ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Ag-umwelt mailing list
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- From: "Dr. Volker Jaenisch" <volker.jaenisch AT inqbus.de>
- To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [Ag-umwelt] Nach Climategate kommt jetzt "Satelliten-Gate"
- Date: Thu, 26 Aug 2010 12:49:45 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
- List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>
Ahoi!
Steffen Thomas schrieb:
Bevor man in Blogs nachliesst, empfehle ich die Orginalliteratur.Dank Steffen habe ich nun Zugang zu der Orginalliteratur erhalten. Danke Steffen!
Ich möchte die auch von Steffen mehrfach erwähnte "Note of the Editor" hier mal in
Auszügen in meiner Übersetzung zum besten geben. In [[]] meine Anmerkungen [] Zitate aus dem Orginal.
"""
...
Wie Barret, Braterman und Courtney richtig feststellten, sind die Hauptlinien [[principal bands]] der
Infrarotabsorbtion von CO2 optisch dicht unter atmosphärischen Bedingungen. Wie, also, kann dann aus
einer erhöhten atmosphärischen CO2 [[Konzentration]] eine Erhöhung der Absorbtion von Infratrot Energie
resultieren?
Dies ist eine Streitfrage, welche bis in die frühen Jahre des 20 Jahrhunderts zurückreicht.
Obwohl das globale Erwärmungspotential (GWP) von CO2 tatsächlich geringer ist als das
anderer Treibhausgase, wie Methan, NOx, CFC [[Fluor-Clor-Kohlenwasserstoffe FCKWs]] und
CFC-Ersatzstoffen, ist es dennoch nicht Null.
Es war schon in den 1950er Jahren [2] erkannt worden, dass "heisse Bänder", hohe Rotations-Level, und am wichtigsten Flanken-Absorbtion von druck-verbreiterten Linien, alle beitragen zur Gesamt-Strahlungs-Bilanz
des zusätzlichen CO2-Eintrags [['all contribute to a net radiative forcing by incremential CO2']].
Weiterhin ist dieser Effekt nicht gleichförmig verteilt in der Atmosphäre - die Veränderung von
Druck, Zusammensetzung, Temperatur und Strahlungsfluß mit der Höhe muss explizit
miteinbezogen werden, man das GWP bestimmen möchte.
All diese Effekte sind implementiert in die Strahlungs-Transport-Modelle, welche eingebunden sind in die Globalen Strömungsmodelle, aus denen sich eine Strahlungsbilanz von ~ 4W/m^2 abschätzen läßt für
eine Verdoppelung der CO2 Konzentration der Atmosphäre (was ein mögliches Szenario für die Mitte des 21. Jh darstellt).
Dies ist ein Erfahrungswert [['Benchmark value'[] der breite Zustimmung in der Gemeinschaft der Klima modellierer hat. Aktuelle Zirkulationsmodelle sagen eine globale Temperaturerhöhung von 1-4°C voraus, wenn man diesen zusätzlichen Energieeintrag in die Atmosphäre zugrunde legt [3]. Die größten Unsicherheiten in diesen Modellen sind aber nicht die Strahlungstransport-Gleichungen sondern der Einfluss von Sulfat-Aerosolen [[4]], Energieaustausch zwischen Atmosphäre und Ozean, als auch die Wolken-Albedo [[unter dem Einfluß ]] zukünftiger globale und regionale Klimaveränderungen, welche Energieflüsse beitragen können, welche
vergleichbar oder größer sind als der Beitrag von CO2 allein. Auch gibt es viel Fragen betreffend
der möglichen Effekte solcher Klima-Veränderungen auf auf natürliche oder gesteuerte Ökosysteme, welche immer noch zu beantworten sind.
...
