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nrw-ennepe-ruhr - Re: [Ennepe-Ruhr] KPT.2020.2 - Satzungsänderungsantrag für Gleichberechtigung und Vielfalt

nrw-ennepe-ruhr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste des Kreisverbands Ennepe-Ruhr der Piratenpartei

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Re: [Ennepe-Ruhr] KPT.2020.2 - Satzungsänderungsantrag für Gleichberechtigung und Vielfalt


Chronologisch Thread 
  • From: Karsten Düsterloh <kd-piratenliste-nrw AT duesterloh.eu>
  • To: Piraten-EN <nrw-ennepe-ruhr AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ennepe-Ruhr] KPT.2020.2 - Satzungsänderungsantrag für Gleichberechtigung und Vielfalt
  • Date: Mon, 19 Oct 2020 00:38:53 +0200

Moin!

Meine paar Cent …


Eric Tiggemann aber hob an zu reden und schrieb:
> Wie die kontroverse Diskussion und auch non-verbale Reaktionen (z.B.
> Signal-Gruppe verlassen)

Das hatte, so weit ich das überblicke, andere Gründe.

> In der Diskussion kamen klassische Argumente und Befürchtungen von
> verschiedenen Seiten.
>
> (A) Wenn nur Cis-Männer (cis ist eine Vorsilbe zur Beschreibung
> einer Person, welche durch Genetik, äußere Erscheinung und eigene
> Identifikation eindeutig einem Geschlecht zugeordnet ist.) -
> besonders ab einem gewissen Alter - Einfluss auf das Geschehen in
> unserem Kreisverband haben, bleiben vielfältige Aspekte
> unberücksichtigt.

Ja.

> (B) Wenn der Antrag, so wie er gestellt ist, auf dem Kreisparteitag
> beschlossen wird, werden wir möglicherweise handlungsunfähig, weil
> nicht genug nicht männlich identifizierte Kandidat:innen verfügbar
> wären.

Mag sein, möglich. Weiß(!) man aber nicht, denn die diskriminierenden
Merkmale werden von der Partei absichtlich(!!) nicht erhoben.

Und das ist auch mein Hauptpunkt:
Wir *wollen* die Segregation nach irgendwelchen Merkmalen explizit
nicht, wir wollen, daß es *egal* ist, welches
Geschlecht/Alter/Hautfarbe/Größe/Reichtum/etc.pp. mensch hat! Also
wollen (und konkret: können) wir auch nicht nach diesen Merkmalen
diskriminieren.

> (C) Wenn es bei diesem Antrag wirklich um Gleichberechtigung und
> Vielfalt geht, warum konzentriert sich der Antrag auf die
> Geschlechteridentität? Was ist mit Vielfalt durch Berücksichtigung
> des sozialen oder finanziellen Status? Wie bilden wir die
> Altersstruktur anteilig ab? Warum nicht Menschen mit körperlichen
> Einschränkungen anteilig berücksichtigen? Wie bilden wir den
> Bevölkerungsanteil der BIPoC ab? Das greift doch wohl zu kurz.

Das wäre, wie du unten ja selber schreibst, Whataboutism.
Meine Zielrichtung ist die gerade oben geschilderte.
Ich denke nicht, das Diskriminierung nach *irgendwelchen* Merkmalen
zielführend ist, schon gleich gar nicht, wenn diese unbegründet und eher
beliebig ausgewählt daherkommt.

Es kann gesamtgesellschaftlich durchaus notwendig sein, Zwangsregeln zu
ergreifen, um Minderheiten Gehör zu verschaffen (siehe zB wahlrechtliche
Sonderstellung der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein oder der
Sorben), das sehe ich hier in einem Kreisverband mit deutlich
zweistelliger Mitgliederanzahl aber nicht — schon allein, weil es an
Diskriminierung mangelt.
Nicht /gewählt/ zu werden ist keine Diskriminierung.

Und Virtue-Signaling an externe Gruppen ist erst recht keine Sache, die
Diskrimnierung in eine Satzung hineinbringen können sollte.

> (E) Wenn wir mehr Frauen in der Partei hätten, die dann auch für
> Ämter kandidieren, würden sie sicher gewählt.

Keine Ahnung. Ich wähle Leute nicht nach Geschlecht (aus).

> (I) Die Reaktionen zeigen mir, wie wichtig diese Diskussion auch für
> uns als Kreisverband ist. Es liegt noch einige Überzeugungsarbeit
> vor uns. Wie wollen wir Vielfalt leben, statt sie nur im
> Grundsatzprogramm stehen zu haben?

Ich sehe hier durchaus einen unbesprochenen Zielkonflikt:
- Wollen wir eine Gesellschaft, in der jeder Mensch seinen Zielen folgen
kann, ohne aufgrund von Geschlecht/Herkunft/Reichtum/etc.pp.
diskriminiert zu werden?
- Wollen wir eine Gesellschaft, in der jede Struktur die Verteilung der
Gesamtgesellschaft widerspiegelt?

Nein, das ist nicht dasselbe.
Letzteres ist eine Zwangsgesellschaft, die ersterem Ziel entgegensteht.

> Oder, um es anders herum zu formulieren, wir haben zu wenige aktive
> Frauen im Kreisverband, wenn sie bevölkerungs-paritätisch in
> Vorstandsämtern vertreten sein sollten.

Das ist ein durchaus interessanter Punkt, den bisher niemand angefaßt
hat: Auf welcher Zahlengrundlage soll hier strukturiert werden und warum
überhaupt (auf dieser)?

> Ja, mittelbar signalisiert die Satzungsänderung: Hier bekommen nicht
> männlich identifizierte Personen eine klare Stimme.

(Ich halte die Formulierung „nicht männlich identifiziert“ im Antrag
übrigens für taktisch, denn begründet wurde sie ebenfalls nicht.)

> Aus meiner Sicht, kann die beantragte Satzungsänderung durchaus zu
> Punkt (B) führen. Und das eigentliche Problem wäre nicht gelöst. Im
> Gegensatz dazu hätten wir ein ernstes Problem für unserren
> Kreisverband geschaffen.

Das kommt noch erschwerend hinzu.

> Ein anderer Grund, warum Cis-Männer in unserer Partei generell
> überdurchschnittlich vertreten sind, mag an unserer Außenwahrnehmung
> liegen - Internetpartei, Nerds, Techniktypen. Ich finde, hier können
> wir ansetzen, besonders im bevorstehenden Bundestagswahlkampf. Wofür
> stehen wir ernsthaft? Wer mag sich der Öffentlichkeit stellen? Wie
> sprechen wir nicht männlich identifizierte Menschen an, dass sie sich
> für unsere Standpunkte aktiv innerhalb unserer Partei einsetzen
> mögen? Ich glaube fest daran, dass wir das auf lokaler Ebene angehen
> können und sollen.

Ja!


Karsten
--
Freiheit stirbt | Fsayannes SF&F-Bibliothek:
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