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Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Risikovorsorge gegen mangelnde Versorgungssicherheit und Energiesteuer
Chronologisch Thread
- From: Gunnar Kaestle <gunnar.kaestle AT gmx.net>
- To: AG Energiepolitik <energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de>
- Cc: Josef Göppel <josef.goeppel AT bundestag.de>, Michael Kauch <michael.kauch AT bundestag.de>, Niko Paech <niko.paech AT uni-oldenburg.de>, AG Nachhaltigkeit <ag-nachhaltigkeit AT lists.piratenpartei.de>, AG Umwelt <ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Risikovorsorge gegen mangelnde Versorgungssicherheit und Energiesteuer
- Date: Tue, 18 Sep 2012 23:08:24 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
- List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>
Hi Johannes,
Ich finde es so gut und knackig.
Joseph Tainter (Antropologe) und Tad Patzek (Erdölgeologe) haben zusammen das Buch geschrieben: Dilling Drown - The Gulf Oil Debacle and Our Energy Dilemma, Copernicus Books, New York, 2012.
Darin gibt's auch ein Kapitel aus Tainter's Lieblingsthema:
"The Benefits and Costs of Complexity"
in dem er den Aufstieg und Fall des Römischen Imperiums beschreibt.
http://www.youtube.com/playlist?list=PL7D613ABAE66E3452
(Die Energiequelle Feuerholz wird in dem Buch "A Forest Journey: The Role of Wood in the Development of Civilization" von John Perlin behandelt)
Kurz: eine komplexe Gesellschaft ist leistungsfähiger, hat aber auch höhere Kosten, die in der Regel durch höhere Energie bezahlt wird. Die Römer konnten während der Expansionsphase davon profitieren, dass sie aus den neuen Provinzen gespeicherte Sonnenenergie (eine Agrargesellschaft legt sowas in Vorräten, Artefakten wie Silbermünzen oder auch versklavbarem Bevölkerungswachstum an) abziehen konnten.
Nach Ende der expansiven Zeit musste man sich umstellen auf eine Wirtschaftsweise, bei der nur noch die jährlichen Erträge aus der Landwirtschaft für den Staat zur Verfügung standen. Dieser hatte aber mit abnehmenden Grenzerträgen der Komplexität zu kämpfen, d.h. Zivilverwaltung, Militär und Infrastrukturerhaltung haben bei Ausdehnung des Reiches immer weniger zusätzliche Problemlösungskompetenz gebracht und mehr gekostet.
Als die Zusatzerträge durch ertragreiche Feldzüge wegfielen, ist das System zerfallen. BTW: Das Oströmische Reich hat deutlich länger überlebt, weil man mit dem Rücken zur Wand eine Komplexitätsreduktion aktiv unterstützt hat (Soldaten zu Wehrbauern gemacht, dann braucht man keine Steuereintreiber übers Land zu schicken, um das Militär zu ernähren).
Wenn also die fossilen Energiesklaven nicht mehr in der Zahl zur Verfügung stehen, wie bisher, darf man davon ausgehen, dass
a) das bisherige System kollabiert (Kollaps ist definiert mit schneller Komplexitätsreduktion, wobei nach dem Kollaps des Weströmischen Reiches die Landbevölkerung einen besseren Ernährungsstatus hatte) oder
b) ein geordnerter Rückzug stattfindet auf ein Niveau, was nachhaltig bewirtschaftet werden kann. Das wird selbst mit den Erfolgen aus Wind-, Sonnenenergie und den noch zu erwartenden Innovationen im Speicherbereich m.E. nicht einfach, eine sanfte und kontrollierte Landung in den Abhangphase nach dem Peak Oil & CO. in den kommenden Jahrzehnten hinzubekommen.
Gruß,
Gunnar
Johannes Nix schrieb:
Hallo,
ich schlage die folgenden zwei Absätze als Bestandteil
des gemeinsamen Programmantrags der AGs Umwelt, Energie,
Nachhaltigkeit vor. Ich habe versucht, sie minimal und so kurz wie
möglich zu formulieren:
https://umwelt.piratenpad.de/schulterschluss?
....................................................................
