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ag-waffenrecht - [Ag-waffenrecht] Risikokompetenz

ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Waffenrecht

Listenarchiv

[Ag-waffenrecht] Risikokompetenz


Chronologisch Thread 
  • From: Heiko Humbert <heiko.humbert AT gmx.de>
  • To: Ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [Ag-waffenrecht] Risikokompetenz
  • Date: Wed, 30 May 2012 10:03:41 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-waffenrecht>
  • List-id: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht.lists.piratenpartei.de>

Was sich die Waffengegner vielleicht mal klar machen sollten, ist, daß
sie über eine mehr als mangelhafte Risiko-Kompetenz bzw.
Risikoeinschätzung verfügen.

Je unwahrscheinlicher die Gefahr, desto mehr fürchten sie sich davor
(oft nicht mal persönlich, sondern daß es überhaupt passiert). Da wird
sich in eine Furcht/Angst/Hysterie reingesteigert, die von den Medien
trefflich bedient wird.

Wir haben folgende Statistik (alles nachprüfbar):

1 : 37.000 Gefahr, in Deutschland durch ein Tötungsdelikt aus dem Leben
zu scheiden
1 : 215.200 Gefahr, in Deutschland durch eine Schusswaffe ums Leben zu
kommen (alle - legale, illegale und Behördenwaffen gemischt)
1 : 3.725.000 Gefahr, in Deutschland durch eine legal besessene
Schusswaffe um‘s Leben zu kommen (incl. Polizeiwaffen o.ä.)

Komplette Statistik mit Quellen und zusätzlichen Vergleichen am Ende des
Posts. (Weiß leider wieder nicht mehr, wer in der AG diese tolle
Aufstellung zusammengestellt hat, aber nochmal herzlichsten Dank dafür,
denn es zeigt deutlich wie realitätsblind viele Leute sind).


Ich frage mich echt, wie es um das Weltbild und den Realitätssinn eines
Menschen bestellt ist, der Angst davor hat erschossen zu werden, obwohl
das eine der unwahrscheinlichsten Todesarten ist, die einem in
Deutschland zustoßen können. Die Gefahr ist so gering, daß man sie
vernachlässigen kann. Die Gefahr mit einer legalen Waffe erschossen zu
werden ist sogar noch sehr viel geringer. Aber Statistiken lesen,
richtig zu interpretieren und zu begreifen fällt offensichtlich schwer.
Manche wollen das auch gar nicht, weil damit ihr verdrehtes Weltbild
einen Knacks bekommen könnte.

Wer sich so von dem Drama einwickeln lässt, das Medien und Politik draus
machen, der ist für mich kein seriöser Gesprächspartern, wenn er sich
nicht von den offensichtlichen Fakten überzeugen lässt. Es ist einfach
eine Tatsache, daß das Sicherheitsrisiko im Umgang mit legalen Waffen
derart gering ist, daß vernünftige, gebildete Menschen darüber gar nicht
nachdenken müssten (von Piraten erwarte ich Vernunft und die Fähigkeit
Statistien zu lesen). Das Restrisiko ist mit vertretbarem Aufwand nicht
mehr weiter zu senken. Schon ein Gutteil der letzten Korrekturen im
WaffG waren reine Kosmetik, die kein bisschen zur Sicherheit beigetragen
haben. Der einzige Effekt ist eine "gefühlte Sicherheit" - die effektiv
eine Lüge ist, die so mancher Uninformierte gerne schluckt.

Umgekehrt gehen die Waffengegner jeden Tag hundertfach Risiken ein, die
sie nicht bemerken, verdrängen oder völlig falsch einschätzen. Da gucken
sie aber nicht hin. Nein, es muß etwas sein, worüber man sich aufregen
kann, wo Emotionen hochkommen und - natürlich - wo die Schuld einem
Sündenbock zugeschoben werden kann, den man dann auch adäquat in die
Wüste jagt.

