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bergisches-land - [Bergisches Land] Seit 5 Wochen Pirat in Wuppertal...

bergisches-land@lists.piratenpartei.de

Betreff: Regionalgruppe Bergisches Land (Nordrhein-Westfalen)

Listenarchiv

[Bergisches Land] Seit 5 Wochen Pirat in Wuppertal...


Chronologisch Thread 
  • From: Jörg Heise <gjheise@googlemail.com>
  • To: bergisches-land@lists.piratenpartei.de
  • Subject: [Bergisches Land] Seit 5 Wochen Pirat in Wuppertal...
  • Date: Sun, 6 Nov 2011 13:53:47 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/private/bergisches-land>
  • List-id: "Regionalgruppe Bergisches Land \(Nordrhein-Westfalen\)" <bergisches-land.lists.piratenpartei.de>

...ein paar Mal den Stammtisch in Barmen besucht und nun - ganz schön frustriert. Warum?

Da sind zunächst die völlig unübersichtlichen Strukturen im Web. Ich fühle mich erschlagen von den unterschiedlichen Plattformen: Wiki, Piratenpad, Forum, Site der Bundespartei, Site des Landesverbands, piraten-bergisches-land.de, live.piratenpartei.de, planet.piratenpartei.de. Außerdem Liquid Feedback, Mailinglisten, Mumble, usw. 

Es ist für mich keine Frage der Technik. Ich kann die Tools und Plattformen bedienen. Nur: eine nachvollziehbare Struktur entdecke ich nicht, finde daher die gesuchten Informationen oft erst nach langer Suche oder überhaupt nicht. Das nervt, ist unproduktiv, ein Zeitkiller. Im übrigen setzt auch die von den Piraten auf politischer Ebene geforderte Transparenz den leichten Zugriff auf Daten und Informationen voraus. Die Piraten werden in dieser Beziehung ihrem eigenen Anspruch nicht ansatzweise gerecht. Transparenz erreicht man nicht dadurch, dass man alles veröffentlicht, was je gedacht und aufgeschrieben wurde. Man muss es auch auffindbar machen.

Dann der Stammtisch: auf ca. 10 "Altpiraten" auf der einen Seite prallen auf der anderen 20 Gäste (jede Woche neue) und "Neupiraten". Während die "Altpiraten" die anstehenden organisatorischen Fragen klären (könnte man das nicht viel besser im Mumble tun?), versuchen die Gäste soviel wie möglich über die Piraten zu erfahren. Als "Neupirat" sitze ich verloren dazwischen, schließlich kenne ich weder die Personen, noch die Aufgaben und Entscheidungsprozesse. Niemand versucht, aus interessierten Gästen Piraten zu machen, und niemand versucht ernsthaft, die Neupiraten zu integrieren. Jeder darf kommen, aber das war's dann auch schon.

Und über konkrete politische Themen und Ziele wurde bei keinem meiner Stammtischbesuche gesprochen. Kann man sich ja alles im Web zusammensuchen...

Auch die Kommunikation per Mailingliste war zunächst neu und interessant für mich, mit der Zeit eher nervtötend und zeitraubend. Ich habe gelernt, dass es offenbar in Solingen extrem schwierig ist, den Standort eines geplanten Infostandes genau zu beschreiben. Ich habe eine Einladung zur Halloweenparty und zum Bundesparteitag bekommen, aber keine zur Kreismitgliederversammlung. Statt Detailfragen schnell 'unter zwei Augen' zu klären, ist es schick (oder gedankenlos) alle Abonnenten der Mailingliste zuzumüllen.
Und ich stelle fest, dass ich mich mit dem Ton der Kommunikation schwer tue. Ich erwarte unter zivilisierten, erwachsenen Menschen, die noch dazu in der Zukunft entscheidend die politische Meinungsbildung beeinflussen wollen, einen von gegenseitigem Respekt und Achtung geprägten Kommunikationsstil. Persönliche Angriffe und Beleidigungen sind meines Erachtens völlig überflüssig und erschweren Sachdiskussionen anstatt ihnen zu dienen. 

Nebenbei: Zur 'Kreismitgliederversammlung' hätte man prima über die Mailingliste einladen können. Vielleicht gleich mit Tagesordnung. Die Pressemitteilung gehört auch auf die Website und in der 'Terminvorschau' steht für den 07.11. nur der Stammtisch. Naja, gut wenn man als Pirat noch die WZ abonniert hat.

Und während ich mir im Kalender die Termine der nächsten Tage anschaue, finde ich einen Link zu einem 'internen Kalender'. Was ist das nun? Ich dachte, die Piraten predigen nicht nur Transparenz, sondern leben sie auch vor?!

Ein wenig kommt es mir so vor, dass die "Altpiraten" sich zwar über den personellen Zuwachs der letzten Wochen freuen, sich geschmeichelt angesichts der großen öffentlichen Zustimmung fühlen, aber im Grunde keine neuen Piraten wollen und brauchen. Ich gewinne den Eindruck, für viele "Altpiraten" ist die Piratenpartei eine Art "Ersatzfamilie". Das erklärt das Verhalten:Einer Familie kann man schließlich auch nicht beitreten, sondern wird (bei Sympathie und nach entsprechender Bewährung) wohlwollend aufgenommen. Das ist ja im übrigen auch das Crew-Konzept, wie ich es verstanden habe.

Die Piratenpartei ist eine basisdemokratische, eine Mitmach-Partei. Das stimmt. Theoretisch. Denn Mitmachenkönnen setzt das Wissen darüber voraus, welche Themen an welchen Orten diskutiert werden und welche Historie besteht. Sich diese Informationen zu beschaffen, ist Nerds und Freaks vorbehalten, denen es Freude macht, sich durch das Dickicht zu wühlen. 

Die On- und Offline-Strukturen entsprechen denen eines kleinen Haufens engagierter Kämpfer - und das meine ich überhaupt nicht negativ. Diese Strukturen sind aber einer stark wachsenden Partei, die in den nächsten Jahren in die Parlamente einziehen will, nicht gewachsen. Da muss dringend etwas getan werden. Und das nicht nur auf der großen Bühne, sondern es muss ganz unten auf den Stammtischen anfangen. Sonst wird die Piratenpartei erleben, dass viele Neumitglieder sich genauso schnell wieder verabschieden, wie sie dazugekommen sind. Dann bleibt die Piratenpartei eine Nerd-Partei, ein kleiner Haufen engagierter Kämpfer.

So, nun könnt ihr einen Shitstorm entfachen und die Müllkübel über mir ausschütten.

Viele Grüße und einen schönen Sonntag noch
Jörg





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