"""
[2] G.N. Plass, Qtly. J. R. Meteol. Soc. 82 (1956) 310
[3] IPCC 2nd Assessment Synthesis of Scientific-Technical Information (1995)
[[4]] Jaenisch, Volker, Dissertation : Der Einfluß turbulenter Mischungsprozesse auf die Bildungsraten atmosphärischer Aerosolpartikel (2002)
Ich schließe mich dem Editor in allen Punkten an. Das Institut für Troposphärenforschung (http://tropos.de) in dem ich promovierte wurde gegründet, um eine der Fragen, welche der Editor aufwirft (Einfluß der Aerosolpartikel auf den Strahlungshaushalt der Erde) zu untersuchen. Auf dem schwierigen Gebiet der Aerosolforschung sind in den letzten Jahrzehnten [Der zitierte Artikel ist 15 Jahre alt!] erhebliche Fortschritte zu verzeichnen.
* Die Intergration von Aerosolmodellen mit Strahlungstransportsimulationen ist erfolgt.
* Regionale Klimamodelle wie auch globale Modelle beziehen Bildungsraten von Aerosolpartikel und auch lokale Aerosolquellen mit ein.
* Die Messung von Aerosolen mit Laserfernerkundung LIDAR (Das Arbeitsfeld meiner Frau) über die gesamte Höhe der Atmosphäre wie auch die flächendeckende Erkundung der Aerosolverteilung über die Erdoberfläche wird mit Netzwerken bodengestützter Photometer (AERONET), LIDAR-Systemen (EARLINET) und satellitengestützten LIDAR Systemen (CALYPSO) auf breiter Front vorangetrieben.
* In situ Aerosolmeßgeräte wie auf dem Forschungsflugzeug Falcon (Vulkanstaubmessungen [Island]) oder auf Verkehrsmaschinen (CARIBIC) geben detaillierten Einblick in den antropogenen wie natürlichen Aerosoleintrag in die Atmosphäre.
Sicher sind auf diesem Feld auch noch einige Fragen offen. Aber es gibt soviel fundiertes Wissen, dass man diese Unsicherheiten gut abschätzen kann.
Und da kommen wir imho zu den eigentlichen Problemen.Es ist schwer die kambrischen Verhältnisse mit den heutigen zu vergleichen. Wie im oben angeführten
1. Die Wärmeleitfähigkeit von CO2 ist geringer als die von Luft.
Insofern kann CO2 schon eine bedeutende Rolle spielen. Nimmt man z.B.
das Kambrium daher, so war der Gehalt der Atmosphäre an CO2 (ganz ohne
Menschen) ca. 12 mal so hoch wie heute, die Temperatur am Boden lag etwa
7°C über der heutigen.
Zitat hängt beschrieben die Wirkung von CO2 von vielen anderen Einflußfaktoren ab. Also z.B. der
Wärmebilanz der Ozeane, Wasser/Luft/Zirkulation, Verteilung der Land/Wasser/Fläche, Albedo von Wolken, Bewuchs (Albedo des Boden) usw. Diese Verhältnisse waren damals deutlich anders als heute.
Ich denke es macht also keinen Sinn hier mit Verhältnisrechnungen "Damals so viel CO2 und so viel Grad, heute soviel CO" und soviel Grad" anzufangen. Allein die geringe O2 (1%)- und damit auch O3-Konzentration im
Kambrium hatte ein völlig anderes atmosphärische Spektrum zur Folge (O3 == Ozon ist auch stark strahlungsaktiv).
2. Wie schon angedeutet, spielt bei der Absortion elektromagnetischerJa. Das ist richtig. Wolken sind ein schwieriges Thema. Das IfT (http://tropos.de) hat zu diesem Zweck eine eigene Wolkensimulationskammer (http://www.tropos.de/ift_forschung.html [unten Links der Wolkenturm]) gebaut. Dort wird an einzelnen Wolkentröpfchen, wie auch an Wolkentröpfchenspektren geforscht. Auch wird die Interaktion von Aerosolen mit Wolken untersucht.
Strahlung im infraroten Spektralbereich Wasser eine wesentliche Rolle.
