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nrw-duisburg - Re: [NRW-Duisburg] Pressemitteilung OB-Abwahl

nrw-duisburg AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Infos für Duisburger Piraten

Listenarchiv

Re: [NRW-Duisburg] Pressemitteilung OB-Abwahl


Chronologisch Thread 
  • From: duisblog <duisblog AT news.piratenpartei.de>
  • To: nrw-duisburg AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [NRW-Duisburg] Pressemitteilung OB-Abwahl
  • Date: Mon, 28 Nov 2011 14:55:23 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nrw-duisburg>
  • List-id: Infos für Duisburger Piraten <nrw-duisburg.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Liebe Piraten,

leider ist es wieder ziemlich lang geworden, aber manchmal gibt es eben auch viel zu sagen. Für mich ist es damit aber auch abschließend beantwortet.

Obwohl es mich, nachdem ich Armins Text gelesen habe, sofort in den Fingern gejuckt hat, habe ich erst mal eine Weile abgewartet, ob ich mit ihm eine Privatdiskussion führe oder ob sich sonst noch jemand daran beteiligt.

Ich stelle mir mittlerweile die Frage: Wozu überhaupt Piraten? Im NRW-Abschnitt des Forums ist die Diskussion darüber, dass Nichtraucherschutz Ökodiktatur ist und von "Trittbrettfahrern" (=Neupiraten) vertreten wird, dass mit Abstand am stärksten kommentierte Thema. Die restlichen Themen sind pirateninterne Dinge, landespolitische Themen? Fehlanzeige.

Wenn ich daraus das Fazit ziehe, ich überzeichne jetzt mal, dann sind die Piraten "Konsumterroristen", die sich zu allererst für ihre eigenen Süchte interessieren und die politische Auseinandersetzungen schnell langweilen. Also wozu soll ich mich da engagieren?

Wenn ich mir die weiteren Foren der Städte in NRW ansehe, sieht es dort nicht viel anders aus, (am ehesten noch in Bochum): Viel Bauchnabelschau, aber kaum kommunalpolitsche Relevanz.

Ich war davon ausgegangen, dass man bei den Piraten über Themen diskutiert, von TAM über Zinkhüttenplatz bis Tropenhäuser, (die Liste lässt sich beliebig verlängern), dass man Informationen sammelt und auf Grundlage dieser Informationen Positionen einnimmt und damit an die Öffentlichkeit geht. Wie wollt Ihr denn bitte schön am 18. zu irgend einer Aussage kommen, wenn ihr die Themen vorher nicht schon mal diskutiert habt ??? Was nützt Euch ein Büropirat oder was auch immer, wenn er Eure Position nicht ermitteln kann? Der darf dann gegenüber der Presse nur aus dem Parteiprogramm zitieren, oder wie soll das gehen? Sauerland ist doch nur die Spitze des Eisbergs, sowohl personell wie thematisch. Wir wollt Ihr jemals irgendwie zu Potte kommen, wenn Ihr Euch in fünf Stammtische aufspaltet, die noch nicht mal alle Protokolle veröffentlichen? Nur weil man riskiert, das einer ne halbe Stunde mit der Straßenbahn fährt? Statt alle an einen Tisch zu setzen, werden komplizierte Konstruktionen erwogen, von Stammtisch-Sprechern, die sich untereinander austauschen. Mal ganz abgesehen von der ketzerischen Frage, mit welcher Legitimation die sprechen dürfen, kommt Euch das nicht auch irgendwie ... umständlich ... vor? Dann gibt es die Entscheidung, mal an einen Tisch zu kommen, dann muss die Welt still stehen, bis die Piraten soweit sind. Und wenn dann an einem Tisch verammelt sind, liegt der so voll, dass man ihn nicht leer gearbeitet bekommt.

Es gibt aber weder eine Diskussion, noch scheint es ein Interesse daran zu geben - zumindest schreibt keiner was dazu. Oder fehlt schlicht die Zeit? Dabei wird in dieser Stadt so viel gegen die Bürger und an den Bürgern vorbei entscheiden, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll nach Transparenz und Mitbestimmung zu rufen. Beides hatte ich für Piraten-Kern-Themen gehalten. Jetzt muss ich aber feststellen, dass das Abhalten von konsequenzfreien Stammtischen, an denen hemmungslos gequalmt werden können soll, was man dann für Freiheit hält, ein Selbstzweck ist, denn: Irgend etwas veröffentlichen darf man ja nicht, weil es ja nicht genehmigt ist.

