße, Till
>>
>> Am 18.04.2016 um 00:46 schrieb cuauti:
>>> Das Bedingungslose Grundeinkommen passt nahtlos in eine neoliberale
>>> Politik.
>>>
>>> Unter Wettbewerb wird im Kapitalismus auf lange Sicht jeder Input zu
>>> Reproduktionskosten bezahlt. (Daher versucht jeder durch Patente,
>>> Copyright und Kleinigkeiten, dem Wettbewerb zu entkommen.) Sind die
>>> Preise höher, werden sie von Wettbewerbern solange unterboten, bis diese
>>> Grenze errreicht ist. Und Arbeit ist eine von vielen Inputs. Die anderen
>>> Inputs können in Arbeit und Vorprodukte zerlegt werden und die
>>> Vorprodukte in Arbeit und Vor-Vorprodukte, usw. Letztlich besteht jedes
>>> Produkt aus einer Summe von Arbeit, wobei frühere Arbeit natürlich
>>> verzinst werden muss. Der Preis der Arbeit ist vor allem international
>>> wichtig, um ausländische Anbieter zu unterbieten. Die dt. Gewerkschaften
>>> sind daher, im Vergleich zu südeuropäischen, ziemlich zahm. (Die meisten
>>> Militärdiktaturen bekämpfen Gewerkschaften und verarmen die Bevölkerung
>>> durch Inflation.)
>>>
>>> Mit offenen Grenzen ist Arbeit niemals knapp. Unter Wettbewerb – ohne
>>> Gewerkschaften – wird Arbeit immer auf Subsistenznivau bezahlt, zuweilen
>>> etwas darüber z.B. nach Kriegen. So schrieb Colin Clark (1878): „It is a
>>> dangerous mistake to extol competition, as such too highly, and regard
>>> all attacks upon it as revolutionary. … We do not eat men … but we do it
>>> by such indirect and refined methods that it does not generally occur to
>>> us that we are cannibals.”
>>>
>>> Da man so keine Professsur ergattern kann, schrieb Clark 1891 das
>>> Gegenteil: : "[W]hat a social class gets is, under natural law, what it
>>> contributes to the general output of industry." Dazwischen lag
>>> “Haymarket” am 1. Mai, an den heute noch erinnert wird: Weil sie einen
>>> Streikaufruf organisierten, bei dem eine Bombe hochging (wahrscheinlich
>>> gelegt von einem Polizeiagenten), wurden sie gehengt. Das war das Ende
>>> der Knights of Labour, der agressiven us-amerikanischen Gewerkschaften.
>>> (Der Preis für den besten us-amerikanischen Ökonomen unter 40 trägt
>>> angesichts dieser Anpassungsfähigkeit seinen Namen.)
>>>
>>> Mit dem Ende der UdSSR, die zusammenbrach, weil sie das Wettrüsten nicht
>>> wie die USA über Schulden bezahlen konnte, wurden soziale Rücksichten
>>> überflüssig. Die Konzerne spielten Staaten gegeneinander aus, die mit
>>> Steuersenkungen auf Vermögen und hohe Einkommen antworteten. Klar, dass
>>> die Spitzeneinkommen jetzt stiegen dank SPD.
>>>
>>> Mit den „working poor“, die nur mit mehreren Jobs über die Runden kamen
>>> und ihre Kinder vernachlässigen mußten, begann es vor Jahrzehnten in den
>>> USA. Auch bei uns ergeben viele prekäre Jobs kaum das Subsistenzniveau.
>>> Der Mindestlohn wird durch Werkverträge und unbezahlte Stunden und
>>> Tätigkeiten unterlaufen. Aber leider muss man weiter Subsistenz-Löhne
>>> zahlen.
>>>
>>> Das bessert sich mit dem BGE. Bisher stockte der Staat einige Löhne auf;
>>> das wird nun allgemein. Da der Staat die Grundsicherung bezahlt, können
>>> Löhne niedriger sein. Der Staat alimentiert die „überflüssige
>>> Bevölkerung“ und subventioniert Löhne, sollte man diese Leute mal
>>> brauchen. Früher sprach man von Tagelöhnern und Jornaleros. Die
>>> Vergangenheit hat uns eingeholt.
>>>
>>> Natürlich ist alles völlig anders, wenn die Höhe des BGE es erlaubt,
>>> über Monate arbeitsfrei zu leben. Dann verknappt sich Arbeit, die Löhne
>>> steigen. Das BGE wurde aber erdacht, weil technologischer Fortschritt
>>> Arbeit frei setzt. Eine Verknappung des Arbeitsangebots ist nicht zu
>>> erwarten. Hat da jemand frühzeitig aufgehört zu denken, weil das
>>> Evangelium des BGE so beseeligt?
>>>
>>> Für einkommensschwache Akademiker – darunter einige Piraten – ist das
>>> BGE die Erlösung: Sie können tun, was sie immer schon wollten, z.B.
>>> schauspielern. Ex-Arbeitern erlaubt diese Giesskanne an Einkommen das
>>> Überleben, gibt ihrem Leben aber keinen Sinn. Die dramatischen Folgen
>>> seien hier nicht ausgeführt.
>>>
>>> Ivo
>>>
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