Nach meinem Kenntnisstand ist es z. B. bis heute problematisch, die
Ausdehung von Wolken exakt zu bestimmen.
Dies ist ein weites Feld, was vor allem daher schwierig ist, da In Situ Messungen in Wolken schwer durchführbar sind, auch wenn dies versucht wird (http://cloudlab.tropos.de/physik_ACTOS1.html).
Das bedeutet aber im Umkehrschluß nicht, dass es nicht Klimatologien von Wolkenbedeckungen und Wolkenalbedos geben würde. Diese fließen natürlich in die Klimamodelle ein.
3. Die Meldungen wie z. B. "Gletscher xxx nach soundsovielen JahrenDie mittelalterliche Warmzeit war ein auf Nordeuropa beschränktes Phänomen.
eisfrei" treibt sicherlich vielen Menschen den Angstschweiß auf die
Stirn, bedeutet im Klartext aber, das es eben genau vor sondsovielen
Jahren schon mal so warm war (Siehe zum Beispiel mittelalterliche
Warmzeit...).
Bringe bitte keine Argument, die entweder bei uns im Wiki oder auf "How to talk to sceptic" (http://www.grist.org/article/series/*skeptic*s) längst entkräftet sind.
4. Um beim Absorptionsvermögen im infraroten Bereich zu bleiben, andereLachgas und Methan werden glücklicherweise eher von Ozon und UV-Strahlung zerlegt als CO2 oder FCKWs.
"Treibhausgase" haben einen viel stärkeren Effekt (Methan, Lachgas) als CO2.
Die Verweildauer von CO2/FCKW ist daher um einiges höher als das von Methan und Lachgas in der Atmosphäre und damit auch deren Klimawirkung (über die Zeit). [Das soll aber nicht heißen, dass CH4, oder N2O ungefährlic h wären. Die Summe aller Effekte ist das Problem.] Gerade die FCKW oder CKWs sind wegen der langen Verweildauer (CO2 mehrere hundert Jahre) eine große Gefahr.
Glücklicherweise hat das Ozonloch und daraus resultierende Maßnahmen zumindest die Produktion von FCKW
gedrosselt und es ist ein Bewusstsein entstanden mit diesen Stoffen vorsichtig zu sein. Das dies so bleibt ist Aufgabe einer AG wie der unsrigen.
Ich könnte noch viele andere Punkte hier aufführen, aber ich will dasDas mit der goldenen Nase ist Käse. Ich kenne sehr viele Leute aus der Klimaforschung, aber niemand von denen hat eine solche. Wissenschaft, dass solltest gerade Du als Akademiker wissen, macht werde reich noch glücklich.
lassen. Sowohl die Rolle des CO2 als auch des Menschen beim Klimawandel
werde ich weiter kritisch hinterfragen, schon allein weil mit dieser
Panik(mache) ein Haufen Leute sich einen goldene Nase verdient haben und
noch immer verdienen.
Zum einen gibt es nicht mal im Ansatz genügend feste Stellen und zum anderen lernt man ständig alles zu hinterfragen und kann sich nie auf einer bequemen Verschwörungstheorie oder urbanen Legende ausruhen.
Und ich bin auch überzeugt, wenn wir als Menschen etwas tun können, dannDas ist sicher auch ein Punkt. Aber alles was ich zu diesem Thema gelesen habe war nicht überzeugend. Die antropogene Weltenergie-Produktion liegt immer noch weit unter 4W/m^2.
ist es die Vermeidung von unnützer Wärmefreisetzung.
Allerdings bin ich völlig Deiner Meinung, wenn es darum geht ineffektive Großkraftwerke stillzulegen und durch
effektive Kraft-Wärme-Kopplung auf kleinerer Skala die Wärme erstmal sinnvoll zu nutzen bevor sie in die Atmosphäre kommt.
Beste Grüße
Volker
--
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inqbus it-consulting +49 ( 341 ) 5643800
Dr. Volker Jaenisch http://www.inqbus.de
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