Die GEMA-Gebühren auf dem Weihnachtsmarkt sind sicher auch ein Thema, und eine sympathische Methode, die Bürger anzusprechen, aber diese Stadt hat wirklich andere Probleme. Die OB-Abwahl ist da nur der Gipfel. Wobei dieses Thema grade für Piraten eigentlich von landesweitem, wenn nicht sogar bundesweiten Interesse sein müsste. Is aber nich, habe ich also auch falsch verstanden. Piraten haben andere Prioritäten.

Natürlich habe ich auch andere Piraten kennen gelernt, aber ich musste auch sehen, dass jeder, der versucht, zu einer politischen Aussage zu gelangen, sofort Knüppel zwischen die Beine geworfen bekommt. Knüppel? Nein, eigentlich sind es "Windbeutel", große Worte wie Transparenz oder "echte Mitmachdemokratie". Wenn man aber nachfragt, was sich hinter diesen Worthülsen verbirgt, dann fallen solche "Windbeutel" sehr schnell zusammen und es bleibt nichts übrig. Diskussionen sind lästig, halten nur auf, und sind vielleicht sogar von anderen Parteien gesteuert, um die Piraten aufzuhalten und am Erfolg zu hindern. Größenwahn hat eine neue Inkarnation gefunden!

Einen Stammtisch, an dem verpflichtungs- und vorbildungsfrei politisiert aber keine Politik gemacht wird, kann ich in der Kneipe um die Ecke haben, und das auch noch rauchfrei.

Zuerst wollte ich detailliert auf Armins Ausführungen eingehen, doch als ich an die folgende Stelle kam, war mir klar, dass wir so weit auseinander liegen, dass es nur Verschwendung seiner und meiner Zeit ist, damit weiter zu machen.

Wenn das, was Armin hier vertritt, Piratenposition werden sollte, dann sind die Piraten nicht meine Partei.

Hierum geht es:


ich finde, ich habe einen halbwegs durchdachten standpunkt zu dem fall.
der mann ist 2009 bei ca 346k wahlberechtigten mit 74186 stimmen oder 44,6% gewählt worden

achtung kleine rechenaufgabe: wenn 74186 = 44,6% dann sind 55,4% (die leute, die sagen dürfen, wir waren gegen adolf) = 92150

bei 346000 wahlberechtigten heisst das, das 346000 - 92150 = 253850 bürger adolf das mandat (den auftrag) erteilt haben, 6 jahre den bürgermeister zu geben. alle nichtwähler haben mit der nichtwahl gesagt: ich schliesse mich der mehrheit an...
deswegen ist es übrigens eine gute idee, doch mal wählen zu gehen...

jetzt kommst du und ein paar hundert? tausend? andere und fordern seinen rücktritt...und er soll dann sagen, naja wenn duisblog das sagt...dann scheiss ich auf den auftrag der 253850 duisburger und schmeiss die brocken hin?

zu schuld und sühne...äh, verantwortung...ich bin der meinung, entweder er ist schuldig, dann muss er gehen. oder die schuld liegt bei jemand anderem, dann hat gefälligst der andere zu gehen...oder rausgeschmissen zu werden. die ganze "politische verantwortung" ist mir äusserst suspekt und kommt bei mir immer wie ein instrument des gegners an, um mobbing zu rechtfertigen. s.o.



Pressenotiz oder nicht ist eigentlich inzwischen eine Nebensache, es geht eher um die grundsätzlichen Einstellungen zu Teilhabe. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen:

Wer schweigt stimmt zu!
Politische Verantwortung gibt es nicht, sondern ist ein Mobbing-Instrument des politischen Gegners!

(Ganz abgesehen davon, ist obige Rechnung auch noch völlig unpolitisch, einfach nur rechnerisch falsch.)

Besser kann man das Gegenteil von dem, was ich mir unter mehr Demokratie, Bürgernähe und Transparenz vorstelle, nicht auf den Punkt bringen.

Mein Verständnis von Demokratie ist nicht, dass jemand gewählt wurde, von denen, die ihm seine Stimme gegeben haben und schon gar nicht von allen, die nicht gegen ihn gestimmt haben, und der kann dann für die Zeit seines Mandates machen was er will. Leute, die so etwas vertreten, lassen mich das schlimmste befürchten für den Fall, dass sie selber mal in irgend ein Amt gewählt werden. Verantwortungsvergessene Politiker haben wir schon genug, dafür brauchen wir nicht noch eine weitere Partei.

Nach Deinen Grundsätzen war auch die gestrige Volksabstimmung über Stuttgart21 undemokratisch und krakelen, schließlich ist S21 legal beschlossen.

Ich frage mich nur: Bekommt das keiner mit, was hier so geäußert wird? Oder ist das Euer aller Überzeugung? Oder ist es im Sinne der Vielfalt und Toleranz egal? Oder sogar gewünscht?

