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nrw-ennepe-ruhr - Re: [Ennepe-Ruhr] Zoophile

nrw-ennepe-ruhr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste des Kreisverbands Ennepe-Ruhr der Piratenpartei

Listenarchiv

Re: [Ennepe-Ruhr] Zoophile


Chronologisch Thread 
  • From: Martin Debold <mailto AT m-debold.de>
  • To: nrw-ennepe-ruhr AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ennepe-Ruhr] Zoophile
  • Date: Wed, 02 May 2012 15:11:22 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nrw-ennepe-ruhr>
  • List-id: <nrw-ennepe-ruhr.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: ZA

Ahoi,

grundsätzlich gebe ich Dir Recht in Deiner Analyse. Aber zumindest bei
Pädophilie befinden sich, meienr Meinung nach, Kinder immer in einem
Abhängigkeitsverhältnis und auch ein nur virtuelles Ausleben seiner Neigung
produziert über die Nachfrage im Netz reale Situationen und Handlungen. Daher
liegt direkt oder indirekt immer eine strafbare Handlung vor.

Gruß

Martin



Am Mittwoch, 2. Mai 2012, 14:26:04 schrieb Thomas Temme:
> Ahoi,
>
> eine sehr Interessante Diskussion, wie ich finde.
>
> Generell gebe ich Martin und Thomas recht, dass man zwischen den
> Fragen, ob Zoophilie eine Krankheit ist und ob Sex mit Tieren
> Tierquälerei ist, unterscheiden muss. Spannend finde ich die
> Diskussion übrigens deshalb, da man (wie von Thomas schon angemerkt)
> dieses Thema auf einer allgemeinen Ebene betrachten kann. Aus meiner
> Sicht werfen viele Leuten gerade bei solchen schwierigen
> Themenkomplexen der Sexualpräferenzen (z.B. auch bei Pädophilie) gerne
> verschiedene Dinge in einen Topf, was in der Gesellschaft sehr
> fragwürdige Folgen hat.
>
> Bei der Frage ob Zoophilie eine Krankheit ist, sollte man zunächst
> einmal nach der Allgemeinen Definition von "Krankheit" fragen. Ich
> persönlich würde Krankheit definieren, als eine andauernde
> Befindlichkeitsstörung, die aber auch einen persönlichen Leidensdruck
> voraussetzt. Hierbei ist wichtig, dass dieser Leidensdruck nicht
> gesellschaftlich induziert ist, also nicht durch Diskriminierung von
> Außen entsteht. Hierzu passt sehr schön das Zitat von Rosa von
> Praunheim:
>
> "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt."
>
> Knapp gesagt: Wenn jemand auf Tiere steht, ist das zunächst einmal
> nichts Schlimmes. Schlimm finde ich eher die Reaktionen in der
> Gesellschaft, mit denen jemand rechnen muss, der soetwas zugibt.
> Gerade hier wäre es meiner Ansicht nach ein piratiges Ziel, für
> Toleranz einzustehen, denn niemand kann etwas für solche sexuellen
> Präferenzen und garantiert sucht sich niemand solch eine sexuelle
> Präferenz freiwillig aus!
>
> Getrennt von der Krankheitsfrage und der Frage der sexuellen Präferenz
> steht dann die Frage, ob Geschlechtsverkehr legal sein soll. Ich
> finde, dass man das - wie teilweise auch schon angemerkt wurde - daran
> koppeln sollte, ob ein gegenseitiges Einverständnis vorliegt, welches
> nicht durch ein Abhängigkeitsverhältnis oder durch Ausnutzung von
> Unmündigkeit erzeugt wurde.
>
> Wenn Geschlechtsverkehr ohne solch ein Einverständnis zustande kommt,
> handelt es sich um eine schwere Straftat, die entsprechend geahndet
> werden muss.
>
> Bevor man eine Therapie verordnet, sollte man zunächst einmal die
> Folgen und Nebenwirkungen solch einer Therapie beachten. Diese können
> nämlich auch andere schwere psychische Störungen hervorrufen, wie es
> z.B. Alan Turing (ein großartiger Informatiker) erleben durfte, was im
> Selbstmord geendet ist:
> http://de.wikipedia.org/wiki/Alan_Turing
>
> Eine Therapie sollte es nur dann geben, wenn entweder der Betroffene
> therapiert werden möchte, weil er unter seiner sexuellen Präferenz
> leidet (Definition von Krankheit erfüllt, weil er z.B. darunter leidet
> seine Sexualität nicht ausleben zu können - nicht aber weil er unter
> der gesellschaftlichen Diskriminierung leidet, denn dann müsste man
> eher die Gesellschaft therapieren).
>
> Der andere Grund für eine Therapie wäre, wenn der Betroffene seine
> Sexualität nicht im Zaum halten kann, wenn er also Geschlechtsverkehr
> ohne das weiter oben definierte Einverständnis hat, sprich wenn er
> Tiere oder Menschen vergewaltigt.
>
> Was meiner Ansicht nach momentan falsch läuft:
> Angenommen jemand hat solch eine sexuelle Präferenz, ist also Zoophil
> oder Pädophil (was für mich zunächst keine Krankheit ist), könnte er
> das niemals zugeben oder kaum mit jemanden darüber reden. Eine
> öffentliche Hetzjagd ist so gut wie sicher. Ich bin immer wieder
> entsetzt, wenn irgendwelche Facebook-Freunde von mir Gruppen liken wie
> "Schwanz ab für Pädophile". Solche Meinungen sind tiefstes Mittelalter
> und absolut unreflektiert.
>
> Wie würdet ihr handeln, wenn ihr eine sexuelle Präferenz hättet, die
> in so ein Muster passt und dann solche dummen Sprüche hört? Daher wäre
> ich dafür, ganz deutlich klar zu machen, dass man generell jede
> sexuelle Präferenz toleriert, aber keine Toleranz gegenüber
> Vergewaltigung jeder Art hat. Ich stelle mal die Hypothese auf, dass
> viele Menschen mit einer nicht der Norm entsprechenden sexuellen
> Präferenz den Weg des Suizids wählen, weil es eine schwere Belastung
> sein kann, mit niemandem - und vor allem nicht mit den liebgewonnen
> Menschen im eigenen Umfeld über so etwas sprechen zu können.
>
> Man mag es kaum glauben, aber auch in unserer ach so modernen
> Gesellschaft gibt es unter lesbischen und schwulen Jugendlichen eine
> enorm hohe Selbstmordrate. Ich kenne zwar keine Statistiken zu Suizid
> bei Zoophilie oder Pädophilie, aber diese dürfte wohl noch einmal um
> einiges höher sein. Ich finde, das sollte zu denken geben.
>
> Zu der Frau: Ich würde vielleicht versuchen, ihr das mit solch einer
> differenzierten Sichtweise zu erklären. Vielleicht wird sie es nicht
> verstehen, aber dann hat man es wenigstens probiert.
>
> Piratige Grüße,
> Thomas
>
> > Kann mir jemand sagen ob es zu dem speziellen Themenkomplex
> > Sexuallpräferenzen eine (aktive) AG auf irgend einer Ebene bei den Piraten
> > gibt in der man mitarbeiten könnte??? (Ich meine keine Allgemeine
> > Gesundheits AG wo das Thema untergeht)
>
> Nunja, für Sexualpräferenzen wüsste ich keine, aber es gibt zum
> Beispiel die AG Queeraten und die AG Transrecht. Das Thema Zoophilie
> ist vor kurzem übrigens auf den AG Tierrecht und AK NRW
> Tierschutz-Listen diskutiert worden. Schaut mal in das Mailarchiv.




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