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nrw-ennepe-ruhr - Re: [Ennepe-Ruhr] Zoophile

nrw-ennepe-ruhr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste des Kreisverbands Ennepe-Ruhr der Piratenpartei

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Re: [Ennepe-Ruhr] Zoophile


Chronologisch Thread 
  • From: Thomas Temme <th.temme AT googlemail.com>
  • To: nrw-ennepe-ruhr AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ennepe-Ruhr] Zoophile
  • Date: Wed, 2 May 2012 14:26:04 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nrw-ennepe-ruhr>
  • List-id: <nrw-ennepe-ruhr.lists.piratenpartei.de>

Ahoi,

eine sehr Interessante Diskussion, wie ich finde.

Generell gebe ich Martin und Thomas recht, dass man zwischen den
Fragen, ob Zoophilie eine Krankheit ist und ob Sex mit Tieren
Tierquälerei ist, unterscheiden muss. Spannend finde ich die
Diskussion übrigens deshalb, da man (wie von Thomas schon angemerkt)
dieses Thema auf einer allgemeinen Ebene betrachten kann. Aus meiner
Sicht werfen viele Leuten gerade bei solchen schwierigen
Themenkomplexen der Sexualpräferenzen (z.B. auch bei Pädophilie) gerne
verschiedene Dinge in einen Topf, was in der Gesellschaft sehr
fragwürdige Folgen hat.

Bei der Frage ob Zoophilie eine Krankheit ist, sollte man zunächst
einmal nach der Allgemeinen Definition von "Krankheit" fragen. Ich
persönlich würde Krankheit definieren, als eine andauernde
Befindlichkeitsstörung, die aber auch einen persönlichen Leidensdruck
voraussetzt. Hierbei ist wichtig, dass dieser Leidensdruck nicht
gesellschaftlich induziert ist, also nicht durch Diskriminierung von
Außen entsteht. Hierzu passt sehr schön das Zitat von Rosa von
Praunheim:

"Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt."

Knapp gesagt: Wenn jemand auf Tiere steht, ist das zunächst einmal
nichts Schlimmes. Schlimm finde ich eher die Reaktionen in der
Gesellschaft, mit denen jemand rechnen muss, der soetwas zugibt.
Gerade hier wäre es meiner Ansicht nach ein piratiges Ziel, für
Toleranz einzustehen, denn niemand kann etwas für solche sexuellen
Präferenzen und garantiert sucht sich niemand solch eine sexuelle
Präferenz freiwillig aus!

Getrennt von der Krankheitsfrage und der Frage der sexuellen Präferenz
steht dann die Frage, ob Geschlechtsverkehr legal sein soll. Ich
finde, dass man das - wie teilweise auch schon angemerkt wurde - daran
koppeln sollte, ob ein gegenseitiges Einverständnis vorliegt, welches
nicht durch ein Abhängigkeitsverhältnis oder durch Ausnutzung von
Unmündigkeit erzeugt wurde.

Wenn Geschlechtsverkehr ohne solch ein Einverständnis zustande kommt,
handelt es sich um eine schwere Straftat, die entsprechend geahndet
werden muss.

Bevor man eine Therapie verordnet, sollte man zunächst einmal die
Folgen und Nebenwirkungen solch einer Therapie beachten. Diese können
nämlich auch andere schwere psychische Störungen hervorrufen, wie es
z.B. Alan Turing (ein großartiger Informatiker) erleben durfte, was im
Selbstmord geendet ist:
http://de.wikipedia.org/wiki/Alan_Turing

Eine Therapie sollte es nur dann geben, wenn entweder der Betroffene
therapiert werden möchte, weil er unter seiner sexuellen Präferenz
leidet (Definition von Krankheit erfüllt, weil er z.B. darunter leidet
seine Sexualität nicht ausleben zu können - nicht aber weil er unter
der gesellschaftlichen Diskriminierung leidet, denn dann müsste man
eher die Gesellschaft therapieren).

Der andere Grund für eine Therapie wäre, wenn der Betroffene seine
Sexualität nicht im Zaum halten kann, wenn er also Geschlechtsverkehr
ohne das weiter oben definierte Einverständnis hat, sprich wenn er
Tiere oder Menschen vergewaltigt.

Was meiner Ansicht nach momentan falsch läuft:
Angenommen jemand hat solch eine sexuelle Präferenz, ist also Zoophil
oder Pädophil (was für mich zunächst keine Krankheit ist), könnte er
das niemals zugeben oder kaum mit jemanden darüber reden. Eine
öffentliche Hetzjagd ist so gut wie sicher. Ich bin immer wieder
entsetzt, wenn irgendwelche Facebook-Freunde von mir Gruppen liken wie
"Schwanz ab für Pädophile". Solche Meinungen sind tiefstes Mittelalter
und absolut unreflektiert.

Wie würdet ihr handeln, wenn ihr eine sexuelle Präferenz hättet, die
in so ein Muster passt und dann solche dummen Sprüche hört? Daher wäre
ich dafür, ganz deutlich klar zu machen, dass man generell jede
sexuelle Präferenz toleriert, aber keine Toleranz gegenüber
Vergewaltigung jeder Art hat. Ich stelle mal die Hypothese auf, dass
viele Menschen mit einer nicht der Norm entsprechenden sexuellen
Präferenz den Weg des Suizids wählen, weil es eine schwere Belastung
sein kann, mit niemandem - und vor allem nicht mit den liebgewonnen
Menschen im eigenen Umfeld über so etwas sprechen zu können.

Man mag es kaum glauben, aber auch in unserer ach so modernen
Gesellschaft gibt es unter lesbischen und schwulen Jugendlichen eine
enorm hohe Selbstmordrate. Ich kenne zwar keine Statistiken zu Suizid
bei Zoophilie oder Pädophilie, aber diese dürfte wohl noch einmal um
einiges höher sein. Ich finde, das sollte zu denken geben.

Zu der Frau: Ich würde vielleicht versuchen, ihr das mit solch einer
differenzierten Sichtweise zu erklären. Vielleicht wird sie es nicht
verstehen, aber dann hat man es wenigstens probiert.

Piratige Grüße,
Thomas

> Kann mir jemand sagen ob es zu dem speziellen Themenkomplex
> Sexuallpräferenzen eine (aktive) AG auf irgend einer Ebene bei den Piraten
> gibt in der man mitarbeiten könnte??? (Ich meine keine Allgemeine
> Gesundheits AG wo das Thema untergeht)

Nunja, für Sexualpräferenzen wüsste ich keine, aber es gibt zum
Beispiel die AG Queeraten und die AG Transrecht. Das Thema Zoophilie
ist vor kurzem übrigens auf den AG Tierrecht und AK NRW
Tierschutz-Listen diskutiert worden. Schaut mal in das Mailarchiv.




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