Warum bin ich überhaupt zu den Piraten gekommen?

Seit 17 Monaten suche ich eine Möglichkeit, für diese Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Hunderttausende haben diese Stadt besucht, 21 junge Menschen sind von hier nicht mehr zurück gekommen, obwohl sie gutgläubig hier her kommen konnten, in der Annahme, dass die Veranstaltung sicher ist. Sie war nicht sicher, weil Fahrlässigkeit und kommerzielle Interessen die Oberhand gewonnen haben. Die Öffentlichkeit wurde im Vorhinein auch von der Genehmigungs- und Kontrollbehörde belogen und hinterher hat niemand die Verantwortung dafür übernommen, sondern Machtgier und Parteipolitik setzen sich durch und schädigen damit unsere Gesellschaft. Das ist legal, aber nicht demokratisch. Also muss man dafür kämpfen, dass die Gesetze geändert werden.

Seit diesem Zeitpunkt steht die Kommunalpolitik bei mir unter "verschärfter Beobachtung". Und ehrlich gesagt, mir sind dabei die Augen übergegangen, was in dieser Stadt noch alles so passiert, was ich vorher allenfalls am Rande mitbekommen habe. War ja bequemer, wenn man nicht so genau hinschaut.

Eine Gesellschaft ist aber immer so strukturiert, wie die Menschen, die in ihr leben. Also kommt es auf mich an, dass ich mich selber engagiere und einbringe; wenn ich mich auf dem Sofa zurücklehne und nur meckere, darf ich mich nicht wundern, dass es so aussieht, wie es aussieht.

Bei den Piraten hatte ich gehofft, auf Menschen zu treffen, die sich für Politik interessieren, denen es nicht zu viel Mühe ist, sich mit Sachthemen auseinanderzusetzen und dann öffentlich Positionen in Richtung mehr Demokratie und Transparenz vertreten. Es gibt sie auch, aber sie sind leider nicht tonangebend.

Bei einem Punkt muss ich allerdings doch nachhaken:


duisblog:
Ein wesentliches Element repräsentativer Demokratie ist die Möglichkeit, politische Entscheidungsträger institutionell zur Verantwortung zu ziehen, falls sich deren Entscheidungen im Nachhinein als falsch erweisen.

Armin:
jo, das machen wir in duisburg gerade, indem wir uns an demokratische regeln halten und ein abwahlverfahren erwirkt haben. du willst das nicht im ernst als begründung für das rumkrakeelen "geh nach hause, du alte sauerland" gelten lassen?



Wo habe ich rumkrakelt?
Wo habe ich das gesagt?
Meinst Du die Menschen, die z.B. ei der Eröffnung des Weihnachtsmarktes Sauerland ausgepfiffen haben? Ich war nicht dabei, allerdings nur, weil ich zu der Zeit noch arbeite und keine Zeit habe. Du wirst wieder behaupten, dass so nicht gesagt zu haben, (dass ist auch das Problem, dass Du nie etwas genau sagst), aber darauf läuft es hinaus: Demonstrationen sind jenseits demokratischer Regeln? Menschen, die Ihr Grundrecht auf freie Meinungsäußerung in Anspruch nehmen, sind "Rumkrakeler". Das passt sehr gut zu Deiner Äußerung weiter oben zu Verantwortung.
Und wer ist "wir"?
Wo haben die Piraten, wo hast DU ein Abwahlverfahren erwirkt ?????
Könnte ja sein, dass Du z.B. Briefe an Politiker geschrieben hast, und sie aufgefordert, die GO zu ändern; könnte ja sein, dass Du als sachkundiger Bürger zur Anhörung im Landtag warst; könnte ja sein, dass Du Dich mit Duisburger Politikern getroffen hast, um mit ihnen über die politischen Möglichkeiten zu diskutieren.
Hast Du?
Warst Du?
Worin besteht sonst Deine Teilhabe an der Erwirkung des Abwahlverfahrens?

O, Entschuldigung, nun habe ich drei mal gefragt, hoffentlich fühlst Du Dich nun nicht gemobbt. (Aber ich weiß schon, Du wirst genau diese Bemerkung benutzen, um die eigentlichen Fragen nicht beantworten zu müssen).

Ich bleibe gespannt, was ich nach dem Mitgliederversammlung an stadt- und weltbewegenden neuen Erkenntnissen über die Piraten in der Zeitung lesen werde. Vielleicht bewegt sich ja doch noch etwas in die Richtung, das ich sagen kann, die Piraten sind meine Partei, aber ich habe - leider - wenig Hoffnung. Ich muss einfach noch mal drüber nachdenken.

Gruß
Dirk




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