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nrw-duesseldorf-talk - Re: [Ddorf-Talk] Anti-Castor-Bündnis Düsseldorf

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Betreff: Kreisverband Düsseldorf - TALK - (Nordrhein-Westfalen)

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Re: [Ddorf-Talk] Anti-Castor-Bündnis Düsseldorf


Chronologisch Thread 
  • From: "Sebastian Kreutz | Piratenpartei NRW" <sebastian.kreutz AT piratenpartei-nrw.de>
  • To: <nrw-duesseldorf-talk AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ddorf-Talk] Anti-Castor-Bündnis Düsseldorf
  • Date: Mon, 21 Mar 2011 01:21:23 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nrw-duesseldorf-talk>
  • List-id: <nrw-duesseldorf-talk.lists.piratenpartei.de>

Gerne, beschäftige mich mit dem Thema seit ein paar Jahren :)

 

Die Kernfusion ist quasi das genaue Gegenteil der Kernspaltung. Im Prinzip ist es die Miniaturisierung der Sonne. In einem Fusionsreaktor werden Deuterium und Tritium (zwei Wasserstoff-Isotope) miteinander verschmolzen. Dabei entsteht das Edelgas Helium als Endprodukt – und jede Menge Energie.

 

Um auf der Erde einen solchen Prozess in Gang zu bringen werden diese Elemente unter magnetischem Einschluss auf eine Plasmatemperatur von 100 Millionen °C gebracht. Der Vorteil gegenüber der Kernspaltung: Es entstehen keine hochradioaktiven Spaltprodukte und es kann keine unkontrollierte Kettenreaktion entstehen. Sobald ein Ungleichgewicht im Plasma entsteht, passiert höchstens eines: der Reaktor geht sofort aus.

 

Bei Fusionsreaktoren ist das Hauptproblem daher, die Reaktion im Gange zu halten und dabei genug Energieeffizienz zu liefern. In Europa gibt es mehrere Reaktoren vom Bautyp Tokamak (http://www.toodlepip.com/tokamak/pictures/jg99-518-1bmed.jpg), darunter auch einer in Jülich. Das Problem bei diesem Bautyp: Um die Reaktion am Laufen zu halten, muss ein starker ansteigender Plasmastrom induziert werden, daher kann dieses Modell nur im Impulsbetrieb arbeiten. Um eine Dauerstrich-Leistung zu ermöglichen, müsste der Plasmastrom in sich verdrillt sein, wie in diesem Modell zu sehen: http://www.scope-online.de/upload_hoppenstedt/6952130_big_702317.jpg

 

Der Plasmastrom wird dabei von supraleitenden Magneten eingefasst und bis vor ein paar Jahren war es noch gar nicht möglich, sowas überhaupt in der benötigten Präzision zu bauen oder gar zu entwerfen/simulieren. In Greifswald wird ein solcher Stellarator derzeit gebaut und soll 2014 erstmals zünden und bei Entladungen von 30 Minuten die Praxistauglichkeit der Technologie erforschen.

 

Zusammengefasst die wichtigsten Punkte zu Fusionsreaktoren unter umweltrelevanten Gesichtspunkten:

 

Vorteile

·         Keine unkontrollierbaren Kettenreaktionen

·         Keine radioaktiven Spaltprodukte

·         Effizienz: Der benötigte Brennstoff für den Energiebedarf eines Jahres-Familienhaushalts lässt sich aus einer Flasche Meerwasser und drei Steinen gewinnen

·         Das Isotop Tritium wird direkt im Kraftwerk aus der Energie des Reaktors gebrütet

·         Keine Emissionen außer Helium (freut sich die Luftballon-Industrie ^^)

·         Arbeitet im Dauerstrich-Betrieb (Stellarator)

 

Nachteile

·         Keine kurzfristige Lösung, noch viel Forschungsbedarf zu Materialien und Optimierung der Effizienz

·         Die Bauteile sind sehr teuer

·         Im Laufe der Lebensdauer des Reaktors wird durch die Neutronenstrahlung über die Zeit das Reaktorgehäuse aktiviert und dadurch schwach radioaktiv. Die Halbwertszeit ist allerdings so gering, dass alte Reaktorgehäuse nur etwa 100 Jahre lang gelagert werden müssen, danach kann das Metall recycled werden.

 

An Fusion weiter zu forschen wird noch viel Geld und Zeit verschlingen, aber ich halte es nicht so mit dem Kurzfristigkeits-Wahn der typisch deutschen Politik. Wenn es länger dauert, eine dafür sehr nachhaltige Technologie auf Marktreife zu bringen, wird sie vielleicht genau zum rechten Zeitpunkt kommen, wenn die Grundlast schlichtweg nicht mehr durch fossile Brennstoffe abgedeckt werden kann.

 

@Seb: Woher hast du denn den Unsinn mit dem Thorium-Reaktor? Der wird nicht mit Atommüll befüttert, sondern wie der Name sagt mit Thorium. Einziger Vorteil ist, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Kernschmelze sinkt, da das Element mit Neutronen angefüttert werden muss. Der Reaktor produziert weniger Müll, der dafür aber deutlich heftiger strahlt als der, den wir jetzt schon haben. In Deutschland ist der Ansatz seit den späten 80ern passé. Die Relikte der Technologie kannst du dir in Hamm ansehen.

 

@Kai: Was du zum Thema Photosynthese gepostet hast, verfolge ich auch schon eine ganze Weile. Wenn man es schafft, die Funktionsweise von Chlorophyll auf industriellem Maßstab zu synthetisieren, könnte das die Mobilitätsprobleme lösen (Brennstoffzellen-Autos). Lieber Wasser als Abgas als CO2 J

 

 

 

 

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: nrw-duesseldorf-talk-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:nrw-duesseldorf-talk-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Dave-Kay
Gesendet: Montag, 21. März 2011 00:19
An: nrw-duesseldorf-talk AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [Ddorf-Talk] Anti-Castor-Bündnis Düsseldorf

 

Ahoi,

 

Am 20. März 2011 23:50 schrieb Seb666 <piratenpartei AT seb666.de>:

 

> Wo ist denn bitte das Problem der weiteren Erforschung der Atomkraft und

> Nutzung von Kernspaltung? Wenn wissenschaftler in zehn Jahren mit einem

> Atommüll-freien Reaktor um die Ecke kommen, wäre das doch top. Wenn wir die

> Forschung einstellen, bleiben wir auf dem heutigen Level stehen...

 

Nun, die angesprochene Forschung, seitens Sebastian galt der Fusion,

nicht der Spaltung.

Anscheinend, ich weiß zu wenig über die Fusion, ist die Fusion mit

deutlich weniger Risiken besetzt.

Bei der Spaltung gilt aber die gleiche Regel wie in der EDV > "es gibt

keine 100%ige Sicherheit".

Daraus schließe ich, Fukushima ist möglich, überall. Das Risiko allein

reicht mir, um die Spaltung abzulehnen.

Da Sebastian über Wissen zur Fusion zu verfügen scheint, würde ich

gerne von ihm etwas dazu hier lesen *hint* ;-)

 

btw. viel spannender finde ich persönich das hier

http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-12083-2010-08-10.html

 

Gruß

Kai

 

--

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