Abschnitt 1.1, Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit, Absatz 4
"Die fossilen Energieträger wie Erdöl, Kohle und Erdgas gefährden bei
einer unverminderten Nutzung nicht nur die Erdatmosphäre durch
Verstärkung des Treibhauseffekts, sondern gewähren auch keine
langfristige Versorgungssicherheit mehr. Insbesondere die Versorgung
mit Erdöl kann nach Erkenntnissen von Experten schon kurzfristig
zurückgehen. Eine verantwortliche Energiepolitik muss Vorsorge für
diesen Fall treffen und die zu große Abhängigkeit in kritischen
Bereichen umgehend vermindern."
....................................................................
Weiterhin als neuer Abschnitt 1.5:
....................................................................
"1.5 Energiesteuer auf fossile Energieträger und Rückzahlung als
Energiegeld
Aufgrund des hohen Anteils fossiler Energieträger an der
Primärenergieversorgung und ihrer in Zukunft abnehmenden Verfügbarkeit
sind nachdrückliche Effizienzverbesserungen dringend erforderlich. Wir
befürworten daher eine erweiterte Besteuerung von fossilen
Energieträgern. Die Einnahmen daraus sollen als ein Energiegeld mit
gleichen Satz für jeden Bürger ausgezahlt werden. Dies soll
insbesondere Personen mit geringem Einkommen entlasten und
effiziente Energienutzung technikneutral fördern."
....................................................................
Ist das so wohl mehrheitsfähig? Habt ihr Verbesserungsvorschläge?
Den Abschnitt 1.5 sollten wir auf jeden Fall als Modul definieren,
so dass die Versammlung über konkurrierende Alternativen
frei entscheiden kann.
Ich beantrage, die beiden Abschnitte beim nächsten Mumble-Termin
zum gemeinsamen Antrag (Dienstag 20:30 NRW Server / Bund /
Energiepolitik ) durchzusprechen und über ihre Aufnahme abzustimmen.
Hier nochmal die Langtexte und Begründungen:
"Risikovorsorge gegen Peak Oil"
https://lqfb.piratenpartei.de/lf/initiative/show/4115.html
"Energiesteuer als Motor strukturellen Wandels", siehe auch
die Begründung der beiden teilweise übernommenen, alternativen Anträge.
https://lqfb.piratenpartei.de/lf/initiative/show/4146.html
Viele Grüße,
Johannes
--
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- [Ag-umwelt] Risikovorsorge gegen mangelnde Versorgungssicherheit und Energiesteuer im Schulterschluss-Antrag, Johannes Nix, 16.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] Risikovorsorge gegen mangelnde Versorgungssicherheit und Energiesteuer im Schulterschluss-Antrag, Hanns-Jörg Rohwedder, 17.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Risikovorsorge gegen mangelnde Versorgungssicherheit und Energiesteuer, Gunnar Kaestle, 18.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Risikovorsorge gegen mangelnde Versorgungssicherheit und Energiesteuer im Schulterschluss-Antrag, Johannes Nix, 26.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Risikovorsorge gegen mangelnde Versorgungssicherheit und Energiesteuer im Schulterschluss-Antrag, René Heinig, 26.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Risikovorsorge gegen mangelnde Versorgungssicherheit und Energiesteuer im Schulterschluss-Antrag, Dr. Volker Jaenisch, 26.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Risikovorsorge gegen mangelnde Versorgungssicherheit und Energiesteuer im Schulterschluss-Antrag, Moritz Richter, 26.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Risikovorsorge gegen mangelnde Versorgungssicherheit und Energiesteuer im Schulterschluss-Antrag, René Heinig, 26.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Risikovorsorge gegen mangelnde Versorgungssicherheit und Energiesteuer im Schulterschluss-Antrag, Bernd, 26.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Risikovorsorge gegen mangelnde Versorgungssicherheit und Energiesteuer im Schulterschluss-Antrag, Johannes Nix, 26.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Risikovorsorge gegen mangelnde Versorgungssicherheit und Energiesteuer im Schulterschluss-Antrag, René Heinig, 26.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Risikovorsorge gegen mangelnde Versorgungssicherheit und Energiesteuer im Schulterschluss-Antrag, René Heinig, 26.09.2012
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