Es wird versucht ein bereits minimales Risiko auf Null zu senken. Jeder
intelligente und vernünftige Mensch weiß, daß das nicht geht. Die
Mißbrauchsrate durch Legalwaffen ist sowieso sehr viel niedriger als sie
nach dem statistischen Mittelwert sein könnte. Das spricht für den
legalen Waffenbesitz, das spricht für die Waffenbesitzer und gegen die
Hysteriker.

Echte Piraten haben den Anspruch sach- und faktenorientiert zu
argumentieren. Das Waffenrecht ist hochkomplex und sehr widersprüchlich
(um nicht zu sagen "teilweise idiotisch"). Wer sich da nicht gründlich
einarbeitet kann nicht mitreden - das gilt vor allem für die Gegner, die
immer nur an der Oberfläche kratzen, denen es mehr um Befindlichkeiten
als um Tatsachen geht.

Ja, wir müssen mit der Hand voll von Toten durch legale Schußwaffen pro
Jahr leben. Die Zahl kriegt man nicht weiter gesenkt. Ja - wir müssen
mit Amokläufen leben, das ist ein gesellschaftliches Problem, das man
mit Verboten nicht in den Griff bekommt. Wir müssen mit dem
100.000fachen Tod durch andere Ursachen um uns herum leben, auch wenn
wir das kaum bemerken, weil nicht darüber berichtet wird.

lg
Heiko



Statistische Risiken
(Stand: 25.12.2011)
1 : 575 Risiko, Opfer gefährlicher und schwerer Körperverletzung zu
werden (4)
1 : 670 Wahrscheinlichkeit, an Multipler Sklerose zu erkranken (1)
1 : 750 Risiko, an den Folgen des Tabakkonsums zu versterben (1)
1 : 2000 Risiko, an den Folgen eines Alkoholkonsums zu versterben (1)
1 : 4600 Gefahr, an einem Colon-Karzinom zu versterben (1)
1 : 4800 Gefahr, an Brustkrebs zu versterben (1)
1 : 8000 Gefahr, im Straßenverkehr ums Leben zu kommen (2)
1 : 8.800 Chance, in Deutschland durch einen Suizid aus dem Leben zu
scheiden (1)
1 : 37.000 Gefahr, in Deutschland durch ein Tötungsdelikt aus dem Leben
zu scheiden (4)
1 : 43.000 Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Arbeitsunfalls (2)
1 : 50.000 Wahrscheinlichkeit, an „Amyotropher Lateralsklerose (ALS)“
zu erkranken (1)
1 : 55.000 Risiko, durch den Konsum illegaler Drogen ums Leben zu kommen
(1)
1 : 140.000 Risiko, bei einem Badeunfall zu ertrinken (1)
1 : 215.200 Gefahr, in Deutschland durch eine Schusswaffe ums Leben zu
kommen (5)
1 : 500.000 Risiko, bei einem Zugunglück umzukommen (2)
1 : 533.400 Gefahr, in Deutschland einen Giftschlangenbiss zu bekommen
(3)
1 : 1.1 Millionen Gefahr, bei Naturkatastrophen zu sterben (2)
1 : 1,1 Millionen Möglichkeit, bei einem Terroranschlag ums Leben zu
kommen (2)
1 : 1,2 Millionen Gefahr eines Todessturzes aus dem Bett (2)
1 : 2,8 Millionen Gefahr, bei einem Linienflug zu sterben (2)
1 : 3,5 Millionen Gefahr, in Deutschland durch einen Giftschlangenbiss
zu sterben (3)
1 : 3.725.000 Gefahr, in Deutschland durch eine legal besessene
Schusswaffe um‘s Leben zu kommen (incl. Polizeiwaffen o.ä.) (5)

(1) Wikipedia
(2) dpa, zitiert nach KÖLNER STADT-ANZEIGER, 18. Oktober 2011
(3) DER ARZNEIMITTELBRIEF, Oktober 2011
(4) Polizeiliche Kriminalstatistik 2010
(5) Jahresbericht „Waffen- und Sprengstoffkriminalität in der
Bundesrepublik Deutschland“ 1999




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